After Moonrise (German Edition)
Zerreißen gespannt, als sie gemeinsam mit Levi durch die Flure von King’s Landing ging.
Sie rechnete jeden Augenblick damit, dass die kleine Spannerin aus einer Wand gesprungen kam und „Buh! “ rief, aber das Mädchen tauchte nicht auf. Tatsächlich waren alle Hausbewohner merkwürdig ruhig.
Vielleicht spürten sie Harpers schlechte Laune. Wut und Angst brannten tief in ihrem Inneren, und wenn sie endlich ein Ventil fanden, würde es jedem, den sie trafen, schlecht gehen. Oder vielleicht hatten die übrigen Bewohner auch Angst vor Levi. Er hatte seine Waffe gezogen, bereit zum Schuss.
Ihre Tür aufzuschließen stellte sich als schwieriges Unterfangen heraus, weil sie sich weigerte, das Gemälde dabei auf den Boden zu stellen. Sie wollte es entweder in Händen halten oder in ihrem Studio wissen, nichts anderes kam infrage. Im Augenblick war es ihre einzige Verbindung zu dem, was geschehen war, was geschehen würde oder was geschehen könnte.
Ehe sie ihre Wohnung betreten konnte, schob Levi sich an ihr vorbei. „Ich sehe erst …“
„Du lässt mich nicht …“ Sie drängte sich neben ihn.
„… nach“, beendet er seinen Satz.
„… allein“, endete sie zur gleichen Zeit. Und dann blieben sie beide abrupt stehen, als sie sahen, was sie drinnen erwartete.
Peterson und ein Mann, den Harper noch nie gesehen hatte, fläzten sich auf ihrer Couch.
Die Agentin von After Moonrise hatte ihre inzwischen blau gefärbten Haare zu zwei Spitzen geformt, die verdächtig nach Hörnern aussahen. Sie trug ein dunkelblaues Korsett, ein nietenbesetztes Lederhalsband und schwarze Kniebundhosen, darunter blau-weiß gestreifte Kniestrümpfe und schwarze Ballerinas.
Der Mann neben ihr hatte dunkelblondes Haar und braune Augen. Er war braun gebrannt und wettergegerbt, als würde er die meiste Zeit seines Lebens im Freien verbringen. Was Harper allerdings am meisten auffiel, war, dass er den gleichen Blick wie Levi hatte: hart, als hätte er schon das Schlimmste gesehen, was die Welt zu bieten hatte, und als könnte ihm nichts mehr etwas anhaben.
„Einbruch. Sehr professionell“, murmelte Levi, zog die Tür hinter sich zu und verriegelte sie.
„Es hat seinen Zweck erfüllt. Ich bin mir sicher, Sie sind im Laufe Ihrer Karriere in viele Häuser eingebrochen. “ Petersons Blick fiel auf das Gemälde. „Ist es fertig?“
„Zuerst einmal“, sagte Levi und stellte sich vor Harper, „wer ist der Kerl?“
„Sind Sie immer so misstrauisch? Das ist mein Kollege Mark Harrowitz.“
Harrowitz nickte.
Mit ironischem Lächeln fügte Peterson hinzu: „Ich betrete ein fremdes Zuhause niemals allein. Ich denke, Sie verstehen das. Er ist nur hier, um sicherzustellen, dass Sie beide nicht versuchen, mich umzubringen.“
Oh, so war das also? Harpers Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie sich an Levis Seite stellte. „Und Sie nennen uns misstrauisch?“
Peterson lächelte humorlos. „Jetzt, wo die ganze Bande versammelt ist, können wir anfangen. “ Sie hob die Augenbrauen und deutete mit dem Kopf auf Levis Waffe. „ Ohne die Todesdrohung.“
„Schön. “ Levi steckte die Waffe weg, aber erst, nachdem er sich wieder vor Harper gestellt hatte.
Es gefiel ihr, dass er sie beschützen wollte, wirklich, aber sie mochte nicht, dass er sich deswegen selbst in Gefahr begab. Darüber würden sie sich später unterhalten müssen. Doch wie sie ihn kannte, würde er sie dann einfach küssen, um sie abzulenken, und ohnehin genau das tun, was er für richtig hielt, egal was geschah.
„Also gut. Das Gemälde. “ Harper ging wieder um Levi herum und drehte die Leinwand so, dass Peterson die schreckliche Szene von oben bis unten betrachten konnte. „Es ist fertig, ja.“
Peterson sah sich das Bild lange an, ehe sie schließlich nickte. Harper nahm das als Zeichen, dass sie es wegbringen konnte, und stellte es auf die Staffelei im Nebenraum, wo sie es nicht mehr sehen musste. Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer zu den anderen.
Levi hatte sich Peterson gegenüber hingesetzt und winkte sie zu sich. Sobald sie nahe genug war, legte er die Arme um sie und zog sie neben sich, bis sie quasi in seinem Schoß lag. Sie hatte nichts dagegen einzuwenden. Ihr gefiel, wo sie war, und sie brauchte seine Stärke.
„Und, was haben Sie für uns?“, verlangte er zu wissen. Seinem Tonfall war keine Emotion anzumerken, aber es bestand kein Zweifel, dass er endlich die ganze Geschichte hören wollte und sich nicht mit weniger zufriedengeben
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