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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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weg. Der Bub flirtete. Ging es tatsächlich so rasant mit der pubertären Entwicklung?
    Mindestens genauso erfolgreich wie bei Beyoncé war Michael auf seinem virtuellen Streifzug gewesen. Er hatte eine gut sortierte Auswahl infrage kommender Campingplätze, Low-Budget-Unterkünfte und einiger weniger Hotels mit für uns adäquatem Preis-Leistungs-Verhältnis zusammengestellt. Dabei war die Unterkunft, die er präferierte, routiniert oben auf dem Stapel geordnet. Ich war sprachlos. Schon klar, die Pubertät glich bei den meisten Jugendlichen einer Berg- und Talfahrt der Gefühle. Sowohl für sie selbst als auch für die geplagten Eltern, die im einen Moment der liebe Papa und im nächsten das Arschloch waren. Wobei Michael die Verwendung fäkaler Ausdrücke äußerst restriktiv handhabte. Wenn ich alle halbe Jahre einmal despektierlich einen Kraftausdruck vor den Latz geknallt bekam, konnte ich mir also ganz sicher sein, mir meinen Titel redlich verdient zu haben.
    Aber eines war auch klar: Jetzt gerade profitierten wir von den Höhen, die Michael dabei erreichte. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich ihn einmal so zielorientiert und akribisch eine Aufgabe – Computerspiele ausgenommen – hatte erledigen sehen. Die Umstände und Notwendigkeiten des Reisens als natürlicher Katalysator des Reifeprozesses. Das Leben konnte so wunderbar sein.
    „Chimps` Nest“ gefiel Michael, weil es auf seiner Homepage ankündigte, die Tierwelt würde unsere Nachbarin sein. Und weil es – zumindest wieder laut den Angaben auf der Homepage – eine Regenwaldlodge war, wie man sich eine Regenwaldlodge eben so vorstellte: Eine Handvoll Holzbungalows auf Stelzen mitten im Nirgendwo, was in unserem Fall hieß, unmittelbar an der Grenze zum „Kibale Forest National Park“ – und mit einem herrlichen Ausblick auf dessen Nebel durchwobene Galeriewälder. Bis zum Besucherzentrum des Parks waren es weniger als zehn Kilometer, was genügend Sicherheitsabstand zu etwaigen touristischen Wallungen, aber auch einen kurzen Anreiseweg dorthin verhieß. Hin mussten wir in jedem Fall, denn nur dort gab es das, wofür sich der weite Weg für uns erst so richtig lohnte: Schimpansen.
    Eigentlich waren Schimpansen im Kibale Forest hinter jedem Baum zu finden, nur sehen ließen sie sich nicht. Denn Schimpansen sind äußerst scheu. Wollte man, dass sie nicht die Flucht ergriffen, sobald sie einen bemerkten, blieb nur die Möglichkeit, ein Permit für einen offiziellen Besuch bei einer der halbwegs habituierten Gruppen zu erstehen. Damit durfte man sich einen von Rangern geführten Trupp mit Teleobjektiven bewaffneter Naturliebhaber anschließen, dessen einziges Ziel es war, über Stunden durch den Regenwald zu laufen und darauf zu spekulieren, der Schimpansen-Hofstaat möge einmal seinen Fluchtreflex für einen Moment unterdrücken und sich länger als nur einen Augenblick lang angaffen lassen. Bevor die Bagage sich wieder in die Tiefen des Waldes verdrückte, ehe man klick sagen konnte und wenigstens ein paar Fotos ohne zu verwackeln geschossen hatte. Eine Garantie auf Sichtung gab es nämlich nicht. Dazu waren die Kameraden dann doch wieder zu schreckhaft.
    Aber wo außerhalb der gesetzlich garantierten Garantiebestimmungen der Europäischen Union bekam man schon noch etwas garantiert? Schimpansen hin oder her, in den Tiefen des mehr als 750 Quadratkilometer großen Berg- und Regenwaldsystems des Kibale Forest National Park lauerte eine Armada großer und kleiner, animalischer und pflanzlicher Freaks darauf, uns in ihre Welt von fressen und gefressen werden, von Mimikry und Mimese zu entführen, sobald wir auf unserer Visite ihr Reich betraten.
    Als ob dies noch nicht reichte, uns unserer Sinne zu berauben, hatte Afrika noch Potenzial nachzulegen. Für den Fall, es wäre noch nicht genug. Der Nachschlag hatte einen Namen: „Queen Elisabeth National Park“. Dieses etwas südlich gelegene und an seinen nördlichen Ausläufern in den Kibale Forest übergehende zweieinhalbmal so große Savannengebiet war Lebensraum all jener Tiere, die einem beim ersten Gedanken an Afrika einfielen: Elefanten, Löwen, Leoparden, Hyänen, Flusspferde, Krokodile.
    Für den unwahrscheinlichen Fall also, die Langeweile könnte uns zwischen den Baumriesen im Kibale Wald anfallen wie eine Schwarze Mamba, stand das altbekannte Potpourri der Tiere aus dem Dschungelbuch Gewehr bei Fuß, uns kurzweilige Gesellschaft zu leisten.
    Für einen gut durchdachten und

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