Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
After Moonrise (German Edition)

After Moonrise (German Edition)

Titel: After Moonrise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.c. Cast
Vom Netzwerk:
wenn ihre Verletzungen während einer deiner Blackouts verheilt sind, hm?
    Nein, nein, nein, dachte sie wieder. Die Panik stieg weiter an …
    Vielleicht irrte sie sich. Vielleicht sah die Frau Lana nur sehr ähnlich. Aber knallrot gefärbtes Haar fiel über schlanke Schultern – und wie viele Frauen hatten schon solche Haare? Lange schwarze Wimpern warfen Schatten auf hohle Wangen. Eine perfekt geschwungene Nase, rote wunde Lippen, aufgebissen vor Sorge.
    Obwohl Harper alle Schnitte und Quetschungen übermalt hatte, obwohl die Haut der Frau zart und cremig war, ergoss sich Blut aus ihrem Hals, ihren Handgelenken, ihrem Bauch, ihren Beinen, ihren Füßen. Blut war an alle Wände gespritzt und sammelte sich in Lachen auf dem Boden.
    Blut.
    Lanas Blut.
    Lanas. Blut.
    Wenn das wirklich Lana war – nein, nein, nein, das durfte nicht sein … durfte einfach nicht  –, wie konnte Harper wissen, was man ihr angetan hatte? Lana hatte es ihr nicht erzählt. Oder … was, wenn Lana es ihr doch erzählt hatte, Harper die Erinnerung daran aber verdrängt hatte, wie sie zunächst befürchtet hatte?
    Würgend rannte sie ins Badezimmer, und die Gedanken rasten durch ihren Kopf. Jedes Mal, wenn Lana das Gemälde betrachtet hatte, war sie blass geworden und hatte sich die Hand auf den Bauch gelegt. Beim ersten Mal hatte sie sich erbrechen müssen. Könnte sie ebenfalls die Erinnerungen verdrängt haben, nachdem sie ihr davon erzählt hatte? Erkannte etwas in ihr den Schmerz, den sie hatte durchleiden müssen?
    Mit zitternden Händen putzte Harper sich die Zähne und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. „Du musst sie fragen“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. „Du musst die Wahrheit herausfinden. Für euch beide.“
    Entschlossen ging sie den Flur hinab. Sie hatte wieder vergessen, das Licht dort auszuschalten – entweder das, oder sie hatte es während ihres Blackouts wieder eingeschaltet.
    Sie stand vor Lanas Schlafzimmertür. Ihre Hand fing noch stärker zu zittern an, als sie die Finger um den Türknauf legte und ihn drehte. Das Flurlicht fiel auf das Bett und die Frau, die darin lag, in die regenbogenfarbene Decke gewickelt, die sie so gut kannte. Das rote Haar lag auf dem Kissen ausgebreitet, die Augen zu süßem Schlummer geschlossen, und Harper fühlte eine so starke Erleichterung, dass sie glaubte, platzen zu müssen.
    Was auch immer geschehen ist, sie hat es überlebt .
    Wollte sie Lana wirklich aufwecken, um sie mit diesem Albtraum zu konfrontieren?
    Harper musste schlucken, und die Frage schien schwer auf ihr zu lasten. Nein. Nein, wollte sie nicht. Die Wahrheit konnte bis zum Morgen warten.
    So leise wie sie konnte schloss sie die Tür wieder, und sie sah auch nach allen anderen Türen und allen Fenstern in der Wohnung. Levi hatte gestern gesagt, er wollte sich am Abend mit ihr in Verbindung setzen, aber das hatte er nicht getan. Und jetzt hatte sie es satt, auf ihn zu warten. Den ganzen Tag hatte sie gewartet, und er hatte nicht einmal ein hastig hingekritzeltes „Schaffe es doch nicht“ unter der Tür durchgeschoben. Na gut, dann musste er jetzt eben lernen, mit den Konsequenzen seines gebrochenen Versprechens zu leben.
    Sie stapfte aus der Wohnung, schloss hinter sich ab, überprüfte das Schloss, und noch einmal, stapfte dann zu Levis Wohnung und  – verdammt noch mal! Sie hatte vergessen, Schuhe anzuziehen. Irgendwer hatte Limonade verschüttet, der Teppich war ganz nass und kalt. Schon bald liefen ihr kalte Schauer über den Rücken, die sich noch verstärkten, als ein Donnerschlag hallte.
    Sie klopfte an seiner Tür und stieg immer ungeduldiger von einem kalten klebrigen Fuß auf den anderen, während sie sich wieder und wieder umsah, damit sich niemand an sie heranschleichen konnte. Als sie das unheimliche Mädchen mit den violetten Augen auf sich zuschweben sah, deren trockenes schwarzes Haar in einer Brise wogte, die Harper nicht spüren konnte, und auch ihre eigenen Füße sich vom Boden zu heben schienen, drohte die Panik sie zu überwältigen. Wie hatte dieses Mädchen es so schnell von draußen nach drinnen geschafft, ohne dabei nass zu werden?
    „So ein ungezogenes Mädchen. “ Mit einer Stimme, die so gruselig war wie der Rest von ihr, fügte der Teenager hinzu: „Du hättest netter zu ihm sein sollen. Er hat dich so, so sehr geliebt.“
    Könnte sie … war sie vielleicht ein Geist? Harper hatte nie die Fähigkeit besessen, in das andere Reich zu blicken, aber das Ganze war einfach

Weitere Kostenlose Bücher