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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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des Ramadans durch islamische Gegenden gereist war, beeindruckte mich eine derartige Konsequenz sehr. Während in urbaneren Gefilden die Arbeiten während der Fastenzeit tagsüber zu einem Großteil ruhen und sich der Rhythmus der Menschen bis nach dem täglichen Fastenbrechen verlangsamt, wurde bei uns an Bord bei gleichen Bedingungen stellenweise Schwerstarbeit geleistet.
    In den ersten Stunden unserer Fahrt blieb die See ruhig und der Himmel blau. Von Norden wehte ein beständiger Wind, sodass wir mit geblähtem Segel gemächlich über das stahlblaue Wasser glitten. Für die Crew gab es nicht viel zu tun. Nacheinander suchten sich alle ein bequemes Plätzchen und fingen an zu dösen. Alle außer dem Kapitän. Buba hielt die Ruderpinne fest umklammert und scannte mit routiniertem Blick die Wasseroberfläche zwischen Bug und Horizont nach Hinweisen auf etwaige Gefahrenquellen ab. Es war dieses Wechselspiel aus Ruhe und Eintönigkeit, ja, beinahe Langeweile und der latent lauernden Gefahr, das den Reiz des Segelns für mich ausmachte. Auch Michael sah die Dinge ähnlich. Wir waren zwar noch nie weiter gesegelt und verfügten nur über eine vage Vorstellung von diesem archaischen Unterfangen. Aber über eines waren wir uns einig: Wenn wir über die Meere fahren wollten, dann unter keinen Umständen mit einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff oder als leistungsorientierte Sportler, unterstützt von modernsten, hochtechnologischen Hilfsmitteln, sondern, genau wie wir es jetzt taten – als Ausgelieferte. Wie zu Anbeginn der Menschheit den Kräften der Natur Ausgelieferte. Wir hatten vor, wenn nötig der grenzenlosen Macht der Elemente nur mit einem hölzernen Boot und der Muskelkraft und Erfahrung von vier Seemännern zu trotzen.
    Bislang zeigte sich die Natur aber von ihrer versöhnlichen, in ihrer Schönheit vollendeten Seite. Als wollte sie uns ihren Gruß erbieten, tauchte aus der Tiefe der See eine Meeresschildkröte neben unserem Boot auf. Für einen kurzen Moment reisten wir Seite an Seite, ehe sie wieder abtauchte und in ihre blaue Welt zurückkehrte.
    Es blieb nicht die einzige Begegnung mit den Tieren des Meeres. Häufig kündigten Scharen von Seevögeln große Fischschwärme an, und jedes Mal, wenn wir in seichteren Gewässern an einem Schwarm Makrelen oder Sardinen vorbeifuhren, schien das Meer vor zuckenden Fischleibern zu kochen. Bis in diese entlegene Ecke hatten es also die großen, internationalen Fangflotten noch nicht geschafft.
    Für ein wahres Hochgefühl sorgten auch die vielen Delfine. Immer wieder wurden wir von einer Schule dieser verspielten Tiere begleitet. Als hätten sie es sich zur Aufgabe gemacht, uns zu unterhalten, katapultierten sich einzelne, besonders übermütige, ein um das andere Mal aus dem Wasser, nur um nach einer viertelten Pirouette – eine meterhohe Fontäne als einzigen Beweis ihres Kunststücks zurücklassend – wieder einzutauchen. Bei solch hoher Qualität der Unterhaltung konnten wir über ein paar Fliegende Fische, welche die Oberfläche durchbrachen und über das Wasser flitzten, um manchmal erst nach mehr als 30 Metern wieder einzutauchen, nur müde lächeln.
    Die Jaha fuhr in nordöstlicher Richtung und folgte dabei mit gut einem Kilometer Abstand der Küstenlinie. Diese zeichnete sich als grünes Band am Horizont ab, nur hie und da ragten die ausladenden, an wucherndes Wurzelwerk erinnernden Kronen der für diese Gegend typischen Baobab Bäume hervor. Es war hier keinesfalls einsam, immer wieder begegneten wir Fischern, die im Vorbeifahren ihren Fang anboten. Sobald sie uns jedoch als ausländische Touristen erkennen konnten, verlangten sie schlagartig ein Vielfaches des Preises für Einheimische. Für Buba war es eine Frage der Ehre, keinen astronomisch überteuerten Preis für unser Abendessen zu bezahlen. Es bedurfte einer List: Bevor wir in Sichtweite des nächsten Fischerbootes kamen, gingen Michael und ich von Bord und hielten uns im Schlagschatten der Jaha. Während Buba für uns alle frischen Fisch zum Sonderpreis erstand, chillten wir im seichten, badewannenwarmen Wasser vor Pate Island und träumten vom abendlichen Barbecue am einsamen Strand von Kiwaiyu.
     

    Bild 32: Begegnungen auf See
     
    Doch nach Kiwaiyu sollten wir es an diesem Tag nicht mehr schaffen. „Bis Kiwaiyu sind es noch zwei Stunden“, erklärte Buba uns. „Wenn ihr unbedingt wollt, werden wir es versuchen. Aber es ist sehr gefährlich, denn wir werden sicherlich in die Dunkelheit

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