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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Assegai und Schild in den Händen stolzierte er durch den Busch heim in sein Umuzi. Den Rest seiner Habseligkeiten trug seine neueste Frau auf dem Kopf hinter ihm her.
    Was folgte, war ein Kampf, ein zäher, schweigender Machtkampf.
    Die Zulus saßen vor ihren Hütten, rauchten, tranken das Bier, für dessen Nachschub ihre Frauen emsig sorgten, und diskutierten lange und ausgiebig darüber, wie lange wohl Jontani ohne Hilfe durchhalten würde.
    Die Inder erwiesen sich als völlig nutzlose Hirten, hatten keinen Schimmer, wie sie mit Rindern umgehen mussten. Sie erklärten Johann, dass Rinder in ihrem Land heilig seien und gefüttert und verehrt wurden. Niemand würde es wagen, sie zu melken, geschweige denn zu töten. Johann knirschte mit den Zähnen und bestand darauf, dass es auf Inqaba so zuging, wie er es verlangte. Rinder wurden gemolken und Rinder wurden geschlachtet. Die Inder weigerten sich störrisch, und außerdem passierten merkwürdige Dinge. Immer wieder wurden die Tiere von etwas so verschreckt, dass sie in panischer Angst in den Busch liefen und Johann Tage brauchte, um sie wieder zu finden. Einige trugen dann unerklärlicherweise ein fremdes Brandzeichen über dem von Inqaba, und eine sich in Geburtsschmerzen windende Kuh verendete plötzlich ohne ersichtlichen Grund, andere wurden krank und fraßen nicht mehr. Die Erinnerung machte Catherine heute noch wütend. Der Sangoma des Stamms wurde wohlhabend in dieser Zeit.
    Nachdem ein Inder, der für eine Summe, die an Bestechung grenzte, sich bereit erklärt hatte, eine Kuh zu melken, jedoch unglücklicherweise einen Bullen als Kuh angesehen hatte und von dem wütenden Stier erst aufspießt und anschließend zu Tode getrampelt wurde, verschwanden auch die Inder. Johann saß mit der Farm und Catherine mit der Arbeit im Haushalt und allem, was dazugehörte, allein da. In schweigender Wut krempelten sie die Ärmel auf.
    Zwei Tage später wachte Johann bei Sonnenaufgang durch das Geschrei der Hadidahs und rhythmisches Singen auf. Er fuhr hoch und stieß Catherine an. »Hörst du es?«, flüsterte er. »Sie sind wieder zurück, diese vermaledeiten Halunken, mit ihren Frauen, also auch mit ihrem Hab und Gut. Sie sind tatsächlich zurückgekehrt. Gott sei's gepriesen!«
    Weder die Zulus noch die Steinachs erwähnten die Vorkommnisse auch nur mit einem Wort, und kein Inder betrat danach je wieder Inqaba. Johann ließ die Felder bei Inqaba verwildern, stellte den Betrieb völlig auf Rinder- und Ziegenzucht um. Die Inder ließ er auf seinen Zuckerrohrfeldern arbeiten, und das hatte in all den Jahren kaum Probleme gegeben. Sie waren fleißig und darauf bedacht, ihren Status im Leben ständig zu verbessern, hatten Ambitionen, was Johann bei den Zulus nicht entdecken konnte.
    Viele Rinder, genügend Land, viele Frauen, das war es, wovon ein Zulu träumte. Hatte er das erreicht, genoss er es. Wozu sollte er sich dann noch abrackern, wie es die Umlungus taten? Wozu? Sie arbeiteten und arbeiteten, von morgens bis abends, hatten keine Zeit, die Früchte ihres Tuns zu genießen, und das war doch nicht der Sinn, nicht wahr? Johann hatte lange darüber nachgegrübelt, aber nichts gefunden, was er dem entgegensetzen konnte.
    Nach seinem Morgenbad stieg Johann aus dem Meer, hörte über dem Brausen der Wellen Catherines ungeduldigen Ruf nach Tandani und Sisanda und hoffte, dass die nicht ausgerechnet jetzt entschieden hatten, für unbestimmte Zeit in ihr Umuzi zurückzukehren. Insgeheim erfüllte ihn die Unabhängigkeit, die die Zulus für sich in Anspruch nahmen, mit Neid. Wenn er nach einem harten Arbeitstag mit schmerzenden Muskeln und einem stechenden Reißen im Rücken im Kerzenschein noch über seinen Zuchtbüchern saß, dachte er häufig über diese Geisteshaltung nach und fragte sich, ob der Zulu, der im Schatten in seinem Umuzi saß, seine Rinder zählte, Bier trank und dafür sorgte, dass seine Kinderschar sich vergrößerte und damit sein Wohlergehen im Alter gesichert war, der also eine überaus sinnliche Lebensart pflegte, nicht tatsächlich die bessere Lebensform gefunden hatte.
    Immer öfter erwischte er sich dabei, dass er im Kopf die Anzahl seiner Rinder überschlug, feststellte, dass er längst genug für ein geruhsames Leben hatte, seiner Frau einen verlangenden Blick zuwarf und dabei dieses überirdisch schöne Fleckchen Erde vor Augen hatte, das Inqaba hieß und seins war. Dann war er versucht, seinen Stift hinzuwerfen, jetzt sofort, und mit Catherine den

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