Age 17 - Camy and Rave
eine Farbe, die er sich auf keinen Fall bei Camy vorstellen konnte. »Mir gefällt dein Haar so, wie du es jetzt trägst.« Er wandte sich zum Gehen.
»Ich habe ein kleines Auto, mit dem sind wir schneller da.« Camy zog einen Autoschlüssel aus der Hosentasche ihrer Jeans und wedelte damit in der Luft herum.
Doch Rave schüttelte den Kopf. »Wir nehmen meinen Wagen. Deinen verstecken wir in der Garage, da ist er vor neugierigen Blicken sicher.«
Er ging hinaus, Camy folge ihm. Dann öffnete er mit einer Fernbedienung an seinem Autoschlüssel die Garage, und ein kleiner schwarzer Spyder kam zum Vorschein.
»Elegant, schnittig und teuer – passt irgendwie zu dir«, bemerkte Camy grinsend, als Rave sich in den Porsche schwang und ihn an ihr vorbei aus der Garage fuhr. Sie lief zu ihrem auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkten Kleinwagen, um nun selbst in die Garage zu fahren.
Als das Tor wieder verschlossen war, stieg Rave kurz aus und hielt Camy die Beifahrertür auf. Seufzend ließ sie sich auf den Sitz gleiten. Er schloss die Tür, verweilte eine kurze Sekunde und atmete den Duft ein, der in der Luft hing. Es war gar kein Parfum, sondern ihr eigener Geruch: klar und rein, der Duft einer Frühlingswiese.
Im nächsten Moment rief er sich selbst zur Ordnung. Was war nur mit ihm los? Wie ein Hund, der die Witterung eines Leberwurstbrotes aufgenommen hatte, stand er hier in der Gegend herum und schnupperte ihr nach! Über sich selbst lachend, stieg er auf der Fahrerseite ein und tippte die Adresse des Clubs, die er vorher im Internet recherchiert hatte, in das Display des Navis. »Der Club liegt etwas außerhalb des Zentrums. Die Fahrt dauert nicht ganz vierzig Minuten«, murmelte er nach einem ersten Blick auf die Karte. Als er jedoch Camys fragenden Blick sah, setzte er grinsend hinzu: »Okay, mit dem Porsche wohl etwas weniger!«
Eine halbe Stunde lang suchte Piper nach der Ursache für die kurz zuvor errechneten Differenz des tatsächlich eingenommenen Geldes mit den Belegen, bis sie den eigenen Rechenfehler entdeckt hatte. Endlich stimmte die Kasse!
Fred, der Koch, hatte in der Zwischenzeit abgeschlossen und die Stühle a uf den Tischen platziert, damit die Putzkolonne an nächsten Morgen freie Bahn haben würde, um den Boden zu wischen. Die Sonne war bereits untergegangen, und der Mond wurde immer wieder von schnell vorbeiziehenden Wolken verdeckt. Fred wollte Piper mit dem Auto mitnehmen, doch sie war mit dem Rad gekommen.
»Lieben Dank, aber mit dem Fahrrad ist es gar nicht weit. Einen schönen Abend, Fred!«, rief sie und machte sich daran, ihr Schloss zu öffnen, als Fred zum Abschied hupend vom Parkp latz fuhr. Sie winkte kurz. Das Schloss ließ sich jedoch nicht so einfach wie sonst öffnen, und Piper rüttelte heftig daran herum, als sie plötzlich die Hälfte des Schlüssels in der Hand hielt. Abgebrochen!
»Na wunderbar!«, stöhnte sie entnervt auf.
Leise Schritte waren auf dem Kies zu hören, aber in der Dunkelheit konnte sie niemanden ausmachen. Hatte sie sich getäuscht? Sie hatte von einem Überfall vor einigen Tagen auf dem Footballgelände der Schule gehört und klemmte den Schlüssel – oder besser, das, was davon übrig war – zwischen den Mittel- und Zeigefinger, sodass sie ihn im Notfall als Waffe gebrauchen konnte.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«
Entsetzt fuhr Piper herum. »Mein Gott, hast du mich erschreckt!« Sie prustete einige Male heftig ein und aus, um ihren Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Michael blickte lächelnd auf sie herab. »So schreckhaft?«
Sie hielt den halben Schlüssel in die Höhe. »Nein, so sauer! Ich habe den verfluchten Schlüssel abgebrochen, und nun darf ich heimlaufen.«
»Du siehst gar nicht so kräftig aus«, scherzte Michael und beugte sich über das Fahrrad. »Aber ich glaube, das Schloss musst du mit einem Seitenschneider aufbrechen lassen. Leider habe ich kein passendes Werkzeug dabei. Lass das Rad doch einfach hier stehen, und ich fahre dich nach Hause.«
Misstrauisch blickte sie ihn an. »Sag mal, was machst du eigentlich um diese Zeit hier? Das Diner hat seit einer halben Stunde geschlossen.«
»Ich warte auf dich.«
»Auf mich? Warum?«
Michael richtete sich wieder auf und zuckte mit den Schultern. »Na ja. Ich hab geahnt, dass du eine Mitfahrgelegenheit brauchst.«
Als er sie offen anlächelte, warf das Piper regelrecht aus der Bahn. Auch wenn sein Äußeres ein wenig Furcht einflößend wirkte,
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