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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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und auf das Gelände von Chimps‘ Nest vordringen.
    „Spricht sie nur von Kerbtieren und Vögeln, oder schlägt hier das gesamte Wirbeltier-Imperium zu?“, raunte ich Michael sarkastisch zu und kramte dafür meinen letzten Rest Biologieunterricht hervor. Michael überhörte mein Witzchen. Er hing mit voller Aufmerksamkeit an Bests Lippen, die uns routiniert erklärte, wir müssten nicht unbedingt gleich davon ausgehen, hinter jeder Ecke auf einen wild gewordenen Waldelefanten zu stoßen oder dass sich die Affen auf unserem Dach zu einem Tänzchen trafen. Aber bis auf Hörweite heranwagen würden sie sich schon.
    Kurz bevor wir mit ihr unseren Bungalow erreichten, zeigte sie auf einen gemauerten Holzofen, der einen würzigen, appetitanregenden Duft verströmte. „Der ist dazu da, um das Badewasser anzuheizen. Auf Wunsch wird er angeschürt, damit um sechs Uhr abends genügend Wasser für zwei warme Duschen auf die Gäste wartet“, klärte uns Best auf, während sie direkt vor mir die Stufen zu unserem neuen Zuhause hochstieg und meine Gedanken an frischgebackene Brotlaibe in eine ganz andere Richtung lenkte.
     

    Bild 28: Der Holzofen vor unserer Hütte in Chimps‘ Nest
     
    Elektrischen Strom gab es rund um die Uhr, ließ uns Best noch wissen. Nur mit dem Essen haperte es ein wenig. Zeit für das Dinner auf der Freiluftterrasse des Gartenrestaurants war um acht. Hatte man nicht vorbestellt, konnte es aber gut zehn oder später werden, bis der Koch alles auf die Reihe und auf den Tisch gebracht hatte. Daran waren wir gewöhnt. Unser Essen schon bestellen zu müssen, auch ohne das leiseste Hungergefühl zu verspüren, war eine der ersten Lektionen, die Afrika uns gelehrt hatte. Wenn alles frisch zubereitet wurde und der Koch das Küchenteam in einer Person war, brauchte es bei den schmalen Räumlichkeiten und der hiesigen Logik zufolge auch nur eine oder zwei Herdplatten – selbst wenn für zehn Tische oder mehr gekocht wurde.
    Ganz schön reglementiert das alles? Vielleicht. Eines stand jedenfalls fest: Chimps‘ Nest war die Wucht! Die absolute Wucht! Die Mutter aller Naturerlebnisse aber war der Ausblick von unserer Terrasse. Direkt vor uns und so weit das Auge reichte, erstreckte sich nichts als dampfender Regenwald, Hügel auf Hügel sanft ansteigend, wie ein riesiges Amphitheater. Und das Unterhaltungsprogramm hatte bereits begonnen. Kaum hatten wir auf unseren Logensesseln Platz genommen, fiel uns eine Horde von mehr als einem Dutzend Rotschwanzmeerkatzen ins Auge, die einander über das Blätterdach jagten und mit ihren langen, roten Schwänzen nicht zu übersehen waren. Ganz im Gegensatz zu den Grünmeerkatzen, die sich, wie sollte es anders sein, durch ihr beige-grünes Fell gut getarnt, erst bei genauem Hinsehen aus den unzähligen Grüntönen schälten. Keine zwanzig Meter entfernt hangelten sich schwarz-weiße Guereza-Affen in Gruppenstärke durch die Baumkronen, ehe sie sich auf den bleichen Ästen eines abgestorbenen Urwaldriesen versammelten und sich von uns über Stunden bei der gegenseitigen Fellpflege und ihren dauernden Streitereien beobachten ließen. Jedenfalls, solange wir nicht durch das leuchtend blaue Gefieder eines Riesenturakos abgelenkt wurden, oder einer der vielen unterschiedlich gemusterten Nashornvögel mit einer Trompetenfanfare unsere Köpfe in seine Richtung zucken ließ.
    Überhaupt die Geräusche. Alle paar Minuten stürzten sich wie aus dem Nichts pechschwarze Webervögel scharenweise in das Dickicht zu Füßen unseres Stelzenbungalows, wo sie laut kreischend ihr Nistmaterial aufklaubten und den üblichen Geräuschpegel noch um ein paar Dezibel übertönten. Sobald sie mit ihren Halmen oder ein paar abgezupften Blättern im Schnabel wieder abgezogen waren, übernahmen erneut die unsichtbaren Anwohner den Lautstärkenregler und ließen es kräftig zirpen, pfeifen und quinkelieren, bis ein weiteres Geschwader Webervögel eintraf und alles von vorne begann. Ganz zur Freude der pfeilschnellen Schopfadler, die mit ihrer charakteristischen Haube am Hinterkopf nicht zu verwechseln waren und deren Silhouette am Firmament Todesangst in die gelbumringten Äuglein eines jeden Webervögelchens trieb. Als würde es nicht ohne sie gehen, meldeten sich als lautmalerischer Höhepunkt die Schimpansen mit ihren hysterischen, immer greller kulminierenden Schreien aus den Tiefen des Regenwalds und erinnerten uns daran, dass sie auch noch da und wir nicht zuletzt ihretwegen hier waren.
    Nicht

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