Age 17 - Camy and Rave
Gelächter ausgebrochen, doch sie wollte Rave jetzt auf keinen Fall weiter reizen. »Glaubst du, wir laufen mit großen Flügeln auf dem Rücken herum? Das kann ich nicht fassen!«
»Dann klär mich auf!«
»Das darf ich nicht.«
»Red keinen Mist und gib dir endlich einen Ruck! Wenn ich nicht mal weiß, wie diese Flügel aussehen, kann ich dir nicht helfen.« Er ließ Camy los und schlurfte beleidigt ins Haus.
Verdammt, warum wollte Rave nicht verstehen, dass es hier um mehr ging? Wütend rannte Camy ihm hinterher und schloss sorgfältig die Tür hinter sich ab. Sicher war sicher.
»Rave, wenn jemand erfährt, dass ich einen Vampir eingeweiht habe, ist die Hölle los.«
Noch immer schmollend machte er sich auf den Weg ins Schlafzimmer, und Camy folgte ihm. »Ich denke, die Hölle ist bereits los, weil du diese verfluchten Dinger verloren hast«, presste er hervor.
»Hör auf zu fluchen ... Ja, du hast ja recht. Es ist … das Medaillon, das er um den Hals trägt.«
»Ein – was?«, fragte Rave verblüfft.
»Das Medaillon! Ein Schmuckstück, das an einer Kette hängt.«
»Ich weiß, was ein Medaillon ist.« Aufgeregt stemmte er die Hände in die Hüften.
»In diesem Amulett befindet sich eine silberne Feder, eine Art Stellvertreten für unsere Flügel. Wenn man es trägt, verleiht es eine unsagbare Kraft, und wenn wir uns mental darauf konzentrieren und fliegen wollen, werden die Flügel auf dem Rücken sichtbar – aber nur dann. Man muss hart trainieren, um fliegen zu können, doch die Kraft muss Cure jetzt schon spüren. Bitte sag niemandem, dass du unser Geheimnis kennst, du musst es mir versprechen! Was mache ich denn jetzt nur?«
Ihre traurigen Augen ließen Raves Panzer bröckeln, solch einem Hundewelpenblick konnte er einfach nicht widerstehen. Tröstend ergriff er ihre Hand. »Wir sollten erst einmal schlafen. Morgen früh werden wir uns in der Schule sehen lassen.«
Eben war sie noch dabei gewesen, sich die Schuhe auszuziehen. Nun hielt Camy erschrocken inne. »Das kannst du nicht ernst meinen!«
»Aber so was von! Wir brauchen Hilfe, das können wir nicht allein schaffen.« Raves Stimme war fest und er schien nicht mit sich reden lassen zu wollen. Stattdessen begann er, sich auszuziehen.
»Was machst du da?« Camy riss die Augen auf und schnappte nach Luft, als Rave ungerührt sein Hemd auszog.
»Wonach sieht es denn aus? Ich ziehe mich aus!«
»Warum?«
»Warum ? – Weil ich müde bin und jetzt ins Bett gehe.«
»Aber doch nicht in dieses Bett?!«
»Es ist das Einzige in diesem Haus, und ich werde bestimmt nicht auf dieser harten Couch schlafen.«
Wutentbrannt kramte Camy einen Pyjama aus ihrer Reisetasche hervor und verschwand ins Bad. Was bildete dieser Vampir sich eigentlich ein? Es war gut, dass sie sich bisher von diesen Kreaturen ferngehalten hatte. Sobald sie ihre Flügel wiederhatte, würde sie ihrer eigenen Wege gehen.
Sie dusche schnell, cremte sich ein und schlüpfte in den Schlafanzug. Nicht, das Rave noch auf den Gedanken kam, plötzlich auch ins Bad zu müssen. Da musste er sich jetzt gedulden.
Rave wartete, bis Camy endlich herausgekommen war, und duschte danach ausgiebig. Der Duft, den sie im Badezimmer hinterlassen hatte, brachte ihn fast um den Verstand. Sie hatte zwar sein Duschgel benutzt, doch ihr ganz eigener Geruch, der ihn an Blumen auf einer Wiese erinnerte, hing wie eine dunkle Gewitterwolke in der Luft, die sich jeden Moment über ihm leeren konnte.
Als er sich ins Bett legte, verstärkte sich der Duft nur noch mehr. Na klasse, das würde ja eine tolle Nacht werden! Vielleicht sollte er doch lieber die Couch nehmen?
»Ich hoffe, du musst nicht plötzlich mitten in der Nacht … etwas trinken?«, fragte Camy ein wenig beunruhigt, als er das Licht gelöscht hatte und ihr im Dunkeln den Rücken zuwandte.
»Es gibt auch nur eine Decke«, maulte sie weiter.
Genervt schnaufte Rave. Jetzt war es genug! Er drehte sich zur Camy um. »Willst du jetzt die ganze Nacht herumjammern?«
Ohne weiter darüber nachzudenken, zog er sie in seine Arme. »Dann werden wir uns die Decke eben teilen, und jetzt sei ruhig und schlaf! Es wird dir nichts geschehen, ich passe auf dich auf.« Er küsste sanft ihre Stirn und atmete tief aus. Es machte ihn wahnsinnig, sie einfach nur im Arm zu halten, doch hier bei ihm würde sie sicher sein. Das schwor er bei seiner Vampir-Ehre.
9. Kapitel
Leises Schluchzen weckte Rave mitten in der Nacht. Sofort
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