Agenten - Roman

solle mir alles noch einmal in Ruhe überlegen.
     
    Ich verließ das Pressehaus und bog nach rechts ab. Ich ging am Kochbrunnen vorbei, ohne einen Blick auf die Menschen vor den Cafés. Ich ging die Taunusstraße entlang, hier war es schattig, und ich hörte Blümchens Rufen hinter mir drein. Ich drehte mich nicht um, sondern ging weiter. Ich erreichte das Nerotal, wo ich Lautner vor Jahren um einen Job gebeten hatte, und ich passierte den schmalen Pfad, den ich in einer Nacht mit Doris hinauf zum Opelbad gegangen war. All das gehörte nun nicht mehr zu mir, es fiel von mir ab. In Zukunft würde ich zu den Nachzüglern gehören, weitab vom Rennen.
Ich würde meine Wohnung aufgeben müssen, vielleicht ließ sich etwas außerhalb finden. Ich würde die Stadt nicht verlassen, nein, ich hing noch zu sehr an allem. Der Neroberg lag jetzt zu meiner Rechten, ich erreichte ein langgestrecktes Tal und ging weiter. Ich würde diesen Tag nichts anderes mehr tun, nur gehen, vielleicht bis hinauf auf die Höhen über der Stadt. Ich würde die weite Rheinebene sehen, Mainz jenseits, und die Hügel des Rheingaus. Ich würde gehen und schauen, nicht mehr, für lange Zeit nicht mehr als nur das.
     
    Es war dieser matte Sommer, lauter lausige Tage, und niemand von uns ließ hören, wie man Druck hätte machen können …

geschrieben November 1987 bis März 1989

1. Auflage
    Genehmigte Taschenbuchausgabe Dezember 2010,
btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
    Copyright © Hanns-Josef Ortheil
    »Agenten« erschien zuerst 1989 im Piper Verlag, München.
Umschlaggestaltung: semper smile unter Verwendung des Bilds
Nummer 1345455 (c) Private Collection / Bridgeman Berlin
KS · Herstellung: SK
    eISBN 978-3-641-10874-8
     
     
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