Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
mehr als genug zu tun. Die vier unternehmen im Sommer dieses Jahres eine Konzertreise mit sechzehn Open-Air-Auftritten in Schweden und Finnland und spielen in Stockholm im Gröna-Lund-Freizeitpark vor einem Publikum von 19.200 Menschen. Der Andrang an den Kassen ist mitunter so groß, dass Menschen abgewiesen werden müssen. Es zeigen sich erste Anzeichen von ABBA-Mania, kreischende Teenies vor allem. Auch die neue Single dieses Sommers, „ I Do I Do I Do I Do “, ist ein großer Verkaufserfolg. Es geht darin im schönsten, reichen Pop um das Gefühl, zu lieben. „Liebe mich oder verlasse mich / triff deine Entscheidung, doch glaube mir / Ich liebe dich, ich tu's, ich tu's, ich tu's ...“
Auch in diesem Lied verleiht Agnetha Björns Empfindung die Stimme und spricht von seinen Gefühlen an guten Tagen: Dass er sie liebt und dass er die Frau seines Lebens gefunden hat. Wer damals in Europa gelebt hat, wird automatisch die Wärme des Sommers und Feriengefühle mit diesem Titel verbinden, so flächendeckend schallt dieses Lied überall aus den Transistorradios und Lautsprechern.
Einen Vorteil haben ABBA: Dadurch, dass Schweden politisch eine neutrale Rolle einnimmt, sind schwedische Künstler auch im Ostblock willkommen. Schwedische Kommunisten, die eigentlich wenig von Kommerzbands wie ABBA halten, unterhalten doch gute Kontakte in die Sowjetunion, vor allem aber auch nach Polen, und das kommt jetzt ABBA zugute. Sie überschreiten schon 1975 die Grenzen des Eisernen Vorhangs. Der polnische Fanclub ist in dem Jahr schon so stark, dass tausende Schreiben pro Monat allein aus diesem Land einlangen. Aber auch bis in das ferne Australien sind ABBA innerhalb weniger Monate durchgedrungen, und es gibt keinen, der genau sagen kann, warum das so ist. ABBA werden dort so wichtig genommen wie sonst nur die größten Bands der Welt. Der Höhepunkt der Karriere von ABBA wird zwei Jahre später in diesem fernen Kontinent stattfinden, und das in einem Taumel der Begeisterung, der seinesgleichen sucht. Vielleicht, weil sich auch Australien in den 1970er Jahren eher sozial-demokratisch fühlt und auch ein eher ländliches, weites Land ist wie Schweden, mit dem es außerdem die Empfindung teilt, unter den anglophonen / anglophilen Ländern eine Randlage einzunehmen?
ABBA werden weltweit als eine Band neuer Machart empfunden. Die Spaßphase und der Glam-Rock sind 1975 schon vorbei. Jetzt spricht man anerkennend von der Natürlichkeit der Gruppe, und dass in ihr Männer und Frauen mit gleich verteilten Aufgaben und emanzipiert auftreten.
Agnetha unterstützt diesen Eindruck in einem Interview: „Bei der Arbeit ist das bei uns demokratisch organisiert. Wir reden über alles, die Kostüme, die Musik, welche Lieder auf das Album sollen und in welcher Reihenfolge und so weiter. Sogar über meine Haare reden wir. Ich wollte meine Haare kurz schneiden, aber wir haben das des Langen und Breiten diskutiert und dann habe ich beschlossen, dass es lang bleiben soll, weil es mir am besten steht.“
Wie sieht es mit den Rechten der Frauen von ABBA wirklich aus? Hinter den Kulissen werden sie längst ins zweite Glied verbannt. Sie dürfen schon kreativ an der Gestaltung der Songs mitwirken, aber eine Anerkennung dafür bekommen sie nicht. Sie werden im Gegensatz zu Stig nie als Co-Autoren genannt, selbst wenn sie einmal einen größeren Beitrag zu einem Lied geliefert haben. Und schon bei der zweiten LP von ABBA haben die Männer klargestellt, dass keine Komposition von Agnetha mehr aufgenommen werden wird, egal wie gut sie ist.
Arrival
Schon im Oktober erscheint die nächste Langspielplatte von ABBA. Auf dem Cover sieht man die Schweden in einem Helikopter sitzen, dessen Flattergeräusch auch demnächst ihre Konzerte ankündigen wird. Das Album heißt „Arrival“, Ankunft, und ihre dritte und vielleicht schönste überhaupt. Mit „Arrival“ sind ABBA als Band bei sich angekommen und schöpfen ihre Stärken voll aus. Die Platte beinhaltet einen der größten Hits der Supergruppe überhaupt. Das Lied „ Dancing Queen “ nimmt ein Thema auf, das in ABBA-Liedern häufig wiederkehren wird: Das Bild einer jungen Frau, die selbstvergessen tanzt, die Spaß haben will und sich frei und unabhängig fühlt. In keinem anderen der Lieder aber wird dieses Gefühl so vollkommen abgebildet wie in der „Dancing Queen“, die auch mit einem Video beworben wird, in dem Agnetha und Frida auf einer Bühne in einer Diskothek stehen und eine
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