Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Korallengärten wir noch nicht ausgiebig genug geschnorchelt waren. Mehr von diesem einzigartigen, weltabgewandten und vom einundzwanzigsten Jahrhundert vergessenen Inselleben, mit seinen traditionsbewussten Menschen in ihren pittoresken Dörfern, von denen wir während diesen einen Tages nicht genug zu sehen bekamen und gleich ausgehungerter Nimmersatte nach immer mehr verlangten. Die Suaheli-Küste hielt für uns ein Suchtpotenzial bereit, auf das wir uns auf den letzten Tagen unserer Reise einlassen wollten - ja, richtiggehend einlassen mussten.
Als wir am späten Nachmittag völlig erschöpft, mit sonnenverbrannten Gesichtern und salzverkrusteter Haut von Manda Island zurück segelten, holte Buba für jeden eine kleine Trommel aus dem Bauch der „Jaha“ hervor. Unter seinem Kommando schlugen wir im Rhythmus von „Hakuna Matata“, dem berühmten Lied aus dem „König der Löwen“, voll überschießender Glücksgefühle unermüdlich auf unsere Trommeln ein. „Hakuna Matata“ – nein, wir hatten wirklich keine Probleme, als wir aus Leibeskräften dem Fahrtwind entgegen schreiend und dabei wild trommelnd wie die Derwische in das von der untergehenden Sonne orange erleuchtete Lamu zurückfuhren.
Als wir uns im Hafen von Buba und Barak verabschiedeten, drückte Buba mir die Hand und sah mir mit ernstem Blick in die Augen. „Hat euch der Tag Spaß gemacht?“, fragte er mit siegesbewusster Miene. Wir konnten natürlich nicht anders, als einstimmig und von ganzem Herzen zu bejahen. „Dann fahren wir morgen nach Kiwaiyu?“ – Michael und ich sahen einander mit springenden Herzen an, denn das war genau die Frage, auf die wir gewartet hatten. „Für drei Tage. Wir schlafen am Strand oder in einem Dorf auf einer der vielen Inseln. Zum Essen können wir uns Fische fangen oder versuchen des Weges, bei Fischern welche zu kaufen. Und wir werden einen Motor dabei haben.“ Nacheinander schlugen zuerst Michael und dann ich in Bubas aufgehaltene Hand ein.
Anschließend verabschiedeten wir uns bis zum nächsten Morgen von den beiden und gingen leichten Schrittes in Richtung unserer Unterkunft. Als wir das Salz von unseren sonnengebräunten Körpern gewaschen hatten und bis zum nahenden Fastenbrechen auf unseren Betten lagen, um den Tag noch einmal vorbei ziehen zu lassen, stupste Michael mich an. „Papa, das wird der Wahnsinn! Wir gehen drei Tage mit Buba auf Fahrt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was wir dabei alles erleben werden. Das wird das größte Abenteuer unseres Lebens.“
„Das glaube ich auch“, gab ich gedanklich etwas abwesend zur Antwort und überlegte mir dabei schon, mit welch Verständnis heischenden Worten ich Lukhgai zuhause am Telefon unser Abenteuer erklären und sie auf die Tage ohne telefonische Erreichbarkeit vorbereiten sollte. Denn eines war unausweichlich: Eine regelmäßige Berichterstattung wie während der bisherigen Reise würde es aus dieser entlegenen Gegend ohne flächendeckendes Mobilfunknetz nicht geben.
Am nächsten Morgen warteten neben Buba und Barak noch zwei weitere Besatzungsmitglieder an Bord der „Jaha“ auf uns. Da war der stille und immer etwas grüblerisch wirkende Mohammed, der sich versunken in seine Arbeit gern im Hintergrund hielt. Er war als einziger verheiratet und seine Frau erwartete Zwillinge. Vielleicht ließen ihn die Sehnsucht und das Heimweh für uns so zurückhaltend und melancholisch erscheinen. Das blanke Gegenteil von ihm war der Strahlemann Ali. Mit seinen elegant nach hinten gekämmten Haaren und immer begleitet von einem strahlenden, sorgenfreien Lächeln versuchte er, sich durch sein prahlerisches Auftreten mit dem Nimbus eines Sonnyboys zu umgeben. Auch wenn er dabei oft nicht recht überzeugen konnte und sich von den anderen dafür auf die Schippe nehmen lassen musste, sorgten seine flotten Sprüche doch regelmäßig für großes Gelächter und ließen keine Minute Langeweile aufkommen. Nicht zuletzt deshalb wurde er von seinen Freunden – das war ihm wichtig herauszustellen – nur „All eyes on me“ genannt.
Barak war mit seinen erst 18 Jahren das Nesthäkchen der Mannschaft und Mädchen für alles. Als unser Koch sorgte er für das Mittagessen, das Michael und mir auf der Jaha, zumeist bei voller Fahrt, serviert wurde und an allen drei Tagen aus frisch zubereitetem Salat und Weißbrot bestehen sollte. Die Crew, allesamt Muslime, verzichtete natürlich bis zum Abend auf jede Art von Nahrung. Obwohl ich schon häufiger während
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