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After Moonrise (German Edition)

After Moonrise (German Edition)

Titel: After Moonrise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.c. Cast
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gefallen.“
    Als der Fahrstuhl stehen blieb und seine Türen den Blick auf das OKCPD freigaben, wurde Levi nervös und wusste nicht, warum. Es war ein vertrauter Anblick: Männer in Hemden und Anzughosen, Männer in Uniformen, Bürozellen und Schreibtische, Computer, Kriminelle, die mit Handschellen an Stühle gefesselt waren, alle Wände mit Papier zugehängt. Er kannte auch die Geräusche: Schwere Schritte, das Klappern hoher Absätze, das Stampfen von Stiefeln, oberflächliches Geplauder, wütendes Brüllen, Finger, die auf Tastaturen eintippten, das Klingeln von Telefonen. Und die Gerüche: Kaffee, Aftershave, Seife, ungewaschene Körper, Parfüm, Zucker.
    Er war sich nur nicht sicher, ob er noch hierher gehörte. Er fühlte sich fremd, von allem getrennt, und konnte nicht sagen, ob das nur mit seiner Suspendierung zu tun hatte. Aber … warum sonst?
    Deine verrückten Nachbarn sind ansteckend, das ist alles .
    Ein schwacher Trost. Er schlängelte sich durch die Bürozellen, zwischen denen massenweise Menschen in alle Richtungen unterwegs waren, jeder einzelne zu beschäftigt, um ihm Beachtung zu schenken. Er erreichte das Büro seines Partners und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen die offen stehende Tür. Vince saß an seinem Schreibtisch, den Kopf über eine Akte gebeugt. Er hob den Blick, sah ihn kurz an und wandte sich gleich wieder seiner Arbeit zu. Er sah blass aus, ausgezehrt, und kleine Stressfalten hatten sich in seinen Augenwinkeln gebildet. Auch wenn er erst vierunddreißig war, sah er aus wie fünfzig. Und mit seinen hohlen Wangen, den zerzausten sandbraunen Haaren und den Kaffeeflecken auf dem weißen Hemd schien er nicht mehr auf sich selbst zu achten,.
    „Ignorierst du mich immer noch?“, fragte Levi. Vince hatte ihm wohl immer noch nicht verziehen, dass er den Verdächtigen angegriffen und sich selbst in Gefahr gebracht hatte.
    Eine Erinnerung spielte sich in seinem Kopf ab, so plötzlich, dass Levi zusammenfuhr. Er und Vince stürmten in einen kleinen Kellerraum. Der Verdächtige hob die Arme, als wolle er sich ergeben, und lächelte. Lächelte selbstzufrieden und stolz auf alles, was er seinen Opfern angetan hatte – wie ein stummes Versprechen, dass er alles noch einmal genauso tun würde, wenn er je wieder freikäme.
    Levi hatte wegen dieses Mannes schon zu viele grauenerregende Tatorte besucht, der letzte hatte ausgereicht, sogar ihm den eisernen Magen umzudrehen. Der Killer hatte eine junge Frau in Szene gesetzt, hatte ihren leblosen, geschundenen und geschlagenen Körper an eine Plakatwand gefesselt, damit ihn alle Pendler auf dem Weg zur Arbeit in Downtown Oklahoma sehen konnten.
    Dieses Lächeln hatte den letzten Rest seiner ohnehin schwindenden Selbstkontrolle davongefegt und in ihm das Bedürfnis geweckt, alle noch lebenden Frauen in Oklahoma zu schützen. Ein Bedürfnis, gegen das er nicht angekommen war. Er war vorgeschnellt, hatte ein paar Schläge ausgeteilt – und ein paar Schläge eingefangen.
    Ein stechender Schmerz in der Seite riss ihn in die Gegenwart zurück. Seine Niere musste damals etwas abbekommen haben.
    „Komm schon, Vince“, sagte er und wurde weiterhin ignoriert.
    Detective Charles Bright kam den Gang hinab, entdeckte ihn und sah ihn überrascht an. „Levi?“ Kurz sah Charles ihm über die Schulter, ehe er ihn wieder anschaute. „Was machst du hier?“
    Endlich hob Vince den Blick hob. Mit zusammengebissenen Zähnen antwortete er: „Was glaubst du, was ich hier mache, Bright? Ich arbeite. Vielleicht solltest du das auch mal versuchen.“
    Als wäre er nicht vorhanden! Levi zeigte ihm den Mittelfinger. „Wirklich erwachsen.“
    Bright winkte Vince zum Abschied und führte Levi dann in sein Büro am Ende des Ganges. Er schloss und verriegelte die Tür und bedeutete ihm, sich zu setzen, während er es sich selbst hinter seinem mit Papieren überladenen Schreibtisch bequem machte.
    Levi hatte Bright immer gemocht. Der Kerl hatte dunkle Haut und dunkle Augen, und sein rasierter Schädel glänzte wie poliert. Er lachte viel, machte sich wirklich etwas aus den Leuten, um deren Sicherheit er kämpfte, und würde sich eines Tages noch zu Tode arbeiten.
    „Ich kann nicht fassen, dass Vince so sauer ist, dass er nicht mehr mit mir redet.“
    Bright lächelte verständnisvoll. „Hättest du ihn in Gefahr gebracht, wäre die Sache längst vergessen. Aber du hast dich selbst in Gefahr gebracht, und das ist schwieriger zu verzeihen. Er hat dich wie einen Bruder

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