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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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hinter den Frauen. Eine ältere Himba-Frau streckt ihre Arme aus und läuft ganz langsam auf eines der Kamele zu. Ein Mann spricht heftig auf sie ein, doch sie lässt sich nicht beirren. Vorsichtig nähert sie sich und beginnt, das Kamel unterhalb des Halses sanft zu streicheln. Eine zweite Himba-Frau mit mächtigen Brüsten, die wie Kalebassen bis zum Bauch hängen, tut es ihr gleich. Sie wirken sehr aufgeregt und Lukas lacht über ihre Kommentare. Wie immer bewundere ich die älteren Frauen sehr, da sie sich auch im Alter noch traditionell schön schmücken und von oben bis unten ockerrot eingecremt sind, genau wie die jungen. Dadurch strahlen sie eine besondere, würdevolle Aura aus.
    Wir müssen weiter und verabschieden uns herzlich. Der Weg steigt etwas an, denn wir durchqueren das Giraffengebirge. Es ist eine liebliche Gegend und auffallend grün, überall wachsen kleine Büsche. Ein Hirte kommt uns mit seiner Ziegenherde entgegen. Seine Tochter, ein hübsches Mädchen, reitet auf dem Esel nebenher. Ihr Gesicht ist fast nicht zu erkennen, weil die dicken schwarzen Haarzöpfe wie Hörner über ihre Augen hängen. Um den Hals trägt sie den typischen Himba-Silberring und um den Bauch einen weißen verzierten Gürtel. Dieser Gürtel, den ich schon des Öfteren an jungen, etwa siebenjährigen Mädchen gesehen habe, bedeutet, dass es bereits versprochen ist. Er signalisiert den Männern, dass sie um dieses Mädchen nicht mehr werben können. Da es sich noch um Kinder handelt, tragen sie den Gürtel über mehrere Jahre, bis sie heiratsfähig sind. Nicht selten müssen bereits zehnjährige Mädchen heiraten. Allerdings wird die Ehe erst vollzogen, wenn sie ihre Menstruation bekommen. Gott sei Dank werden sie hier nicht beschnitten, was bei den Massai und den Samburu leider immer noch der Brauch ist. Und obwohl sie so jung verheiratet werden, scheinen die jungen Frauen nicht unglücklich zu sein.
    Beim Anblick der vielen Ziegen denken wir alle wieder einmal an ein gutes Stück frisches Fleisch, das uns natürlich seit Wochen fehlt. Doch dieser Hirte lässt sich nicht erweichen und will uns keine Ziege verkaufen. Am nächsten Tag haben wir mehr Glück. Wir erreichen ein Dorf, in dem sich gerade die Ziegen zur Mittagszeit in der Nähe der Hütten aufhalten. Wie überall kommen die Frauen und Kinder auf uns zu. Nach anfänglichen Begrüßungen und Geplauder fragt Lukas nach einer Ziege. Es wird diskutiert und kurz darauf taucht ein Mann in T-Shirt, langen Hosen und einem Hut auf dem Kopf auf. Anscheinend gehören ihm die Tiere. Es werden uns zwei gezeigt, die er zu verkaufen bereit ist. Nach einigen Verhandlungen erwerben wir eine der beiden und beschließen, nicht weit vom Dorf am Flussbett für zwei Tage zu rasten. Für Lukas ist es nicht einfach, die Ziege dorthin zu bringen. Sie wehrt sich mit aller Kraft gegen die Trennung von der Herde. Einen Moment überkommt mich ein schlechtes Gewissen. Der Besitzer begleitet uns und hilft später, die Ziege mit seinem großen Buschmesser zu schlachten. Dafür haben wir ihm das Fell und die Innereinen versprochen. Lukas häutet gekonnt das Tier, und nach einer guten Stunde hängen in mehreren Bäumen Fleischstücke an den Ästen, damit sie nicht von den Hunden oder Schakalen gefressen werden. Ich beginne, die Fleischstücke zu zerkleinern und auf dem Feuer im Topf zu kochen. Frisches Ziegenfleisch kann ganz schön zäh sein, was uns das gegrillte Hinterbein einmal mehr deutlich zeigt.
    Es dauert nicht lange, bis einzelne Frauen aus dem Dorf bei uns eintrudeln. Sie setzen sich etwas abseits der Zelte und beobachten alles aufmerksam. Einige gehen erst zum Flussbett und füllen aus einer Wasserlache ihre Kanister, bevor sie sich ebenfalls bei uns niederlassen. Mittlerweile sind es bereits sechs Frauen. Fast alle halten ein Kleinkind an der Brust oder auf dem Arm. Kleinere Jungen und Mädchen stehen abseits im angrenzenden Busch und machen sich einen Spaß daraus, Affen zu vertreiben, die auf den Bäumen nach Nüssen suchen. Es wird getuschelt und gekichert und natürlich schauen sie auf die Bäume, an denen unser Fleisch hängt. Es ist offensichtlich, dass sie gerne ein Stück abbekommen würden. Sie sitzen schon über zwei Stunden da, und mit der Zeit werden sie immer gesprächiger, wobei sie sich natürlich vor allem mit Lukas unterhalten. Es wird gelacht und diskutiert. Als ich ihn frage, worum es geht, sagt er: »Ach, ich kann darüber nicht sprechen, sie sind verrückt nach

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