Afrika Saga 02 - Feuerwind
beim Bierbrauen zusahen. Gelegentlich gingen sie auf die Jagd, schnitzten sich neue Kampfstöcke und trugen Stockkämpfe aus. Männersachen eben.
Von den Zulus von Inqaba tat keiner auch nur einen Handschlag auf dem Feld. Sie kümmerten sich um die Rinder, Ziegen und Pferde. Für die Feldarbeit mussten die Steinachs wie alle anderen weißen Farmer in Natal Inder einstellen. Die Unterkünfte für die indischen Arbeiter hatte Johann wohlweislich an der Grenze seiner Zuckerrohrfelder errichtet, auf dem Teil seines Landes, der am weitesten von den Hütten der Zulus entfernt war. Zwischen diesen beiden Volksgruppen herrschte tiefstes Misstrauen, das häufig in blutige Auseinandersetzungen ausartete.
Dabei lebten schon seit Ende 1860 Inder in Natal. An einem kalten, regnerischen Novembertag in jenem Jahr war die Truro aus Indien mit den ersten indischen Einwanderern im Hafen von Durban gelandet.
Ladenbesitzer, Hausfrauen, Farmer, jeder, der sich seit Jahren über die Unzuverlässigkeit der Zulus ärgerte, war an der Pier erschienen, um sich möglichst als Erster die besten Arbeitskräfte unter den Neuankömmlingen zu sichern. Die Steinachs waren eigens deshalb von Inqaba nach Durban geritten. Aber auch eine große Gruppe Zulus hatte sich versammelt, die bis auf wenige Ausnahmen so gekleidet waren, wie sie üblicherweise herumliefen: die Männer mit Kuhschwanzschurzen, einige mit den buschigen Schwänzen der Ginsterkatze über dem Gesäß, die Frauen mit Lederröcken und Perlgehängen und bloßem Oberkörper. Erwartungsvolles Gemurmel erhob sich, als die Gangway herangeschoben wurde und die Luken aufgingen.
Die farbenfrohe, exotische Flut von braunen Menschen, die sich in einer hauchzart nach Patchouli duftenden Wolke aus dem Bauch des Schiffs ergoss, verblüffte alle Wartenden. Lachend, lebhaft wie ein Vogelschwarm durcheinander schnatternd, kamen sie an Land. Sie sahen so anders aus, sie waren so anders, wirkten nicht wie die ärmlichen Bittsteller, die man erwartet hatte. Im Gegenteil: Die schillernden Saris, die winzigen Diamanten in den Nasenlöchern, der blitzende Goldschmuck, den manche Frauen trugen, gaben den Eindruck von gewissem Wohlstand. Es waren nicht nur Feldarbeiter, die nach Natal gekommen waren, um Arbeit zu finden, es waren Handwerker, Mechaniker und ganz besonders Händler. Mit blitzenden, schwarzen Augen schauten sich die Neuankömmlinge neugierig um, und was sie sahen, schien sie zu erfreuen. Ungeniert zeigten sie ihrerseits auf die Wartenden, begutachteten offensichtlich deren Erscheinung, und als sie der Zulus ansichtig wurden, kreischten sie vor Lachen.
Das war der Augenblick, als der Hass geboren wurde. Das Lachen schlug glühende Funken in den Herzen der stolzen Zulus.
»Ihre Haut ist schwarz, aber ihr Haar ist glatt, sie gehören nicht zu den Weißen und nicht zu den Zulus, und sie schnattern wie die Affen in einer Sprache, die kein Mensch verstehen kann«, empörte sich Sihayo, der an diesem Tag die Kuhschwänze an seinem Schurz frisch gebürstet hatte und wehenden Federschmuck trug. »Außerdem sind sie dürr und brüchig wie trockene Zweige. Sicher besitzen sie keine Rinder und höchstens eine Frau. Amakafulas!«, knurrte er und stakste in der Menge herum, betrachtete verachtungsvoll die dünnen, kleinen Frauen mit den langen, öligen Haaren und den bunten Stoffbahnen, in die sie sich eingewickelt hatten, die Männer, die endlose gedrehte Stoffwürste auf dem Kopf trugen und Röcke wie Frauen, die aber ihre spindeligen Beine freiließen. Finster starrte er die Kinder an, die so winzig und so mager erschienen, dass ein leichter Windstoß sie sicher hinaus aufs Meer blasen würde. Sie tanzten um ihn herum, zwitscherten in dieser merkwürdigen Sprache und machten sich ganz offensichtlich lustig über ihn.
»Ama Kafulas!«, schleuderte er ihnen entgegen. »Diener ohne Land.
Sie sind nicht wie wir, die Abantu, wir sind menschliche Wesen, wir haben Gefühle.« Damit schritt er würdevoll davon.
Johann sah ihm verdrossen nach. »Das gibt Ärger. Ich brauche dringend Arbeitskräfte, auch auf Inqaba, und ich fürchte, wenn ich Inder einstelle, gibt es einen Aufstand unter unseren Zulus.«
Er sollte Recht behalten. Es gab einen Aufstand. Nicht laut, nicht gewalttätig, aber sehr nachhaltig. In zwei Planwagen brachte er eine Gruppe von vierzig Indern mit nach Inqaba, und in derselben Stunde verschwanden alle Zulus vom Land, selbst Sihayo. Mit schwelenden Blicken, aber ohne ein Wort, Kampfstock,
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