Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
und die Konzertreisen mit eiserner Faust plant. Hier hat Agnetha einfach zu spuren, meint er. Hier ist sie nur eine von vier Personen, und Stig hat die anderen so sehr in der Hand, dass sich Agnetha mit ihren Wünschen nach einem Privatleben bei einer Tournee nicht durchsetzen kann, auch weil sie immer von den anderen überstimmt wird. Letztendlich ist auch die Tatsache, dass Björn sie bei diesen Diskussionen nicht unterstützt, eine der wichtigen Ursachen für die Probleme in der Ehe.
Als es nun im September auf eine Werbetour in die Vereinigten Staaten geht, beschließt Agnetha gegen den Wider-stand der anderen, die 3jährige Linda mitzunehmen. Der lange Flug ist für die Kleine dann allerdings eine doch zu große Anstrengung, und Agnetha kämpft, weil das Kind krank geworden ist, mit der Frage, ob sie sich denn eine gute Mutter nennen kann, wenn sie solche Entscheidungen trifft. Björn könnte jetzt sagen: „Na und, vielleicht hätte sie den Infekt ja auch zuhause bekommen“, aber das tut er nicht, lässt sie ihre Schuldgefühle lieber ausbaden, anstatt sie ihr zu nehmen. Agnetha entwickelt auf dieser Fahrt dann prompt selbst eine hartnäckige Erkältung, die nicht weggehen will und sich im Dezember nach der Rückkehr sogar zu einer Gaumenmandelentzündung auswächst. Dafür sind sicherlich auch das starke Rauchen, die vielen Zigaretten, verantwortlich, mit dem Agnetha ihre Anspannung lindern möchte. Sie nutzt die Pause um Weihnachten, um ihre Gaumenmandeln entfernen zu lassen und gibt dabei auch das Rauchen auf.
Sie klagt das erste Mal öffentlich darüber, wie schwierig es für sie ist, Kreativität und Kindererziehung unter einen Hut zu bringen.
Agnetha: „Wenn ich im Ausland bin, nehme ich mir vor, alle Zeit zuhause mit Linda zu verbringen, aber wenn ich dann daheim bin, muss ich Lieder schreiben, und das braucht Zeit. Linda weint dann, und zupft an meiner Hose und möchte, dass ich mit ihr spiele, und dann ziehe ich sie mir auf den Schoß und singe mit ihr.“
ABBA Superband
Das Jahr 1976 bringt für ABBA den Erfolg, um den sie sich über mehrere Jahre bemüht haben. Dieser fällt so überragend aus, dass man ihn weder vorhersagen noch erwarten konnte. Es ist die erste Welle einer weltweiten ABBA-Begeisterung, die in den folgenden Jahrzehnten noch mehrmals aufwallen und die Band in den Pantheon der Größten des Pop katapultieren wird. Wenn die Zahl der Nachahmerbands ein Anhalt für die Größe dieser Popularität ist, dann stehen ABBA nur vor den Beatles zurück. Und die Gesamtanzahl der verkauften Platten ist so groß, dass sie bald den Fixsternen der Popularkultur, Elvis, den Beatles und vielleicht noch Michael Jackson, Konkurrenz machen werden.
Die Mitte der 1970er Jahre ist eine gute Zeit für diesen Erfolg, denn es herrscht nach der Auflösung der Beatles und dem Niedergang der anderen Bands, die in den 1960er Jahren populär waren, eine Art Vakuum, in das ABBA vorstoßen können. Paul McCartney ist zwar mit seiner Band Wings erfolgreich, und Elton John erlebt seine Blüte. Aber sonst gibt es wenige gute Lieder im Radio, weshalb jede neue Single von ABBA, die zu dieser Zeit erscheint, auch in den Jugendsendungen rauf und runter gespielt wird. ABBA legen für viele Künstler im Pop die Messlatte vor. Da kann es nicht überraschen, dass viele andere Bands diesen Erfolg zu kopieren versuchen – und das oft mit sehr zweifelhaftem Resultat.
Björn. „Als wir Fernando herausgebracht hatten, kamen dann Lieder heraus, die Angelo oder Figaro hießen, weil man offensichtlich der Meinung war, dass ein spanischer Titel ein Lied automatisch in einen Erfolg verwandelt.“
Zu diesen ABBA-Imitatoren gehören nicht nur einfallslose Durchschnittsgruppen, die eine platte Kopie versuchen, sondern auch anerkannte britische Bands mit einem erheblichen Eigenleben wie die Sex Pistols. Glen Matlock, der Gitarrist der Punk-Band, gibt freimütig zu, dass beispielsweise sein Riff für „Pretty Vacant“ von „S.O.S.“ geklaut ist. Auch der wegen seiner Kreativität und Coolness damals so sehr gelobte Elvis Costello bedient sich bei Bennys Klavierarrangements. Pete Townshend von den „Who“ drückt freimütig die wachsende Anerkennung in der Pop-Community für die schwedische Band aus, die ihr in ihrer Spaßphase noch verwehrt geblieben ist.
Pete: „ABBA war die einzige große internationale Band, die sich damals mit erwachsenen Problemen beschäftigt hat. Ich habe Knowing Me, Knowing You so
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