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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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sind, kannst du dich wieder ausbreiten.« Dieser Makel an meinem Plan war für ihn genauso neu wie für mich. Ich war davon ausgegangen, dass er die ganze Zeit in der Flasche blieb, bis wir meine Wohnung erreicht hatten. Aber die Sitzpolster meines Wagens waren ein geringer Preis, wenn es um den interplanetaren Frieden ging. Ich musste nur daran denken, mir einen von diesen Duftspendern mit Kiefernaroma zu besorgen.
    »Das ist nett von dir, aber nein, danke«, sagte Joshua. »Ich glaube, wir beide haben wenig Interesse daran, dass du einem Highway-Polizisten erklären musst, warum du vierzig Pfund Gelatine auf deinem Beifahrersitz durch die Gegend kutschierst.«
    Ich lachte. »Nichts für ungut, aber es wundert mich, dass du weißt, was ein Highway-Polizist ist.«
    »Wieso? Ihr habt seit Jahrzehnten CHiPs in den Weltraum ausgestrahlt.« Wieder wackelte Joshua mit dem Tentakel und seufzte dann. Das schien er einfach nur als Lautäußerung übernommen zu haben, da er keine Lungen besaß, mit denen er Luft hätte ausstoßen können. »Also gut, ich ziehe jetzt um«, sagte er und transferierte seine Körpermasse in die Flasche.
    Es war knapp. Beinahe wäre die Flasche zu klein für ihn gewesen. In der letzten Sekunde tauchte ein Gedanke in meinem Kopf auf: Ich brauche eine zweite Flasche. Es kam mir nicht in den Sinn, die Logik dieses Gedankens infrage zu stellen. Er war ein Klumpen Gelatine, also musste er sich aufteilen lassen. Doch diese Überlegungen wurden hinfällig, als ich sah, dass er den Flaschenhals um etwa drei Millimeter überragte.
    »Ist es bequem?«, fragte ich.
    »Erinnere mich daran, dass ich dich bei Gelegenheit in einen mittelgroßen Koffer stopfen möchte, um dir anschließend dieselbe Frage zu stellen.« Joshuas Stimme klang leiser und heller, was zweifellos an der verhältnismäßig kleinen Oberfläche lag, mit der er Vibrationen erzeugen konnte.
    »Tut mir leid«, erwiderte ich. »Sag mal, muss die Flasche offen bleiben? Ich glaube, es wäre besser, wenn ich den Deckel wieder draufschraube.«
    »Bist du völlig übergeschnappt?«, sagte Joshua. »Lass sie offen.«
    »Gut. Das konnte ich nicht wissen. Ich vermute, dass du atmen musst.«
    »Darum geht es nicht«, sagte Joshua. »Ich bin klaustrophobisch.«
    »Tatsächlich?«
    »Na, hör mal! Nur weil ich einer hoch entwickelten Alien-Spezies entstamme, heißt das nicht, dass ich keine neurotischen Charakterzüge besitze. Können wir jetzt gehen? Ich habe schon jetzt das intensive Bedürfnis, laut zu schreien.«
    Ich kippte die Sackkarre, schob sie zur Tür, die ich aufschloss, und trat auf den Korridor hinaus. Es war noch früh am Tag, so dass in der Firma immer noch viel Betrieb herrschte. Ich machte mir Sorgen, dass mich jemand fragen könnte, warum ich eine Fünf-Gallonen-Wasserflasche durch die Gegend karrte, bis mir wieder einfiel, dass ich mich im zweiten Stock befand, im Reich der Senioragenten. Ein Senioragent würde ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass es mein Job war, Wasserflaschen durch die Gegend zu karren. Wahrscheinlich musste ich mir keine Sorgen machen, bis ich die Lobby erreicht hatte.
    Und dort fiel ich dann tatsächlich auf. Als ich auf dem Weg zum Parkplatz am Empfangstresen vorbeikam, drehte sich dort ein Mann zu mir um. »Tom Stein?«, fragte er.
    Der Geh-einfach-weiter- Befehlwurde von meinem Gehirn ausgegeben, aber leider erst eine Zehntelsekunde, nachdem der Dreh-dich-um- Reflexgegriffen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war es natürlich schon zu spät. Ich war bereits stehen geblieben und hatte mich umgeblickt. »Ja?«
    Der Mann kam zu mir herübergelaufen und streckte mir seine Hand entgegen. »Freut mich, dass ich Sie noch erwischt habe. Ihre Assistentin sagte, Sie wären schon gegangen.«
    »Das war ich auch. Ich musste nur noch irgendwohin, um irgendwas abzuholen.«
    »Das sehe ich«, sagte er mit einem Blick auf die Wasserflasche. »Wie es scheint, waren Sie im Lager für Bürobedarf.«
    »Wer sind Sie?«, fragte ich.
    »Oh, Verzeihung«, sagte er. »Jim Van Doren. Ich schreibe für The Biz.«
    The Biz war eine Zeitschrift, deren Texte im abfälligen Tonfall absoluter Insider geschrieben waren. Es klang immer, als wären die Leute gerade von einem gemeinsamen Mittagessen mit den Gewaltigen aus der Filmindustrie gekommen, um mal eben den letzten Tratsch weiterzugeben. Weder ich noch irgendjemand, den ich kannte, kannte jemanden, der jemals mit jemandem von diesem Magazin gesprochen hatte. Niemand wusste, wie The Biz

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