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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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tölpelhaft‹.«
    »Genug geplaudert«, sagte Miranda. »Haben Sie noch einen Job, oder machen Sie nur auf lässig, aus Rücksicht auf Ihre treuen Mitarbeiter?«
    »Miranda, hat irgendjemand darauf geachtet, wohin wir gegangen sind, als wir zur Besprechung aufbrachen?«
    Miranda setzte sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch und dachte kurz nach. »Nicht, dass ich es bemerkt hätte. Sie haben Drew Roberts im Vorbeigehen zugenickt, aber ich glaube nicht, dass er es gesehen hat. Sie sind Junioragent. Sie sind es nicht wert, dass man Ihr Nicken erwidert.«
    »Sehr gut. Hat sich irgendwer erkundigt, wo ich bin?«
    »Im Büro? Nein. Michelle hat wieder angerufen.« Beim Wort Michelle verdrehte Miranda leicht die Augen, um auf ihre subtile Art anzudeuten, dass sie Michelle für weniger intelligent als ein durchschnittlich gebildetes Pantoffeltierchen hielt. »Aber ich habe ihr nur gesagt, dass Sie in einer Sitzung sind. Davon abgesehen wurde meine Aufmerksamkeit völlig von Ben in Anspruch genommen, der nur Verachtung für Sie übrig hat und nicht einmal nach Ihnen fragen würde, wenn er sich davon eine Beförderung versprechen würde. Warum?«
    »Falls jemand fragt, war ich nur mal kurz weg, um einen Bagel zu essen, ja?«
    »So geht das nicht«, sagte Miranda. »Normalerweise drohe ich meinen Vorgesetzten nicht, aber wenn Sie mir nicht verraten, was da drinnen geschehen ist, könnte es unumgänglich sein, Ihnen wehzutun.«
    »Ich kann es Ihnen nicht verraten, Miranda. Sie wissen genau, dass Sie es als Erste erfahren würden, wenn ich darüber reden dürfte.« Ich sah sie mit dem Ausdruck aufrichtigen Bedauerns an. »Aber ich kann es einfach nicht. Vertrauen Sie mir, bitte, und vergessen Sie, dass diese Besprechung jemals stattgefunden hat.«
    Miranda sah mich eine ganze Weile an. »Also gut, Tom«, sagte sie schließlich. »Aber wenn wir nicht über die Besprechung reden können, die gar nicht stattgefunden hat, warum haben Sie mich dann zu sich gerufen?«
    »Ich möchte, dass Sie mir alle Akten über die Leute bringen, die ich vertrete. Außerdem brauche ich die Namen der Agenten, die in letzter Zeit aus der Poststelle aufgestiegen sind, und die Namen ihrer Klienten, sofern das möglich ist.«
    Miranda kritzelte etwas auf ihren Notizblock. »Verstanden. Soll ich bei diesen neuen Agenten auf irgendwelche anderen Besonderheiten achten?«
    »Ich brauche jemanden, der so neu ist, dass er die Postauslieferungsstrecke immer noch mit geschlossenen Augen abgehen kann. Jemanden, der noch keine Ahnung hat. Jemanden wie mich vor drei Jahren.«
    »Jung und naiv. Ich hab’s verstanden, Tom. Um genau zu sein, weiß ich bereits, wer genau der richtige Kandidat wäre.«
    »Großartig. Lassen Sie mir etwa eine Stunde Zeit mit den Akten und schicken sie ihn dann zu mir rein.«
    »Gut. Sonst noch etwas?«
    »Ja. Ich brauche eine von diesen großen Wasserflaschen, mit denen die Wasserspender bestückt werden. Und eine Sackkarre.«
    Miranda blickte von ihrem Notizblock auf. »Eine Wasserspenderflasche?«
    »Ja. Diese Fünf-Gallonen-Dinger.«
    »Und eine Sackkarre.«
    »Wenn Sie eine auftreiben können. Ich glaube, es gibt welche in der Poststelle. Sie können dem neuen Agenten sagen, dass er eine mitbringen soll.«
    Ich sah, dass Miranda mit sich kämpfte, ob sie mich fragen sollte, wofür ich die Wasserflasche brauchte. Sie entschied sich, darauf zu verzichten. Sie war einfach ein Profi. »Möchten Sie eine volle oder eine leere Flasche?«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte ich.
    »Aber für mich. Weil ich das verdammte Ding in Ihr Büro schleppen muss.«
    »Dann bitte leer.«
    Sie hörte auf zu schreiben. »Also gut. In einer Minute haben Sie die Unterlagen.« Sie stand auf und kam mir entgegen. Ich stieß mich vom Schreibtisch ab und richtete mich auf.
    »Tom«, sagte sie, »Ihnen sollte klar sein, dass Sie mir vertrauen können. Ich werde niemandem von dieser Besprechung erzählen. Aber was auch immer dort passiert ist, ich beglückwünsche Sie dazu.« Dann strich sie mir übers Haar. Das war eine sehr altmodische und tantenhafte Geste für eine Frau, die meine Assistentin und ein Jahr jünger als ich war. Sie bewirkte, dass ich wie ein Idiot grinste.

    Miranda ließ die Akten auf meinen Tisch fallen. Jetzt war es an der Zeit für unser aller Lieblingsspiel, das »Klienten abservieren« hieß.
    »Diese Sache wird von nun an Ihre gesamte Zeit beanspruchen«, hatte Carl mich gewarnt, nachdem ich unser Abkommen unterschrieben hatte.

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