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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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Veranda bei einer Tasse Kaffee gemütlich machten, hatte er nichts dagegen, sich von mir ein bisschen ausfragen zu lassen. Oberflächliches gab er schnell preis – etwa, dass er einer alteingesessenen Lamuer Familie entstammte und in der Baufirma eines Onkels seine Brötchen verdiente. Um aber ein paar der diskreteren Dinge zu erfahren, musste auch ich Federn lassen. Die Frage, welche allen vieren auf den Nägeln brannte: Wie steht es um Michaels Mutter? Ganz gleich, wo ich diese Frage beantwortete, in einer bayerischen Behördenkantine oder auf einer einsamen Insel im Indischen Ozean, immer erntete ich ähnliche Reaktionen. Erstaunen über Lukhgai – als Ehefrau und Mutter lässt sie ihre Liebsten allein in die Fremde? Häufig eine ablehnende Haltung mir gegenüber – wie kann er nur ohne seine Frau verreisen und die Kohle allein verbraten? Den wahren Grund musste ich meist verschleiern. Nicht jedem bettelarmen, mit allen Widrigkeiten und Entsagungen des Lebens vertrauten Schwarzafrikaner konnte zugemutet werden, dass jemand eine Reise in sein Land (wohlgemerkt als Rucksack- nicht als VIP-Traveller) ganz einfach als zu strapaziös empfinden könnte.
    So unbefangen wie möglich ging ich in die nächste Runde. Ich hatte bereits das Glitzern, die Vorfreude, in seinen Augen gesehen, als ich ihn nach der baldigen Geburt seiner Zwillinge fragte. Aber wie stand es um seine Ehe, hatten er und seine Aisha aus Liebe geheiratet oder waren sie den Zwängen des Arrangements gefolgt?
    Über Mohammeds Gesicht lief eine kurze Welle des Erstaunens, bevor er mir nicht ohne Pathos antwortete: „Dank der Liebe meiner Mutter und der Aufgeschlossenheit unserer beider Familien war es mir möglich, meine Jugendliebe Aisha zu heiraten.“
    Aufrichtige Antwort, aber ließ sich nicht doch das Regiment seiner Mutter heraushören? Provokativ setzte ich noch einmal nach: „Hättet ihr euch auch ohne die Zustimmung beider Familien für die Ehe entschlossen?“
    Mohammed ließ sich nicht irritieren und erklärte mir in vollster Überzeugung: „Wir waren wirklich sehr verliebt ineinander und hätten Lamu in diesem Fall für ein gemeinsames Leben verlassen müssen. Unsere Eltern wussten das und wollten einen derart einschneidenden Entschluss keinesfalls herausfordern.“ Jetzt hatte ich verstanden. Aisha war die Richtige, für die es sich lohnte, seine Freiheit aufzugeben. Und eben nicht mit den anderen loszuziehen. Auch wenn niemand es erführe.
    Mohammed, der jetzt Redselige, klärte mich noch weiter auf. Er entrüstete sich richtiggehend, dass die Betäubung auf dem Vormarsch wäre. Mit den diversen Betäubungsmitteln versuchte die männliche Bevölkerung der Inseln, sich aus ihrer der Arbeitslosigkeit und Armut geschuldeten Agonie heraus zu rauchen, zu saufen und zu spritzen. Das allgegenwärtige Kat blieb in seiner Aufzählung unerwähnt. Am beliebtesten war, neben dem Genuss eines guten Gläschens Hochprozentigen, der Cannabisrausch. Gefolgt von der tödlichsten aller Drogen, dem Heroin. Während der Heroinkonsum – zumindest nach Mohammeds Schilderung – konsequent verfolgt wurde, gestattete sich Justitia bei den Kiffern Lamus eine arge Differenzierung. Ließ sich ein Ortsfremder in der Öffentlichkeit mit einem Joint zwischen den Lippen erwischen, musste er sich freikaufen. Ohne ein ordentliches Bakschisch drohte eine empfindliche Geldstrafe, bisweilen sogar Gefängnis, oder – bei einem Ausländer und unfügsamem Verhalten – die Ausweisung. Ortsansässige Konsumenten kannten die Regeln und blieben zumeist unsichtbar. Nahm jedoch ein – männlicher und erwachsener – Angehöriger einer der alteingesessenen und renommierten Familien Lamus Anstoß an dem Treiben und beschwerte sich bei der Polizei, mussten die Hüter des Gesetzes aktiv werden und gegen den Missetäter vorgehen. Von einer wie auch immer gearteten Bestrafung würde nicht abgesehen, zu einflussreich seien die Clans der Altstadt, erklärte mir Mohammed, der selbst einer dieser Familien entstammte. Seitens der betroffenen Straftäter würde alles versucht, um einen Gefängnisaufenthalt zu verhindern. Einer von Mohammeds Jugendfreunden war auf dem Festland beim Schmuggel einer nicht ganz geringen Menge Marihuanas erwischt worden und musste acht Jahre in einem Horrorknast Mombasas schmoren. Die Angebetete, für deren Herz und materielle Wünsche die „Heldentat“ stattgefunden hatte, heiratete derweil unbeeindruckt einen, der nicht erwischt wurde. Aber es gibt auch

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