Agrarwende jetzt
wie ein Wurm am Haken eines Anglers sich windet, dann kann mir niemand einreden, dass dieser Wurm keine Schmerzen empfindet.
Im Jahr 2000 ließ eine norddeutsche protestantische Bischöfin Folgendes schreiben: »Die Bischöfin überlegt derzeit, ob man Tieren eine Seele zusprechen könne und ob dies im Einklang mit der christlichen Theologie stehe.« Wer in Kontakt zu Tieren steht, braucht keine bischöfliche Antwort. Auf die Frage, warum die Schultheologie sich kaum um das Verhältnis Mensch-Tier kümmere, sagte der Frankfurter Religionspädagoge Guido Knörzer: »Weil damit keine theologischen Lehrstühle besetzt werden.«
Die Bischöfin würde auf jeder Kuhalm eine Antwort finden. Dort könnte sie beobachten, dass Kühe Freundschaften schließen, dass sie trauern und weinen, aber auch ihr Bedürfnis nach Zuneigung, Nähe und Körperkontakt befriedigen - ähnlich wie Menschen. Und jede Almbäuerin könnte die Bischöfin darüber aufklären, dass Kühe nicht träge und blöd sind, es aber werden, wenn wir dumm mit ihnen umgehen.
Die Kirche trat offiziell nie für die Rechte von Tieren ein. Und der »Tierheilige« Franziskus ist nur die berühmte Ausnahme von dieser Regel. Wie gesagt: Noch immer gilt - die menschliche Spezies gegen den Rest der Welt! Täglich rotten wir zurzeit 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Unwiederbringlich.
Es gibt auch heute noch keine einzige römisch-katholische Autorität, die sich im katholischen Spanien gegen Stierkämpfe ausspricht. In Kanada unterstützen angloamerikanische und katholische Bischöfe die Jagd auf Seehunde und den unsäglich tierquälerischen Pelztierfang. In England hat die christliche Staatskirche nichts gegen so genannten Jagdsport auf kircheneigenem Land einzuwenden. In Deutschland waren es ausgerechnet die sich christlich nennenden Parteien, welche die Aufnahme des Tierschutzes in die Verfassung verhindert haben. Papst Pius IX. hat die Eröffnung eines Tierschutzheimes in Rom noch mit der Begründung boykottiert, Menschen hätten keinerlei Pflichten gegenüber Tieren. Der Mann hat offensichtlich die falsche Bibel oder die Bibel falsch gelesen. Es hätte ihm sonst zum Beispiel das Jesuswort vom guten Hirten und den Schafen auffallen können oder auch sein Hinweis: »Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.«
In einer Diskussion im britischen Unterhaus hat ein Abgeordneter seine Parlamentskollegin »dumme Kuh« genannt, weil sie kritische Fragen gestellt hatte. Angesichts des derzeitigen Niveaus der BSE-Diskussion liegt hier eine objektive Beleidigung von Tieren vor. »Dumme Kuh«, »blöde Gans«, »doofer Hund«, »falsche Schlange« - was haben uns Tiere eigentlich angetan, dass wir nicht müde werden, sie zu beleidigen? Deutschlands Rinder können derweil von Indien träumen. Dort gelten Kühe als heilig. In Deutschland sind eher Autos heilig. Im Daimler-Land sprechen die Schwaben vom »mei heilig’s Blechle«.
Zur Frage, ob Tiere eine Seele haben, schreibt der »Spiegel«: »Vor allem in den letzten Jahren gelangen Verhaltensforschern erstaunliche Entdeckungen, die das Bild von seelenlosen und strohdummen Biomaschinen fast völlig zum Einsturz gebracht haben: Ratten lernen, vergiftete Köder zu erkennen, und geben dieses Wissen sogar an nachfolgende Generationen weiter; Elefanten scheinen tatsächlich um ihre Artgenossen zu trauern; Rhesusaffen bestehen Mathematiktests - Tiere, vor allem Primaten, verfügen offenbar über Fähigkeiten, die ihnen bis vor kurzem noch kaum jemand zugetraut hätte.«
Graugänse trauern jahrelang, wenn sie ihren Lebenspartner verloren haben; Seelöwinnen heulen schrecklich, wenn ihr Baby geraubt wurde. Und Affenmütter suchen tagelang nach ihren Jungen, wenn sich diese verirrt haben. Elefanten können sogar weinen und pflegen ihre verwundeten Verwandten. Zoologen können wunderschöne Liebesgeschichten von Tieren erzählen. Der Naturfilmer Dietmar Keil hatte Murmeltiere beobachtet, die sich vor Lebenslust kugelten - stundenlang.
Der neuseeländische Biologe David Penny sagt: »Es gibt sehr viele Hinweise darauf, dass Menschenaffen mindestens so intelligent sind wie vierjährige Kinder.«
Wenn Tiere reden könnten, würde uns vermutlich schnell klar: Durch Misshandlungen verletzen wir nicht nur die Würde der Tiere, sondern auch unsere eigene. Menschenwürde bedeutet in der Geschichte des abendländischen Denkens auch, dass wir für die Würde der ganzen Schöpfung mitverantwortlich sind. Im Markusevangelium
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