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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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bevor ich das Dickicht erreiche, sehe ich auf einem zweiten Hügel eine einzelne Herero-Frau stehen. In ihrem dunkelblauen bodenlangen Kleid und dem Umhang winkt sie mir, wahrscheinlich warnend, zu. Es ist ein gespenstisches Bild und erinnert an eine Vogelscheuche bei uns auf den Feldern.
    Endlich habe ich meine Begleiter eingeholt. Alle sind wir ziemlich aufgeregt, Lukas am meisten. Später am Lagerfeuer erzählt er mir, dass es seine erste Begegnung mit einem Elefanten war. Er hat noch nie einen gesehen und wollte das eigentlich auch nicht, da er seinen Vater durch einen Elefantenangriff verloren hat.
    Wir gehen nun am Ufer weiter, damit wir eventuell auftauchende Tiere rechtzeitig bemerken können. Hier ist der Boden völlig übersät mit trockenen Wurzeln und gleicht einem schwarzen, dunklen Wurzelfriedhof. Nach wie vor entdecken wir Fußabdrücke und Kot von Elefanten. Manchmal erkenne ich Affenspuren. Sie sehen aus wie die Abdrücke von menschlichen Händen und Füßen. Nach weiteren Stunden Marsch muss dann doch ein Lager eingerichtet werden. Diese Nacht ist meine unruhigste auf der ganzen Tour, und auch Lukas hat kein Auge zugemacht, wie er mir am nächsten Tag erzählt. Nur der Tourguide schnarcht ruhig vor sich hin.

    W ieder verändert sich die Landschaft. Es wird hügeliger und überall wächst gelbes Gras. Vermehrt kreuzen Springböcke unseren Weg. Besonders lustig ist es, sie zu beobachten, wenn sie auf der Flucht ihre Riesensätze machen. Ein weiteres Mal biegen wir in ein Flussbett, das sich aber schon bald verengt, wodurch der Wasserstand zunimmt. Wir durchwandern eine canyonähnliche Schlucht. Links und rechts ragen die roten Felswände mit wunderbaren Strukturen empor. Vereinzelte weiße Bäumchen krallen sich daran fest. Ab und an stehen zwei, drei schlanke hohe Palmen da, als wären sie hingepflanzt. Hier ist es auch merklich kühler. Den Kamelen gefällt es nicht sonderlich, da das seichte Wasser zunimmt und der Sand überall feucht und dunkel verfärbt ist. Immer öfter muss man sie locken, ziehen oder stoßen, damit sie vorwärtsgehen. Der Guide entscheidet, die Tour zu ändern, denn der Wasserstand wird es nicht mehr lange zulassen, hier weiterzulaufen. Das bedeutet, dass wir einen Umweg von etwa achtzig Kilometern machen und teilweise einen Streckenabschnitt zurückgehen müssen, den wir schon kennen. Die Natur bestimmt, was geht und was nicht.
    Durch die veränderte Route überqueren wir gebirgiges Gelände bei den Etendeka Mountains, was mir als Bergsteigerin natürlich besonders gut gefällt. Und hier sehen wir die Bergzebras, »Mountain Zebras«, wie sie genannt werden. Es ist nur eine kleine Gruppe, aber das Männchen sieht sehr imposant aus. Ich habe noch nie ein Zebra mit einer so dichten, fast wilden Kopfmähne gesehen. Insgesamt sind sie viel dunkler als die Steppenzebras. Auch machen sie einen wesentlich scheueren Eindruck. Erst werden wir kurz beäugt und dann galoppieren sie den Berg hinauf.
    Es ist steinig und karg hier. Einheimische haben wir schon tagelang nicht mehr gesehen. Manchmal finden sich Spuren von abseits stehenden und verlassenen Hütten, oder am Wegesrand ist ein Baum mit Steinplatten sonderbar gekennzeichnet. Ich würde mich freuen, wieder einmal auf die schönen und lebenslustigen Frauen der Himba zu treffen. Das heutige Nachtlager stellen wir unter dem einzigen riesigen Baum auf, den es in dieser Gegend zu geben scheint. Es ist ein herrliches Bild, wenn man von etwas erhöhter Lage auf unser Camp schaut. Eine weit ausladende Baumkrone in der kargen dunkelroten Landschaft, darunter die weißen Igluzelte und daneben ein rauchendes Feuerchen mit dem dunklen Kochtopf darauf.
    Wir durchlaufen die Nebelstrecke in umgekehrter Richtung und kommen genau an der Stelle vorbei, wo ich mich etliche Tage vorher fast verirrt hatte. Diesmal sieht alles freundlicher aus, da es keinen Nebel und keinen kalten Wind gibt. Nach zwei Tagen Wanderschaft im Khumib-Flussbett folgen wir einige Tage der Piste in Richtung Opuwo. Nun gehe ich täglich wieder früher los und genieße die roten Sonnenaufgänge und die Stille, die nur von Vogelgezwitscher, das den Morgen ankündigt, unterbrochen wird. Wir sind noch etwa 150 Kilometer vom Ziel entfernt, als ich endlich wieder auf eine belebte Himba-Siedlung treffe. Die ersten Hütten entdecke ich, weil an dem gegenüberliegenden Hang ein Junge mit einer großen Herde weißer und brauner Ziegen umherzieht. Kurz darauf bemerke ich drei Hütten,

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