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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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Ein-Millionen-Euro-Frage bei Jauch. Markus wurde auch gleich genauso nervös und bearbeitete seine Unterlippe, als wäre sie die knusprige Schwarte eines Wildschweinfrischlings. Von unseren Reisen aus Asien wusste ich, dass darin die Larven eines Falters heranreiften, die landläufig unter dem Namen Bambuswurm bekannt sind und besonders in Südostasien frisch frittiert und gut gewürzt als Delikatesse gelten. In dubio pro reo entließen wir Markus und den auf einen Ausrutscher seines schlaumeiernden Kumpels spekulierenden Freischützen Mati am Ziel lachend, aber ohne Gesichtsverlust: „Darin werden die Bambusbabys ausgebrütet“, flüsterte ich in die Runde, und alles lachte so laut los, dass die Vögel aufflogen und sich die Bambusmütter im Schlaf umdrehten.
     

09. Große und kleine Geister
     
    Uganda, im Jahr 2011
     
    Es war schon weit nach zwei Uhr morgens, als wir Fort Portal endlich erreichten. In den Straßen nur stockschwarze Nacht. Die Stadt nahm sich eine wohlverdiente Auszeit, gestattete den Menschen, einmal Luft zu holen, ehe am nächsten Morgen der tägliche Überlebenskampf in alter Unbarmherzigkeit aufs Neue losbrechen würde. Je näher wir dem Busbahnhof kamen, dann doch etwas Leben. Nicht mehr als die Kreaturen der Nacht: Schmutzstarrende Straßenkinder mit ihren Säcken auf der Suche nach allem, was brauchbar erschien. Unter den wenigen Laternen und in manch finsterem Hauseingang warteten Dirnen mit maskenhaften Gesichtern und drahtigen Perücken auf notgeile Nachtschwärmer, die der Suff keine Ruhe finden ließ. Und überall Respekt einflößend große Rudel räudiger Köter, die sich nicht scheuten, auf ihren Patrouillen so manch friedlichen Obdachlosen unter seinem Nachtquartier aus alten Lumpen hervor zu stöbern.
    Als wäre es das Natürlichste der Welt, bogen wir in die erstbeste, von allen guten Geistern verlassene Tankstelle ein und blieben vor einer Reihe rostiger Zapfsäulen stehen. Unser Busfahrer schnaufte erleichtert ein paar Mal tief durch, bevor er die beiden Kabel neben dem Lenkrad – das provisorische Zündschloss – mit ein paar geübten Handgriffen auseinanderdrehte. Was den Motor augenblicklich ins Stottern brachte, ehe er sich unter heftigem Husten und Zucken noch einmal wie im Todeskampf aufbäumte, um nach einer letzten infernalen Fehlzündung von einem Schlag auf den anderen abzusterben, als wolle er von nun an nie wieder Motor sein.
    Nach diesem Schusswechsel waren alle Passagiere hellwach. Selbst der Ausgemergelte mit dem finnigen Gesicht in der Reihe neben uns lugte hinter seinem zwischen sich und der Rücksitzlehne eingeklemmten Röhrenfernseher hervor wie Soldat Schwejk aus dem Schützengraben. Als wäre es das jetzt gewesen, ließ unser Fahrer seine Finger der Reihe nach einmal ordentlich knacken, zündete sich eine Kippe an und verschwand grußlos mit seinem Bündel in der Nacht. Jetzt wusste auch der Letzte, dass hier erst einmal Schluss war – und nicht etwa am Busbahnhof. Was aber niemand zu interessieren schien. Es vergingen zehn, zwanzig, schließlich mehr als dreißig Minuten, ehe eine grauhaarige Mittvierzigerin in der Uniform der Tankstelle angeschlurft kam. Ihre zu dreiviertel geschlossenen Augen und der grantige, abweisende Gesichtsausdruck ließen auf einen geistigen Zustand im Graubereich zwischen Tief- und Halbschlaf schließen. Nachdem sie mit jeweils einseitig zugedrücktem Nasenloch ein paar Mal in Richtung des umgefallenen Mülleimers gerotzt hatte, fing sie im Ultrazeitlupentempo an, unseren Bus zu betanken.
    „Wollen wir hier so lange warten, bis der Zombie fertig wird?“, fragte Michael mich genervt. „Oder schnappen wir uns unser Gepäck und machen uns auf die Suche nach einem Taxi zu unserer Unterkunft? Mir ist speiübel, ich habe Durst und ich will endlich ins Bett.“ Auch mir ging es nicht viel besser. Aber ich hatte wenig Hoffnung, um diese Uhrzeit einen Taxifahrer zu finden, der verrückt genug wäre, uns die gut vierzig Kilometer schmieriger, roter Piste bis zu unserem Stelzenbungalow mitten im Dschungel des „Kibale Forest National Park“ zu fahren. Durch einen rabenschwarzen Primärregenwald, in dem alles, was Zähne und Klauen hat, auf arglose nächtliche Besucher nur so zu lauern schien. Allen voran ein Heer von Schimpansen. Tausendvierhundert sollten es sein. Gefolgt von einer vieltausendköpfigen Streitmacht zwölf weiterer Primatenarten. Kleine und putzige, wie die zum Anbeißen schönen, glupschäugigen Buschbabys, oder

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