Afrika, Meine Passion
Fleisch und würden alles tun, um etwas zu bekommen.« Ich würde ja gerne etwas abtreten, doch der Tourguide ist anderer Ansicht. Langsam wird es dunkel und die ersten Männer suchen ihre Frauen. Überraschenderweise werden sie von den Frauen energisch vertrieben. Es ist schön zu beobachten, wie sich die Frauen untereinander helfen und unterstützen, immer begleitet von einem fröhlichen Lachen. Als sie merken, dass sich der Tourguide nicht erweichen lässt, ziehen sie enttäuscht ab, was ich gut verstehen kann. Einige füllen noch schnell ihre Kanister mit Wasser, bevor sie beladen mit Kleinkindern am Rücken und den Kanistern auf dem Kopf zu ihrem Dorf zurückeilen.
Am nächsten Tag besuchen uns einige Frauen und Mädchen ein weiteres Mal. Wieder setzen sie sich und diesmal wird noch heftiger palavert. Nach einigem Zögern verteilt der Tourguide das gegrillte Hinterbein, das wir sowieso nicht essen würden. Natürlich reicht es nicht für alle. Schließlich spendiert er doch noch weitere Fleischstücke. Nun sind die Frauen zufrieden und beginnen zu tanzen, zuerst recht verhalten und dann immer wilder. Sie bilden einen Kreis, und jeweils eine Frau geht abwechselnd in die Mitte des Kreises. Sie dreht sich um sich selbst und stampft mit den Füßen, während die anderen in die Hände klatschen und singend den Takt vorgeben. Nach einigen Drehungen verlässt sie den Kreis und eine andere nimmt ihren Platz ein. Der Tanz ist einfach, doch versetzt er die Frauen allmählich in eine ausgelassene Stimmung. Es wird geschrien, gejauchzt, gelacht und immer schneller geklatscht und gestampft. Eine Staubwolke umgibt die wirbelnden Frauen. Ihre rote Haarpracht fliegt bei den Drehungen um den Kopf. Auch die Lederlendenschurze wirbeln herum, wobei sie immer darauf achten, dass die Scham bedeckt bleibt. Je wilder sie jedoch tanzen, desto häufiger lassen sie bei einer Drehung den blanken Hintern zum Vorschein kommen. Ich frage mich, ob das zum Tanz dazugehört oder ob sie den Tourguide beeindrucken wollen, damit er noch mehr Fleisch herausrückt. Lukas findet zwar an dem ausgelassenen Treiben durchaus Spaß, aber das laute Geschrei und die aufblitzenden nackten Hintern bezeichnet er als »crazy«. Immer wieder schüttelt er seinen Kopf und meint: »Das sind doch keine wirklichen Menschen!« Erstaunt über diese Aussage frage ich, wie er zu dieser Ansicht kommt. Da erklärt er: »Das ist doch klar, sie benehmen sich nicht wie menschliche Wesen. Halb nackt laufen sie herum und streichen sich stattdessen dieses rote Fett auf den Körper. Schau mal diese Haare an, die nie gewaschen werden. Außerdem schlagen sich alle Himba die unteren vier Vorderzähne aus und sagen über uns, dass wir Hunde seien, weil wir den ganzen Mund voller Zähne haben.« Bei dieser Schilderung ereifert er sich immer mehr. Über so viel Unsinn muss ich einfach lachen, doch wird mir auch bewusst, wie sehr sich Sitten und Gebräuche in diesem Land unterscheiden.
Mittlerweile sind die Frauen vom wilden Tanz ermüdet und rote Schweißperlen bedecken ihre Gesichter. Sie setzen sich und teilen die Fleischstücke auf, die sie verzehren, bevor sie nach Hause gehen. Anscheinend fürchten sie, dass ihnen das kostbare Fleisch von den Männern abgenommen wird. Nach und nach verschwinden die Frauen. Sie stecken die Kleinkinder in ihren Ziegenlederbeutel am Rücken und gehen lachend zum Dorf zurück. Der Guide und Lukas führen die Kamele zum Fluss, um sie nochmals zu tränken, bevor wir morgen weiterziehen und die letzten Etappen unter die Füße nehmen. Ich sitze beim Zelt und schaue mir die eben geschossenen Fotos an, als plötzlich drei sehr große Affenmännchen in unser Camp stürmen. Zwei springen über mir auf unseren »Fleischbaum« und einer fegt über das Igluzelt. Erschrocken springe ich auf, schnappe meine Wanderstöcke und fuchtle in ihre Richtung. Zwar kreischen sie aufgeregt, machen aber keine Anstalten, sich zu entfernen. Sie fletschen die Zähne und schauen mich mit ihren gelbbraunen Augen herausfordernd an. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es auf das Fleisch abgesehen haben oder auf etwas anderes. Während ich überlege, was sinnvollerweise zu tun wäre, kommt ein Himba-Mann vom Flussufer herauf. Natürlich hat er die obligate Machete dabei. Als die Affen ihn bemerken, verlassen sie blitzartig über die Bäume das Camp. Allein die Erscheinung des Mannes hat die Affen bewogen, den Rückzug anzutreten. Ich als Frau habe sie offensichtlich trotz der Stöcke
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