Age 17 - Camy and Rave
angezettelt hat. Dafür wird er büßen!« Die letzten Worte spie er förmlich aus.
Camy betrachtete Rave. Er wirkte angespannt und ernst, sie konnte instinktiv spüren, wie schwer es ihm fiel, darüber zu sprechen. Spontan legte Camy eine Hand auf die von Rave und strich leicht darüber. »Wir werden ihn kriegen!«, flüsterte sie leise.
So unverhofft, wie sie ihn berührt hatte, so plötzlich zog sie ihre Linke wieder zurück und faltete im nächsten Moment die Hände in ihrem Schoß, als schicke sie ein Gebet gen Himmel.
Sie parkten nicht direkt vor dem Eingang, sondern etwa hundert Meter vom Club entfernt, und legten den restlichen Weg zu Fuß zurück. Während sie die Straße entlangliefen, ergriff Rave Camys Hand und hielt sie fest. Kurz vor dem Club zog er sie in den Schatten eines Hauseingangs.
»Camaela, ich möchte, dass du sofort zu dem Wagen zurückgehst, wenn wir uns im Gedränge verlieren. Warte dort auf mich – was immer auch passieren mag. Hast du mich verstanden? Das ist wirklich wichtig!« Er baute sich vor ihr auf, wie, um sie vor der großen bösen Welt abzuschirmen. Seine dunklen Augen duldeten keinen Widerspruch, und Camy konnte nicht anders als zu nicken.
Diese Augen! Sie zogen sie so in seinen Bann, dass ihr Herz fast aufhörte zu schlagen. Sie wagte kaum zu atmen, als er ihr Kinn sanft mit dem Zeigefinger etwas nach oben drückte, dass sie den Kopf nicht wenden konnte.
»Ich möchte es aus deinem Mund hören«, flüsterte er ganz leise.
»Ja«, hauchte sie, »wenn wir uns verlieren, warte ich auf dich am Wagen.«
»Gut.« Er nickte und strich mit dem Daumen derselben Hand über ihre Unterlippe, die bei seiner Berührung leicht zitterte. »Ich verlasse mich auf dich.«
Wummernde Bässe schlugen ihnen entgegen, als sie endlich die Einlasskontrolle hinter sich gelassen hatten. Rave hatte ein wenig nachgeholfen, indem er in den Geist des Türstehers eingedrungen war, damit er sie vorließ, denn die Schlange vor der Tür war endlos lang.
Das Lullaby war gerammelt voll. ›Tainted Love‹ in der Coverversion von Marilyn Manson dröhnte durch den Saal, und dicht gedrängt zuckten Gothic-Fans auf der Tanzfläche zum Puls der Musik. Es gab einen abgetrennten VIP-Bereich mit roten Plüschsofas, doch dieser war nur spärlich besetzt. Vermutlich war es noch nicht spät genug.
Rave nahm erneut Camys Hand in seine und zog sie durch das Gewimmel. Hier und da entdeckte er einige Vampire, die ihm jedoch harmlos erschienen und wohl nur Besucher waren, die sich amüsieren wollten. Er drängte Camy, auf einem gerade frei werdenden Hocker an einer der Bars Platz zu nehmen.
»Ein Bier und ein Soda«, bestellte er bei der Barkeeperin, die ihm ein Augenzwinkern gönnte, nachdem sie einen kurzen Blick auf Camy geworfen hatte und daraufhin die Mundwinkel leicht verzog.
»Zwei Bier«, verbesserte Camy die Bestellung, um den hilflosen Flirtversuch zu unterbinden. Dabei funkelte sie die Fremde böse an und legte Rave, der dicht neben ihr stand, demonstrativ einen Arm auf die Schultern.
»Du trinkst Alkohol?«, fragte Rave leise. Verblüfft starrte er sie von der Seite an.
»Nein.«
»Warum bestellst du dir dann ein Bier?«
Camy zuckte mit den Schultern. »Tarnung?«, flüsterte sie in sein Ohr.
Die Barkeeperin stellte die Flaschen auf den Tresen und Rave bezahlte. Doch sie schob grinsend das Geld zurück, beugte sich über den Tresen zu ihm und sagte: »Ich bin Sue, falls du noch etwas brauchst …«
»Wir kommen zurecht!«, fuhr Camy dazwischen, schlang nun die Hand um Raves Kopf, zog ihn zu sich hin und küsste ihn dann leicht auf die Lippen.
»Ich weiß, nur Tarnung«, murmelte Rave und erwiderte den Kuss. Diesmal war es kein leichter, flüchtiger, sondern er legte Camy den Arm um die Taille und zog sich fest an seinen Körper. Als er spürte, dass sie willig den Kuss entgegennahm, teilte er mit seiner Zunge ihre Lippen und bat so um Einlass in ihren Mund. Gierig nahm sie seine Zunge in ihrem Mund auf und verlor sich in diesem heißen Kuss. Als Rave ihn beendete, zwinkerte er ihr zu, nachdem Camy ihre Lippen wieder von seinen gelöst hatte.
»Ja, genau!«, nickte sie atemlos und meinte dann: »Übrigens, da drüben sitzt dieser Cure.«
Die Wellen rollten langsam im flachen Sand aus. Obwohl der Strand ungeschützt lag, wehte nur ein laues Lüftchen. Michael saß im Sand, hatte die Ellbogen abgestützt und lässig die ausgestreckten Beine übereinandergeschlagen. Aus dem Augenwinkel
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