Agent der Sterne
Doren würde die Flasche hineinstellen müssen. Ich spürte einen Ansatz von Panik in mir aufsteigen.
Van Doren war es ebenfalls klargeworden. »Ich nehme sie«, sagte er und trat vor die Flasche. »Sie haben nicht zufällig einen Deckel dafür? Wenn Sie durch ein Schlagloch fahren, könnte alles rausschwappen.«
»Nein.«
Van Doren zuckte mit den Schultern. »Es ist Ihr Auto.« Er hob die Flasche an und schwankte einen Moment lang, was meine leichte Panik kurzfristig zu nackter Angst steigerte. Doch dann stellte er sie unversehrt auf dem Beifahrersitz ab. Als er sich wieder aufrichtete, hatte er rote Flecken im Gesicht. »Hab einfach keine Kondition mehr«, sagte er. »Tom, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber das Wasser riecht nicht gut. Ich hoffe, Sie haben nicht vor, es zu trinken.«
»Nein. Es stammt aus einer Schwefelquelle, die einer unserer Agenten vor kurzem besucht hat. Man macht es warm und legt sich dann hinein. Trotz des Geruchs ist es gut für die Haut.«
»Was Sie nicht sagen.« Van Doren lehnte sich gegen die Tür und verhinderte so, dass ich sie schließen konnte. »Also, was halten Sie davon, Tom? Ich finde, Sie haben das Zeug zu einer tollen Story. Wenn alles gut läuft, kann ich die Redaktion vielleicht sogar davon überzeugen, auf die anderen neun angesagtesten Agenten zu verzichten. Sie würden eine Titelgeschichte bekommen, Tom.«
An einem normalen Tag wäre mein Bedürfnis nach einer Titelgeschichte in The Biz genauso groß gewesen wie der Wunsch, mit der Zunge über eine Käsereibe zu streichen. Am heutigen Tag, während ich ein Alien auf meinem Beifahrersitz hatte und nicht sagen konnte, wie mein künftiger Werdegang in der Agentur aussah, war ich noch viel weniger darauf erpicht, mein Foto auf dem Cover von The Biz zu sehen.
»Danke, aber ich muss Ihr freundliches Angebot ablehnen. Ich stehe nicht so gerne im Rampenlicht. Das überlasse ich lieber meinen Klienten.«
»Ist Ihnen klar, dass Sie perfekte, zitierfähige Sätze von sich geben? Geben Sie sich einen Ruck.«
Notgedrungen beschloss ich zu lügen. »Ich komme zu spät zum Abendessen mit meinen Eltern«, sagte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf die Tür.
Widerstrebend zog er sich zurück. »Und Sie kümmern sich um Ihre Familie. Mit diesen Eigenschaften kann ich Sie schlagartig berühmt machen, Tom.«
Ich lächelte und überlegte, was ich darauf erwidern sollte. Doch dann entschied ich, ihm nicht noch mehr Futter hinzuwerfen. »Das glaube ich kaum, Van Doren. Machen Sie lieber Ben berühmt.« Ich schloss die Tür und ging zur Fahrerseite hinüber.
»Denken Sie noch einmal darüber nach, Tom«, sagte Van Doren, als ich in den Wagen stieg. »Ich stehe sofort auf der Matte, wenn Sie reden wollen.«
Ist das ein Versprechen oder eine Drohung?, fragte ich mich. Ich winkte ihm zu, ließ den Motor an und machte, dass ich wegkam.
Ich bekam einen Strafzettel von der California Highway Patrol, weil ich auf der 210 zu schnell gefahren war.
»Dieser Polizist war völlig anders, als ich erwartet hätte«, sagte Joshua anschließend. »Weder Ponch noch John hatten Brüste. Meine Erwartungen scheinen nicht im Einklang mit der Realität zu stehen.«
Was du nicht sagst.
5
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»Also gut«, sagte ich. »Zeit für ein paar Fragen.«
»Keuch!«, entgegnete Joshua. »Auch wenn du mich noch so sehr folterst, ich werde nicht verraten, wo sich der Rebellenstützpunkt befindet.«
Joshua und ich saßen an meinem Esstisch. Genauer gesagt: Ich saß am Tisch, und Joshua lag darauf. Zwischen uns stand ein Pizzakarton mit den Überresten einer großen Salamipizza. Joshua hatte vier Stücke gegessen. Sie lagen nun wahllos verteilt in der Nähe seiner Körpermitte.
Ich konnte erkennen, wie sich die Stücke langsam in osmotische Trübung auflösten. Es war ein etwas beunruhigender Anblick.
»Möchtest du auch noch das letzte Stück essen?«, fragte Joshua.
»Nein«, sagte ich und schob ihm den Karton hin. »Bedien dich.«
»Toll«, sagte Joshua. Er bildete ein Pseudopodium aus, das sich um den knusprigen Rand legte, und zog es in den Körper zurück. Das Pizzastück gesellte sich zu den anderen. »Danke. Den ganzen Tag hatte ich noch nichts gegessen. Carl meinte, es könnte dich irritieren, wenn du Lebensmittel siehst, die mitten in etwas verwesen, das wie ein Klumpen Tapetenkleister aussieht.«
»Damit hatte er völlig Recht.«
»Deshalb ist er der Chef«, sagte Joshua. »Okay. Für die Frage-und-Antwort-Stunde gilt folgende
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