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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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in der Gegend herumspazieren kann. Die Nachbarn würden anfangen zu tuscheln. Also möchte ich die Gelegenheit haben, mich anderweitig zu vergnügen. Hast du irgendwelche Haustiere?«
    »Ich hatte eine Katze, aber sie ist mir vor zwei Jahren entlaufen. Ich sage ›entlaufen‹, aber ich glaube, sie wurde von einem Auto überfahren oder von Kojoten gefressen. Die Escobedos nebenan haben einen Retriever namens Ralph, der zu gelegentlichen Besuchen in meinen Garten kommt. Aber ich glaube nicht, dass du dir wegen Ralph Sorgen machen musst. Er ist fünfzehn Jahre alt. Vielleicht schafft er es noch, nach dir zu schnappen, aber er hat kaum noch Zähne. Und er kommt sowieso nie ins Haus. Wenn deine Spezies sich also asexuell vermehrt, müsstest du der Klon von einem anderen Yherajk sein, richtig?«
    »Äääääääh…« Joshua klang verdächtig danach, als wollte er der Frage ausweichen. »Nicht ganz«, sagte er schließlich. »Unsere Zellen sind asexuell, aber es gibt einen Vorgang, mit dem wir etwas hervorbringen, das man vielleicht als neue… Seele bezeichnen könnte. Es würde mir sehr schwerfallen, es dir zu erklären.«
    »Warum?«
    »Jetzt bin ich wieder an der Reihe.«
    »Du weichst meiner Frage aus.«
    »Oh. Nun ja, das ist bei uns so etwas wie ein gesellschaftliches Tabu. Das wäre ungefähr so, als solltest du mir in allen plastischen Einzelheiten vom Geschlechtsakt zwischen deinen Eltern erzählen, der zu deiner Empfängnis führte.«
    »Es war während ihrer Flitterwochen in Cancun«, sagte ich.
    »In welcher Stellung haben sie es gemacht? Wie viele Stöße waren dazu nötig? Welche Laute hat deine Mutter dabei von sich gegeben?«
    Ich errötete. »Ich glaube, ich verstehe, was du sagen willst.«
    »Das hatte ich gehofft. Apropos – hast du Brüder oder Schwestern?«
    »Nein. Es gab Komplikationen, als meine Mutter mit mir schwanger war, und sie wäre fast daran gestorben. Sie überlegten hin und her, ob sie noch ein Kind adoptieren sollten, entschieden sich dann aber dagegen. Kannst du sterben?«
    »Klar«, sagte Joshua. »Auf mehr unterschiedliche Arten als ihr. Es sterben ständig einzelne Zellen in dieser Ansammlung, wie es auch mit den Zellen deines Körpers passiert. Auch die gesamte Ansammlung kann sterben. Ich würde sagen, wir sterben seltener durch einen dummen Unfall, aber es kann geschehen. Auch die Seele kann sterben, obwohl der Zellverband überlebt. Hast du eine Beziehung?«
    »Nein. Eine Zeit lang hatte ich eine Freundin, die in der Agentur arbeitete, aber vor etwa einem halben Jahr hat sie einen Job in New York angenommen. Es war sowieso keine sehr ernste Sache, eher etwas, um gegenseitig Spannung abzubauen. Wie lange lebt ihr?«
    »Siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, achtzig, genauso wie bei euch«, sagte Joshua. »Mehr oder weniger. Eigentlich ist es eine sehr komplizierte Frage. Gefällt dir dein Job?«
    »Die meiste Zeit schon. Allem Anschein nach bin ich ein ganz guter Agent. Und ich wüsste gar nicht, was ich stattdessen machen sollte. Wie sieht euer Raumschiff aus?«
    »Es ist schlecht beleuchtet, stinkend und total überfüllt. Was machst du, wenn du nicht arbeitest?«
    »Ich arbeite fast die ganze Zeit. Wenn nicht, lese ich sehr viel. Das hat vermutlich damit zu tun, dass ich der Sohn eines literarischen Agenten bin. Als meine Mutter ausgezogen war, habe ich mein altes Zimmer zu einer Bibliothek umgebaut. Davon abgesehen mache ich nicht viel. Ich bin ein ziemlich langweiliger Typ. Wie kommt es, dass ihr so viel über uns wisst?«
    »Wie meinst du das?«
    »Dein Englisch ist genauso gut wie meins. Du weißt, was Kabelfernsehen und Videokonsolen sind. Du spielst auf Horrorfilme aus den Fünfzigerjahren an. Du scheinst mehr über uns zu wissen als die meisten von uns.«
    »Nichts für ungut, aber es ist nicht allzu schwierig, intelligenter als die meisten Menschen zu sein«, sagte Joshua. »Eure Fernsehsender haben während der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts jede Menge Zeug ins Universum ausgestrahlt. Wir haben alles sehr aufmerksam verfolgt. Man kann wirklich gut Englisch lernen, wenn man sich pausenlos Sitcoms ansieht.«
    »Ich weiß nicht recht, wie ich das finden soll«, sagte ich.
    »Natürlich haben wir ein paar Lücken«, räumte Joshua ein. »Bevor ich wirklich auf eurem Planeten gelandet bin, dachten wir, ›groovy‹ wäre bis heute ein geläufiger Begriff. Wegen der vielen Wiederholungen der Bradys. Die verdammten Nachtprogramme. Es hat sogar ziemlich lange

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