Agent der Sterne
geschrieben wurde. Niemand kannte jemanden, der es tatsächlich kaufte, um es zu lesen. Eigentlich hätte es längst von Blogs verdrängt sein müssen, aber irgendwie hielt es sich auf dem Markt.
Van Doren war etwa in meinem Alter, mit schütterem blonden Haar und leichtem Übergewicht. Er sah aus wie ein ehemaliger Student der USC, etwa drei Monate nachdem ihm klar geworden war, dass seine College-Zeit unwiederbringlich vorüber war.
»Van Doren«, sagte ich. »Aber Sie sind wohl nicht mit Charles verwandt, wie?«
»Der Typ aus der Quiz Show? Leider nicht«, sagte Van Doren. »Wussten Sie, dass sein Vater den Pulitzer-Preis gewonnen hat? Den könnte ich übrigens auch gut gebrauchen.«
»Dann sollten Sie lieber nicht für ein Magazin arbeiten, das einen sechsseitigen Artikel über gefakte Porno-Fotos im Internet gebracht hat. Sie wissen schon, wo man die Köpfe von Filmstars auf die Körper von Frauen montiert hat, die Sex mit Hunden oder Sektflaschen hatten. Der Artikel, weswegen Sie von fast sämtlichen Filmstudios der Stadt verklagt wurden.«
»Mit dieser Story hatte ich nichts zu tun«, sagte er.
»Das ist gut. Denn Michelle Beck ist meine Klientin. Sie fand das Foto gar nicht nett, auf dem sie hinten von George Clooney genommen wird, während sie vorne Lindsay Lohan bläst. Als ihr Agent wäre ich verpflichtet, Ihnen die Nase blutig zu schlagen. Aber ich würde natürlich auch meine üblichen zehn Prozent nehmen.« Ich machte mich auf den Weg zum Ausgang.
Van Doren ließ sich dadurch nicht entmutigen, sondern folgte mir. »Ich weiß ganz genau, dass Sie Michelles Agent sind, Tom. Das ist sozusagen der Grund, weswegen ich hier bin. Hab gehört, dass Sie für ihren nächsten Film zwölfeinhalb ausgehandelt haben. Das ist wirklich nicht schlecht.«
Ich öffnete die Tür mit einer Hand und hielt sie mit dem Fuß auf, während ich die Sackkarre hindurchmanövrierte. »Die Agentur hat keine derartige Verlautbarung an die Presse gegeben und schon gar nicht an The Biz«, sagte ich. »Aus welcher Quelle stammt Ihre Information?«
Van Doren griff nach der Tür und hielt sie für mich auf. »Aus dem Büro von Brad Turnow. Seine Firma hat eine Presseerklärung gefaxt, und die Zahl habe ich von seiner Sekretärin erfahren, als ich angerufen habe, um mehr zu erfahren.«
Ich nahm mir vor, Brad zu sagen, dass er seine Sekretärin feuern sollte. »Ich kann Ihnen nichts über die geschäftlichen Angelegenheiten meiner Klienten erzählen. Wenn Sie genauere Informationen wollen, bin ich der falsche Ansprechpartner.«
»Ich bin nicht wegen Michelle Beck gekommen«, sagte Van Doren. »Ich würde gerne eine Story über Sie machen, Tom.«
»Über mich? Also wirklich! Ich bin doch völlig uninteressant. Und es gibt von mir auch keine Bilder im Internet, auf denen ich Sex mit irgendwem oder irgendwas habe.«
»Ja, ich weiß, dass wir uns mit dieser Story nicht sehr beliebt gemacht haben«, räumte Van Doren ein. Dieser Satz hatte ungefähr den gleichen Stellenwert wie die Aussage des Kapitäns der Titanic, als er sagte: Ich glaube, wir haben da ein kleines Leck. »Wir versuchen gerade, von solchen Sachen wegzukommen. Uns auf richtigen Journalismus zu konzentrieren. Die Story, an der ich arbeite, hat zum Beispiel den Titel ›Die zehn angesagtesten jungen Agenten von Hollywood‹.«
»Sie haben zehn Agenten gefunden, die mit Ihnen sprechen wollen?« Ich schob die Karre in Richtung meines Honda Prelude.
»Bis jetzt habe ich sechs«, sagte er, »einschließlich eines Mitarbeiters Ihrer Firma. Ben Fleck. Sie kennen ihn?«
»Klar«, sagte ich. »Aber ich würde ihn nicht zu den zehn angesagtesten jungen Agenten von Hollywood rechnen.«
Van Doren verzog das Gesicht. »Ja, ich weiß. Ehrlich gesagt, wollte keiner der wirklich guten jungen Agenten mit mir reden. Deshalb habe ich meine ganze Hoffnung in Sie gesetzt. Ich meine, zwölfeinhalb Millionen! Ich würde sagen, damit sind Sie im Moment der angesagteste Agent von Hollywood, Punkt. Das schreit nach einer Titelgeschichte, Tom. Soll ich Ihnen helfen, das Ding in den Kofferraum zu heben?« Er deutete auf die Wasserflasche.
Diesen Kerl konnte ich im Moment überhaupt nicht hier gebrauchen.
»Nein danke. Es kommt nach vorne.«
»Alles klar«, sagte er und ging zur Sackkarre. »Ich halte sie, während Sie die Tür aufschließen.«
Was sollte ich tun? Ich überließ ihm die Karre und öffnete die Beifahrertür. Dabei wurde mir klar, dass ich auf der falschen Seite stand. Van
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