Aggression: Warum sie für uns und unsere Kinder notwendig ist (German Edition)
Personen völlig wertlos – abgesehen von der Erzieherin (sie muss wohl die Militärakademie absolviert haben), die möglicherweise etwas für ihr Selbstbild getan hat.
In dem neuen Kindergarten wurde ähnlichen Situationen mit einfachen Fragen begegnet: »Was willst/ brauchst du von dem anderen Kind?« oder »Braucht ihr Jungs Hilfe?«
Diese Fragen sind: rotes Licht, Unterstützung, Erziehung und Empathie – alles in einem freundlichen, simplen und effektiven Paket dargebracht.
Neugierde
Neugierde manifestiert sich in vielen unterschiedlichen Formen, und nicht jede Form ist produktiv im Sinne eines guten, nahen Kontaktes. Die Form von Neugierde, die ich hier empfehle, erwächst aus einem echten Interesse und beruht auf der Erkenntnis, dass Menschen und ihre persönliche Geschichte sehr verschieden sind. Auch in diesem Fall ist die Voraussetzung die, dass du dich von Vorurteilen befreist sowie von den Geschichten, die du von dem Kind gehört oder gelesen hast. Lass dein Ego für eine kurze Zeit außen vor und schaffe Raum für Dinge, die du nicht weißt.
Es gehört zu den traurigsten Tatsachen in unserem Beruf, dass die Art, wie Erwachsene ein Kind erfahren, häufig zu der Wahrheit über dasselbige wird. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, bis Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen bereit sind, das Offenkundigste anzunehmen: Wenn zwei Erwachsene sich über ein Kind unterhalten, sprechen sie über zwei verschiedene Kinder – das heißt, sie sprechen jeweils über das Kind, das jeder durch seine eigene Brille wahrnimmt und an das er die eigenen Kategorien bestehend aus Theorien, Projektionen, Vorurteilen sowie purer Blindheit anlegt. Ich freue mich schon jetzt auf den Tag, an dem die Definitionsmacht in der Hand eines jeden Kindes liegt und allein dessen Stimme den Lärm durchdringt, den die Erwachsenen verursachen, wenn sie sich wegen ihrer Deutungshoheit gegenseitig bekämpfen. Bis es so weit ist, ist Neugierde das ultimative Geschenk, das du dem Kind, das vor dir steht, machen kannst.
Hast du deine Neugierde gestillt, teil dem Kind mit, was du gehört und verstanden hast. Du wirst sehen, dass sein Gesichtsausdruck und seine Haltung deine Wahrnehmungen bestätigen oder ablehnen. Und habe keine Angst, Fehler zu machen! Kinder haben damit kein Problem, Erwachsenen zu verzeihen, die Fehler machen und Fehler zugeben. Nur die verspielen das Vertrauen der Kinder, die meinen, sie seien ohne Fehl.
Anerkennung
Mit dem englischen Wort »recognition« habe ich so meine Probleme: Meine Wurzeln liegen in der kontinentaleuropäischen Tradition, wo uns der deutsche Begriff »Anerkennung« von jeher geläufig ist. Und diesen ziehe ich vor!
Ein Kind oder eine andere Person anerkennen setzt die Fähigkeit und den Willen voraus, den anderen Menschen so, wie er sich selbst versteht, wahrzunehmen – das heißt, du musst versuchen, den Sinn und die Motivation, die hinter seinem Verhalten stecken, nachzuvollziehen. Zudem setzt Anerkennung Empathie voraus – die Fähigkeit, sich in die Lage eines anderen Menschen hineinzuversetzen.
Vor allem in Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen erfordert Anerkennung eine achtsame und sensible Wortwahl, denn Kinder und Jugendliche verfügen oft nicht über den Wortschatz, der es ihnen ermöglichen würde, über ihr Befinden präzise Auskunft zu geben. Auch hier ist Empathie unerlässlich. Wenn ein Kind nach unten schaut, gibt es mehrere Möglichkeiten, ihm zu antworten:
Du siehst traurig aus (?) – es ist besser, wenn deine Stimme fragend klingt, als eine Frage zu stellen.
Du siehst unglücklich aus (?)
Du siehst bedauernswert aus (?)
Du siehst zerstört aus (?)
Versuche immer in der Sprache eines authentischen Menschen zu sprechen und nicht halbprofessionelle Begriffe wie »depressiv« zu verwenden. Triffst du den richtigen Ausdruck, wird das Kind sichtlich bewegt sein.
Anerkennung heißt nicht, jemanden zu trösten oder zu ermutigen. Wenn ein Kind dir miteilt, dass seine Mutter wegen einer Krebserkrankung ins Krankenhaus eingeliefert werden muss, ist es oft besser zu sagen: »Oh, das muss für dich sehr schwierig sein. Ich kann mir vorstellen, dass dir das jetzt ständig durch den Kopf geht (?)«, statt auszurufen: »Nun, lass uns für sie beten, dass es ihr bald wieder bessergeht!« – Die erste Antwort ist für das Kind gewiss tröstlicher als die zweite, da sie den direkten Versuch unternimmt, tröstlich auf das Kind zu wirken.
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