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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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sagt Jesus zu seinen Freunden: »Gehet in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.«
    Der Tierheilige Franziskus hat diesen Hinweis ganz wörtlich genommen. Und warum sollte der Vorschlag »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« nicht auch gegenüber Tieren gelten? Mit dem Humanitätsideal Goethes ist die heutige Tierquälerei ebenfalls nicht vereinbar. Und der Theologe Guido Knörzer schreibt: »Jedes Stück Fleisch, das wir heute weniger essen, ist ein Stück Weg zu Gott.« Die Zoologin Joyce Poole studiert in Kenia seit 25 Jahren das Verhalten von Elefanten. Die Dickhäuter, sagt sie, haben Gefühle wie »Freude, Glück, Liebe, Freundschaft, Überschwang, Leidenschaft und Achtung«.
    Auch kleine, scheinbar primitive Tiere wie Fische und Mäuse sind mehr als seelenlose Automaten. Der Verhaltensbiologe Norbert Sachser studiert an der Universität Münster das Empfinden vieler Tierarten und ist sich sicher, dass »alle höheren Wirbeltiere die Emotionen spüren«. Der emotionale Zustand vieler Tiere ist an ihren Augen und in ihrem Gesicht leicht zu erkennen. Wir sahen mit unseren Kindern zusammen einen Hasen viele Stunden trauern, als sein langjähriger Gefährte im Sterben lag.
    Betrachten wir in diesem Licht Eugen Drewermanns Überlegungen:
    »Womöglich ist der Himmel so lange kein Himmel, als nicht auch Tiere an ihm teilhaben; und es kommt allem Anschein nach darauf an, selbst den Kern christlicher Hoffnung zu erweitern und aus der tradierten Anthropozentrik des biblischen Weltbildes herauszulösen. Denn erst auf dem Hintergrund einer Religion, die das Los der Tiere als eigenes Thema entdeckt, wird es einen Maßstab sittlichen Handelns geben, der im Raum des Politischen Geltung beanspruchen kann.«
    Tierschutzverbände sind aktiver im Kampf gegen das Leid der Tiere als die christlichen Kirchen, so wie die Friedensbewegung im Kampf gegen die atomare Nachrüstung aktiver war. Kirche hätte wohl wieder Zukunft, wenn sie eine überzeugte und überzeugende Gemeinschaft von Pazifisten, sozialen Ökologen und Tierfreunden würde.
    Der Dalai-Lama sieht die Tauglichkeit und Authentizität jeder Religion darin, dass sie uns hilft bei der Verwirklichung von Herzensgüte, Achtsamkeit, Toleranz, Mitgefühl und Frieden. Diese universalen Tugenden werden zwischen Menschen eine umso größere Bedeutung bekommen, wenn wir sie auch im Umgang mit Tieren beachten. Die Erforschung der Kommunikation zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen ist erst am Anfang, hat aber in den letzten 20 Jahren erstaunliche Fortschritte gemacht und ans Licht gebracht. Albert Einstein sagte schon vor über 50 Jahren zu diesen weithin unbekannten Kommunikationsmöglichkeiten zwischen allen Lebewesen: »Es ist durchaus möglich, dass sich hinter unseren Sinneswahrnehmungen ganze Welten verbergen, von denen wir noch keine Ahnung haben.«
    Die Schlüsselrechtfertigungen für die Ausbeutung der Tiere und die angeblich gerechtfertigte Gewalt gegenüber den Tieren stammen komplett aus der jüdisch-christlichen Tradition. Christliche Theologie ist groteskerweise ausschließlich anthropozentrisch, einseitig auf den Menschen ausgerichtet. Sie ist menschenversessen und tiervergessen. Das ist eine tragische Verzerrung dessen, was Buddha unter Mitgefühl oder Jesus von Nazareth unter Liebe verstanden haben.
    Das Thema »Kirche und Tierschutz« werden künftige Historiker vielleicht einmal als ebenso schwarzes Kapitel darstellen wie »Kirche und Hexenverbrennungen« im Mittelalter.
    In der Evangelischen Landeskirche Hessen gibt es eine Ausnahme von der kirchlichen Alltagspraxis. Die Aktion »Kirche und Tiere« hat unmissverständlich festgestellt: »Massentierhaltung ist Sünde.« Sie betont das Lebensrecht der Tiere und setzt sich für eine strikte Gewaltvermeidung gegenüber Tieren ein. Tierquälerei und Massentierhaltung sind demnach Gotteslästerung.

4. Die goldene Regel
    Der Kampf um originäre Tierrechte wird bis zum heutigen Tag von den christlichen Kirchen eher behindert. Historisch gesehen liegt hier die Ursache des heutigen Mensch-Tier-Problems, deshalb haben wir keine realitätsorientierte Tierethik. Für die Rechte der Tiere einzutreten, setzt eine spirituelle Grundhaltung voraus. In der christlichen Tradition gibt es dafür aber bisher wenig Gespür. Den Reichtum des Lebendigen haben wir noch nicht einmal im Ansatz erkannt. Vielleicht hilft uns die BSE-Krise zu der Erkenntnis: Alles, was wir Tieren antun, tun wir letztlich uns selbst an.
    Die

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