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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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glücklich, Meynard, so unglaublich es klingt.
Ich hatte es gegen alle Widerstände doch geschafft, mir meinen Traum zu erfüllen. Die Bar würde ein Erfolg werden, sie hatte diesen Abend bestanden, und ich wußte genau, ich hatte jetzt Kraft genug für alles andere.«
    »So war das…«
    »Ja, das ist die ganze Geschichte … Und nun kommt es nur darauf an, was du daraus machst. Wenn du sie herumträgst, kommen die Details auch bald heraus, wenn du …«
    »Du brauchst nicht weiter zu reden, ich behalt es für mich.«
    »Meynard, kannst du es wirklich versprechen? Es ist entscheidend für Linda und mich…«
    »Plötzlich spiele ich also doch eine Rolle…«
    »Meynard, du mußt mich verstehen…«
    »Nein, muß ich nicht. Da verwechselst du was. Aber es geht dir wie so vielen anderen. Verstehen ist doch das Letzte! Ich werde nichts mehr verstehen, ich will nicht, ist dir das klar? Ich will überhaupt nichts mehr damit zu tun haben, nichts mehr, nie mehr etwas hören davon. Ich halte still, das versichre ich dir, damit ihr weiter eine ruhige Nacht habt, aber zu verlangen, das Spiel auch noch zu verstehen , das geht einfach zu weit. Schenken wir uns alles, was nach Abmachung aussieht, Blok! Wären wir wirklich Freunde gewesen, hätte es dieser Dinge niemals bedurft. Es ist simpel genug, wir waren es nicht. Gut, das lernt man dann auch noch, man lernt eins nach dem andren und gerät immer tiefer hinein in den Schutt. Schutt, nichts als Schutt! Wie ich es satt habe, wie ich davonmöchte, endlich davon! Nirgendwo Klarheit, nur laufend Rankünen! Mach’s gut in deinem Trödelladen und bestell Linda, ich hätte kein Vertrauen mehr in ihre Texte.«
    »Meynard, renn jetzt nicht davon!«
    »Ich renn nicht davon, vor wem denn, vor was? Wer oder
was sollte mich halten? Freundschaft? Komm, Blok, das sind alte Geschichten, die gehören der Vergangenheit an, wir beide sehn das genau, und jetzt sind wir wenigstens einmal so ehrlich, das auch zu bekennen … Fahrt ihr nur nach Siena, damit tut ihr mir noch einen Gefallen, denn dann wäre ich wenigstens für ein paar Wochen sicher, euch nicht zu begegnen.«
    Ich stand auf und ging hinaus. Blok folgte mir, hastig auf mich einredend. Es waren diese verrotteten Vokabeln, längst mißgedeutete Begriffe, aus einer ganz anderen Zeit.
     
    Blok und Linda versuchten noch mehrmals, mich zu erreichen, aber ich löschte ihre Durchsagen sofort vom Band meines Anrufbeantworters. Auch in der Redaktion hatten sie Nachrichten hinterlassen, angeblich auf irgendeinen Ausgleich bedacht; ich brauchte keinen Ausgleich , mildernde Worte waren sowieso nur ein Zeichen schlechten Gewissens, und mit schlechtem Gewissen erfolgreich zu arbeiten, war höchstens Sache der Kirche.
    Um mich sollte sich niemand Sorgen machen, die Aufklärung dieser Geschichten hatte auch etwas von einer wohltuenden Befreiung, außerdem hatte ich selbst Probleme genug, nicht mit mir, sondern mit Sarah. Ich hatte sie auf die Nachstellungen angesprochen, in die sie durch Lautners falschen Verdacht geraten war, doch sie hatte auf meine Fragen kaum reagiert. Diese Schwärme , hatte sie geantwortet, seien schon lange hinter ihr her, deren Auftrag sei klar, und es sei ihr noch immer gelungen, sie abzuschütteln. Ich konnte Sarah die Zusammenhänge nicht ausführlich erklären, an diesen schwer durchschaubaren stories lag ihr nichts, doch es machte mich unruhig, wie sie darüber sprach, in einer mit Andeutungen
und dunklen Begriffen durchsetzten Sprache, die fast alles ungeklärt ließ.
    Ich fühlte mich ihr gegenüber nicht schuldig, schließlich hatte ich von Lautners Aktionen nicht das Geringste geahnt, doch ich wollte alles tun, damit sie in Ruhe arbeiten konnte, so, wie sie es verlangt hatte und wie es ihr gemäß war. Um mir Gewißheit über ihren Zustand zu verschaffen, war ich einige Male in der Landesbibliothek aufgetaucht, doch ich hatte keine Veränderungen feststellen können, sie saß, sooft ich erschien, an ihrem Platz, den Kopf tief über die Bücher gebeugt, nicht ansprechbar, völlig von ihrer Lektüre gefesselt. Mit der Rechten machte sie laufend Notizen, die Linke beschwerte die Seiten oder blätterte um, es war ein flinker Verzehr, als sei all dieses Wissen nur für sie bestellt.
    Ihr Aussehen hatte sich merklich verändert. Sie erschien knochig, alterslos, ein beinahe steril gewordener Körper, der alle Reize abzuwehren schien. Ihre Züge hatten mit der Zeit eine wächserne Durchsichtigkeit bekommen, als habe die

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