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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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die an Springteufel erinnernden schwarz-weißen Guerezas. Sie waren die Regenten des Waldes hier im äußersten Westen Ugandas, zwischen der Kette der sagenumwobenen Ruwenzori-Berge und dem legendären Queen-Elisabeth-National-Park.
    Alles in allem steuerten wir also eine ziemlich entlegene Ecke in einer ohnehin nicht im Fokus des großen Ganzen liegenden Weltengegend an. Oder anders ausgedrückt: Wir befanden uns geografisch gesehen eher steißbeinabwärts. Deshalb war es uns überaus ratsam erschienen, dieses eine Mal von unserer Gewohnheit, erst vor Ort und immer der Nase nach eine geeignete Unterkunft zu suchen, abzuweichen und uns schon im Voraus ein strategisch günstig gelegenes und im besten Fall gemütliches Plätzchen zu reservieren.
     
    Was gar nicht so leicht gewesen war. In Kisoro, dem Nest, von dem aus wir gestern Abend losgefahren waren, etwa 400 Kilometer südlich von Fort Portal, in der unmittelbaren Grenzregion Ugandas zur Demokratischen Republik Kongo und Ruanda, bot – wie sollte es anders sein – das Internet die einzig verlässliche Informationsquelle, um unsere Weiterreise zu organisieren. Dazu sollte man aber wissen, dass ugandische High-Speed-Internetverbindungen weder etwas mit High, in Form der Potenzierung einer weiteren Größe, noch etwas mit Speed, als sublimer Bezeichnung einer möglichen Schnelligkeit, zu tun haben. Teilweise traf nicht einmal zu, dass ein Netz verbunden wurde. Kurzum, solange sich eine Internetseite im Aufbau befand, konnte derweilen die eine oder andere Sache in Angriff genommen werden.
    Michael hatte die rettende Idee gehabt. Wir belegten im Internet-Café unserer Wahl eine ganze Reihe mit sechs Computern und hofften, dadurch eine optimale Netzauslastung und eine schnellstmögliche Verbindung unserer jeweiligen Rechner zu erreichen. Solange die Browser browsten, hielt Michael über unsere Reiseführer gebeugt die Stellung, während ich durch die Stadt zog, Geld tauschte, einkaufte und mich über etwas verwegen Neues informierte: Mobile Money. Der fantastischen Möglichkeit, per SMS-Versand über das Mobiltelefon binnen Sekunden Geld zu überweisen. Davon hatten weder Michael noch ich vorher gehört. In Uganda kannte Mobile Money jedes Kind.
    Mit dieser Aufgabenverteilung lief alles wie am Schnürchen. Und zeigte wieder einmal aufs Neue, wie grandios ein mit allen Wassern gewaschener Erziehungsberechtigter einen gerade den Kinderschuhen entwachsenden Halbjugendlichen motivieren kann. Die Devise hieß bestmögliche Ressourcenverteilung. Gib einem computeraffinen 13-jährigen einen sauber formulierten Arbeitsauftrag im Internet, an dem du selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit kläglich scheitern würdest, und diese Herausforderung wird bei deinem kleinen Bill Gates ein ungeahntes Potenzial an Innovationen freisetzen.
    Klatschnass geschwitzt und völlig außer Atem kehrte ich mit allen Telekomunikationsbroschüren, die ich hatte finden können, und einer Tüte frisch frittierter Samosas zu Michael zurück. Er schien nicht gerade auf mich gewartet zu haben. Lässig an einem der Computertischchen lehnend, traf ich ihn locker plaudernd mit der nicht älter als 14-jährigen Tochter der Internet-Café-Betreiberin an. In der einen Hand eine kalte Dose Cola. Das gab mir einige Fragen auf. Erstens: Was wollte die Kleine von Michael? War Papas gebündelte Aufmerksamkeit gefordert? Genügte ein sarkastischer Kommentar, quasi von Mann zu Mann? Und Zweitens: Woher hatte er die eisgekühlte Dose, von der die kondensierten Wassertropfen Kühle verheißend hinunter rannen? Ich hatte in der ganzen verdammten Stadt nichts Kaltes gefunden!
    Während ich so überlegte und dabei wohl ein Gesicht machte wie Gollum, als er den Ring anstarrte, nahm Michael ganz beiläufig einen fingerdicken Stapel Ausdrucke vom Tisch neben sich und hielt ihn mir mit einer leicht übertrieben wirkenden Grandezza entgegen, bevor er sich wieder den wirklich wichtigen Dingen zuwandte.
    Später würde er behaupten, ebenso überrascht gewesen zu sein wie ich und dass ihn Beyoncé, so hieß die Kleine oder nannte sich vielleicht auch nur so, einfach nicht mehr hatte gehen lassen wollen, nachdem sie sich mit einem Handschlag bei ihm vorgestellt hatte. Um nicht unhöflich zu sein, sei er ihrer Bitte nachgekommen, gemeinsam die Aussprache schwieriger englischer Wörter durchzuexerzieren. Er sprach vor – und sie nach. Hätte es mir nicht vorher bereits die Sprache verschlagen, spätestens jetzt bliebe mir die Spucke

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