Afrika Saga 02 - Feuerwind
Trockenheit hatte selbst das grüne Natal zu einem staubigen Braun gebrannt. Ursprünglich hatte er den Fehler begangen, das Wasser durch halbierte, ausgehöhlte Baumstämme zu leiten, über die jedoch Termiten mit großem Appetit hergefallen waren und sie in kürzester Zeit in Siebe verwandelt hatten. Jetzt benutzte er Tonrohre, die eine Ziegelei bei Durban brannte. Der Eigentümer kam aus Osterreich und verstand sein Handwerk. Das Problem war das Gewicht. Zwei seiner Männer waren ausgefallen. Einer hustete Blut, der andere hatte ein Rohr fallen lassen, das ihm den Fuß zerquetschte. Da es eilte, weil die Ananas von einem Händler am Kap vorbestellt waren, hatte er selbst mit angefasst.
Catherine musste das Knirschen seiner Schritte im Sand gehört haben, denn sie drehte sich zu ihm, streckte ihre Hand aus und zog ihn wortlos neben sich, dann richtete sie ihren Blick wieder auf den Horizont, wo ein tiefes Glühen den Aufgang der Sonne ankündigte.
Mit gekreuzten Beinen setzte er sich.
»Wenn Maria etwas zugestoßen ist, würde man uns das doch wissen lassen.« Es war keine Frage.
Er nickte, aber erwiderte nichts.
Sie schleuderte einen Stein, der die Wasseroberfläche wie Glas splittern ließ. »Egal, ich habe es satt, nur herumzusitzen und zu warten. Heute reite ich nach Durban, nehme morgen die Postkutsche nach Pietermaritzburg und gebe ein Telegramm auf. Das hatte ich mir schon vor ein paar Tagen vorgenommen. Eigentlich wollte ich reiten, aber in der Dunkelheit bin ich nicht gern allein unterwegs, ich müsste auf der Strecke übernachten. So geht es am schnellsten.« Johann hatte das Problem mit den Bewässerungsrohren, das verstand sie, auch dass bei dem Unternehmen jeder Tag zählte.
Er sah sie überrascht an. »Postkutsche? Soll außerordentlich unbequem sein …«
»Bin ich aus Zucker?«
»Nein, das wahrlich nicht.« Ein Lächeln huschte über seine Züge.
»Aber diese Möglichkeit hatte ich gar nicht in Betracht gezogen.
Bisher hatte ich noch nie jemandem etwas so dringend mitzuteilen.
Die Schiffspost hat allemal genügt. Hast du durchgerechnet, wie lange es dauern wird, ehe wir Antwort bekommen?«
Mit einer Hand ihr Haar zurückhaltend, das ihr im Winterwind immer wieder in die Augen wehte, sah sie ihn an.
»Natürlich. Jede Art von Rechenspielchen habe ich betrieben, aber es kam immer dasselbe heraus. Es dauert rund eineinhalb Monate.
Den ersten Tag reite ich nach Durban, am zweiten nehme ich die Postkutsche nach Pietermaritzburg, den nächsten Tag gebe ich das Telegramm auf.« Sie zählte die Tage an den Fingern ab. »Am vierten Abend sollte es dann Kapstadt erreichen und daraufhin in Papierform an Bord eines Dampfschiffs nach Madeira gebracht werden, wo das transatlantische Kabel liegt, das Afrika mit Europa verbindet. Die Reise nach Madeira dauert knapp zweieinhalb Wochen, wenn das Wetter gut ist, unbestimmte Zeit länger, wenn Stürme, Hafenstreiks oder ähnliche Schicksalsschläge dazwischenkommen. Als ehemaliger Seemann weißt du besser als ich, was die Stürme vor der Skelettküste anrichten können.« Sie streckte drei Finger hoch. »Das sind also schon mindestens drei Wochen, vorausgesetzt das Schiff hat Kapstadt sofort verlassen, und alles ist glatt gegangen, was ich, ehrlich gesagt, nicht für wahrscheinlich halte. Trotzdem, lass es uns so annehmen. Dann sollte es höchstens, alle Eventualitäten eingerechnet, noch wenige Tage dauern, bis Herr Puttfarcken in Hamburg das Telegramm in der Hand hält.«
Sie zog eine Grimasse. »Im besten Fall dauert es sechs Wochen, ehe wir überhaupt hoffen können zu erfahren, wie es unserer Kleinen geht.«
Johann konnte nicht mehr still sitzen. Er kletterte vom Felsen herunter, fischte einen seidig glatten, schwarz glänzenden Stein aus dem Teich zu seinen Füßen und warf ihn weit hinter der Brandung ins Meer. »Das ist Basaltgestein, wusstest du das? Es muss hier vor Millionen von Jahren in Form flüssiger Lava aus der Erde gequollen sein.«
Er hatte ihr das schon oft erklärt, aber sie schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass es eine automatische Bemerkung war, die ihm half, seine Gedanken zu entwirren.
»Es gibt in Übersee eine Vorrichtung, die Telefon heißt«, sagte er endlich. »Man steht zu Hause, spricht in eine Art Trichter hinein, und zig Meilen entfernt kommt die Stimme dann wieder aus einem solchen Ding heraus.«
Auch sie hatte davon gehört. »Ich kann das zwar kaum glauben, verstehe partout nicht, wie die Stimme in den Apparat
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