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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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vor Lust oder im Todeskampf zuckenden Mücken bedeckt.
    «Mama, was machen wir jetzt?»
    Mama ist eine schöne Frau um die vierzig und sehr intelligent. Sie ist die Chefin der Afrikaner hier, also Collins schwarze Hand. Und Mama sagt: «Wir fegen sie zusammen und machen McDonald’s draus.»
    «Für die Gäste? Oder die Angestellten?»
    Mama lacht.
    Trotz ihrer ansteckenden Fröhlichkeit macht die Besichtigungstour durch die Lodge jetzt weniger Spaß als gedacht. Wo immer uns Mama hinführt, Kungo ist schon da. Zuerst zeigt sie uns die sieben Chalets für die Gäste. Das sind keine Hütten, sondern kleine Dschungelpaläste. Wände, die mal Felsen waren, Böden aus Teakholz, Möbel aus Bambus, breite Natursteintreppen, die zu Dschungelköniginnen-Betten führen. Jedes Chalet ist anders, und jedes ist mit viel Geschmack, Kreativität und Liebe gebaut, eingerichtet und dekoriert. Die Bäder sind draußen, die Badewannen sehen wie riesige versteinerte Muscheln aus. Aber wen kümmert’s mit fickenden Mücken im Mund? Dasselbe gilt für die imposante zweistöckige Dining Hall im Kolonialstil und für die Restaurantterrasse auf einem Hügel über dem Strand, auf der man an Tischen, aber auch in Hängematten speisen und trinken kann. Es gilt für die Küche, das Lager, die Werkstatt und die Tischlerei, für die Wäscherei und auch das Bootshaus – Kungo wischt die fünf Sterne aus der Lodge. Sie ist zwar noch bewohnbar, aber nicht zu genießen. Und obschon Kungo lästig und eklig ist, freue ich mich über den Erkenntnisschub, den es bei Lisa lostritt.
    «Paradies ist anders», sagt sie.
    Wie recht sie hat, wie wahr das ist, wie überaus weise. Es gibt keine äußeren Paradiese. Das ist alles Quatsch. Es gibt auch kein neues Leben. Man nimmt das alte immer mit. Egal, was man im Reisegepäck vergessen hat, sich selbst vergisst man nicht. Die Launenhaftigkeit der neuen Heimat plus die Unverwüstlichkeit des alten Ichs bremsen die Freude, ein Gesetzloser zu sein, mächtig. Die Gesetze, die sich nicht abwerfen lassen: Nicht nur wir müssen sterben, es stirbt auch jeder Tag, jedes Gefühl, jedes Glück. Es gibt keinen Fluss ohne Wellen, es gibt kein Leben ohne Auf und Ab, und wenn es doch eins gibt, dann kenne ich es nicht. Die Lodge ist es jedenfalls nicht.
    Collin ist derselben Meinung. «Die Lodge ist kein Paradies, aber ein cooler Platz», sagt er.

    Wir sitzen inzwischen auf der Terrasse vor Collins Büro. Auf Stühlen, die so groß wie Sessel sind oder so groß wie der Dorfthron irgendeines Buschhäuptlings, und sie sind nicht wirklich bequem, man verliert sich ein bisschen in dem rustikalen Sitzmöbel, es sei denn, man hockt in ihnen entspannt im Schneidersitz, so wie Collin, manchmal legt er auch ein Bein auf den Tisch. Aus unerfindlichen Gründen sind hier weniger geile Mücken unterwegs als überall sonst in der Lodge, die Terrasse und das Büro werden von ihrem Massen-Gang-Bang weitgehend verschont. Vielleicht liegt es an der Küche, die dem Büro gegenüberliegt. Drinnen arbeiten sie mit Gas und Strom, aber davor ist noch eine kleine Grillküche mit einem gemauerten Feuerofen, und das Feuer ist immer an. Vielleicht mögen Zuckmückenschwärme, die wie Rauch aussehen, keinen echten Rauch, vielleicht liegt es an der Größe des Platzes, um den alle wichtigen Betriebsgebäude der Lodge gruppiert sind, vielleicht spricht hier die Thermik ein Wörtchen mit, die Strömungsverhältnisse der Winde, es weht ein bisschen über die Terrasse, und es kann auch sein, dass es alle Gründe zusammen sind, die Kungo von Collins Tisch fernhalten, während er uns das Konzept der Lodge erklärt.
    Es wurzelt in dem Wunsch, Afrika zu helfen. Richtig zu helfen. Schenken ist falsche Hilfe. Spenden auch. Wohin soll das führen, außer zu Abhängigkeiten? Hilfe zur Selbsthilfe ist der einzige Weg, und die fünf Gründer der Lodge, zu denen Collin nicht gehört, wussten darüber recht gut Bescheid, denn sie hatten jahrzehntelang für die UNESCO gearbeitet, bevor sie mit einer Cessna über die tausend unberührten Buchten des Malawisees flogen, um die schönste von ihnen auszusuchen. Umgeben von wilden Wäldern, wilden Tieren und ein paar abgelegenen Fischerdörfern. Das nächste ist zwei Stunden Fußmarsch entfernt. Keine Infrastruktur, keine Anschlüsse an die Adern der Zivilisation. Die Materialien, die es brauchte, um die Lodge aufzubauen, stammen aus den umliegenden Wäldern. Der Strom kommt aus Sonnenkollektoren, das Wasser wird aus dem

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