Afrika Saga 02 - Feuerwind
wenn sie in Durban auf dem Markt gewesen war oder eine Lieferung von den Farmen ihrer Freunde bekam. Wenigstens die Hühner waren fleißig gewesen. Zwanzig Eier fand sie im Stroh. Sie hatte den Korb vergessen, packte ihren Rock an Zipfeln, legte die Eier hinein und trug ihre Ausbeute zur Küche.
Jabisa schnippelte bereits Kürbis, und auf dem Feuer wurde Wasser heiß für den Kaffee. »Wir haben nicht genug Brot«, sagte die Zulu, die im Laufe der Jahre zu einem Abbild ihrer Mutter Mandisa geworden war. Breites Gesicht, breite Schultern, ausladendes Oberteil, sehr breite Hüften und ein Lachen, das einem die Seele wärmte. Eine stattliche Frau. Aber die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter ging tiefer. Wie diese hatte sie ein großes Herz, besaß eine untrügliche Menschenkenntnis und eine gehörige Portion Geschäftssinn. Sie war lebensklug und bauernschlau. Catherine konnte sich ihren Tag ohne sie kaum vorstellen. Sie ging in die Vorratskammer, die sich auf der der Sonne abgewandten Südseite befand. »Wir haben noch vier Brote«, rief sie.
»Sag ich doch. Nicht genug für Inyoka.«
Seufzend holte Catherine mit einem Maß genug Mehl für drei Topfbrote aus dem großen Sack, der unter der Decke der Kammer hing, und schüttete es auf die blank gescheuerte Oberfläche ihres Arbeitstischs. Das Mehl muffelte schon etwas. Es war höchste Zeit, es zu verbrauchen. Durch die seit gut einem Jahr herrschende Dürre war Mehl unglaublich teuer geworden. Die Pflanzen wurden ständig von Rost befallen, der Ernteertrag war mehr als mickrig, und importierten Weizen musste man mit Gold aufwiegen. Sorgfältig sammelte sie die Mehlwürmer heraus, die sich voller Energie durch den grob gemahlenen Weizen fraßen, siebte ihn zur Vorsicht noch einmal durch. Ein Anzahl winziger, schwarzer Käfer blieb übrig. Sie warf sie mit den Würmern in ein Glas. Routiniert mischte sie das Mehl mit Wasser, Sauerteig, Salz und einer Prise Zucker, tat noch ein paar zerdrückte Koriandersamen dazu, knetete mit kräftigen Handgriffen den immer geschmeidiger werdenden Teig durch, ließ ihn in eine irdene Schüssel gleiten und deckte ihn mit einem Tuch ab. Dann schaute sie auf ihre Halsbanduhr und merkte sich die Zeit.
An einem Küchentuch wischte sie sich die bemehlten Hände ab und steckte den Kopf aus der Türöffnung. Eine Tür zum Verschließen hatte das Kochhaus noch nicht, und zu ihrem Leidwesen hatten die Affen diesen Zustand innerhalb weniger Stunden spitz gekriegt und ein Regal mit Marmelade leer geräumt, ehe sie ihren Vorrat in Sicherheit bringen konnte. Auch der große Backofen vor dem Kochhaus war noch unvollendet. Noch musste sie Brot in Tontöpfen backen, was umständlich war. Das Topfbrot war häufig klitschig und die Kruste das, was Norddeutsche als labberig bezeichneten. Sie seufzte. Darauf zu warten, dass Johann die Arbeiten erledigte, dauerte ihr zu lange. Sie würde sich selbst darum kümmern müssen. Es konnte doch nicht so schwer sein, ein paar Steine mit Mörtel zu einer Mauer zusammenzusetzen, überlegte sie und nahm sich vor, diese Arbeit bald mit Mangaliso in Angriff zu nehmen.
»Wo bleiben Tandani und Sisanda?«, fragte sie Jabisa, beschattete ihre Augen gegen die frühe Sonne und schaute hinüber zu den Hütten der Zulus, die Johann in einiger Entfernung hatte bauen lassen. Dort wohnten Mangaliso und seine Söhne und die Zulus und ihre Familien, die Johann von Inqaba mitgebracht hatte. Zwischen ihnen und den Hütten der Wanderarbeiter lagen rund dreihundert Yards.
Diese Leute waren wurzellos, ohne den Rückhalt ihres Stammes, zogen zusammen mit ihrer ganzen Familie von einer Farm zur anderen. Oft stammten sie aus dem Süden, aus dem Land der Xhosas, oder aus dem Norden, aus Tsongaland. Es war die einzige Möglichkeit, Arbeitskräfte zu bekommen, da die Zulus wenig Neigung zeigten, auf den Feldern der weißen Farmer zu arbeiten. In ihren Augen war das Frauenarbeit, außerdem bewirtschafteten sie ihre eigenen Höfe. Nahmen sie dennoch in der Fremde Arbeit an, diente es meist dazu, um schnell an genügend Geld zu gelangen, um sich eine weitere Frau kaufen zu können. Hatten sie dieses Ziel erreicht, verschwanden sie von der Farm. Als hätte eine nur für sie hörbare Stimme zu ihnen gesprochen, legten sie mitten in der Arbeit das Werkzeug nieder und machten sich auf den Weg in ihr Umuzi, wo sie dann im Baumschatten saßen, das Bier tranken, das ihre Frauen zubereitet hatten, palaverten und dabei den Frauen bei der Feldarbeit und
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