Afrika Saga 02 - Feuerwind
süßlichen Veilchenduft in die Nase. »Ich hab Rosa vorher einen Besuch abgestattet.«
Catherines Nase kräuselte sich, allerdings nicht aufgrund der Erwähnung von Rosa Delaporte. Madame Rosa, wie sie jeder nannte, war mit ihrem Etablissement der erste Anlaufpunkt eines jeden Buschläufers, wenn er in die Zivilisation zurückkehrte, und nicht wenige ihrer Durbaner Freundinnen hatten sich erleichtert darüber geäußert, dass ihre ausgehungerten Männer ihren ersten stürmischen Appetit bei den willigen Mädchen von Madam Rosa stillten. »Nimm nächstes Mal eine Seife, die nicht nach Veilchen riecht. Ist zu süß für dich. Sonst verwechselt man dich noch mit einer von Rosas Damen oder wohlmöglich mit einem jener Herren, der keiner ist. Nun verkrümle dich, ich möchte aufstehen.«
Johann, nur mit einer Unterhose bekleidet, wälzte sich vom Bett, warf sich ein Handtuch über die Schulter und wählte den kurzen Weg auf die Veranda, indem er aus dem Fenster flankte. »Ich wasch mich draußen.«
Dan begrüßte ihn mit einem gewaltigen Hieb auf die Schulter.
»Hallo, Johann, alter Junge. Fast Sonnenaufgang, und du bist noch im Bett? Du wirst fett und faul werden bei diesem Lotterleben.«
Johann knurrte eine Erwiderung. Vor seinem ersten Kaffee war er selten ansprechbar. Dan grinste und wandte sich der Hausherrin zu.
»Zauberhafte Catherine, hast du eine Schere für mich, ich möchte dieses Unkraut entfernen.« Er zog an seinem wallenden, grauen Bart und dem schulterlangen, verfilzten Haar. »Wird mir zu heiß darunter, und die Läuse haben schon Enkel.«
Sie lachte und holte eine Schere von der Kiste, die ihr vorläufig als Nachttisch diente, und reichte sie ihm. »In einer Stunde gibt es Frühstück.«
Dan trollte sich folgsam, gefolgt von seinen aufgeregt herumwuselnden Hunden.
»Ich springe ins Meer, sonst wache ich nicht auf«, brummte Johann.
»Nimm Bobo mit, aber steck ihn hinterher in den Zwinger, sonst gibt es hier eine hündische Massenschlägerei.«
Catherine zog die gelben Musselinvorhänge zu und wusch sich in Windeseile an ihrem Waschtisch, stäubte sich Reispuder unter die Achseln, schlüpfte anschließend in das dünnste Baumwollkleid, das sie besaß, dessen kräftiges Indigo durch die afrikanische Sonne und das häufige Waschen schon längst zu einem hellen Blau verblichen war, und ging hinaus.
Kurzerhand schob sie zwei Finger in den Mund und stieß ein paar gellende Pfiffe aus. »Jabisa, woza, hamba shesha, Frühstück, aber schnell! Nkosi Inyoka ist angekommen. Schau nach, ob wir noch etwas Hammel und Butternussmus haben.« Würde dem Hammel gut tun, noch einmal durchgeschmort zu werden, dachte sie und ging in den Gemüsegarten, den sie im Schatten einiger flachkronigen Bäume abseits des Kochhauses angelegt hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie Jabisa im Trab aus ihrer Hütte zum Kochhaus laufen und lächelte.
Inyoka, die Schlange, war der Name, den die Zulus Dan gegeben hatten. Er war der beste Schlangenfänger südlich des Äquators, seine Pythonhäute bei der modebewussten Gesellschaft von Paris, London und New York heiß begehrt, und er war es auch, der die schillernde Haut der Grünen Mamba zum Statussymbol bei den Schönen und Reichen erhoben hatte. Gelegentlich brachte er ihr eine besonders junge, fette Python mit und bereitete sie auf höchst delikate Art eigenhändig mit Kräutern und Zitronenbutter zu. Ein beliebter Mann, Nkosi Inyoka, und jeder, der zwischen dem Umgeni und dem Pongola-Fluss lebte, kannte seinen legendären Appetit.
Am Rand des Gemüsegartens blieb sie zunächst bestürzt stehen und inspizierte dann entgeistert ihre Gemüsepflänzchen. Unzählige Keimlinge waren am Stiel verfault, dort, wo schon Blättchen gesprossen waren, verfärbten sie sich gelb, und die wenigen grünen zeigten große Löcher, die sie auf Schneckenfraß zurückführte. Mit bloßen Händen grub sie ein paar Kartoffeln aus, aber alles, was sie fand, waren winzige, matschige Knollen.
»Hölle und Verdammnis«, knurrte sie. In der Nähe des Meers schien nichts ordentlich zu wachsen. Die salzige Luft ließ nicht nur alles blitzschnell verschimmeln, sondern brachte offenbar auch bis auf die wilden Bananen und den verfilzten Küstenurwald alle Pflanzen um.
Glücklicherweise war ihre Vorratskammer vom letzten Einkauf in der Stadt gut gefüllt. Für heute würde es reichen. Den Garten würde sie wesentlich weiter ins Inland verlegen müssen, aber bis dahin würde Gemüse nur auf den Tisch kommen,
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