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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Aber niemand wird sie retten! Ein bösartiges Grinsen zieht über den vollen Mund. Endlich wird er regieren können, wie er es will, und niemand wird ihm hineinreden. Niemand? Da sind noch Seneca und Burrus. Die haben auch ihre Pflicht getan und beginnen ihm lästig zu werden. Um die beiden wird er sich danach kümmern ...
    Im gleichen Augenblick klopft es an die Tür. Der wuschelige Kopf eines kleinen dunkelhäutigen Sklaven wird sichtbar.
    »Verzeih, Herr. Der edle Seneca ...«
    »RRRRRaus! Soll später kommen!«
    Schleunigst verschwindet der Wuschelkopf wieder. Erregt geht Nero auf und ab. Die Sache könnte klappen.
    »Du wirst mir das Schiff bauen!« Er hat sich entschieden. »Wie lange brauchst du?«
    »Nur ein paar Tage, Herr. Wie gesagt, die Pläne ...«
    »Höre, Anicetus! Wenn das misslingt, wird dein Kopf am Forum an der Rostra baumeln!«
    »Keine Sorge. Es wird nichts schiefgehen!«
    Betrübt stellt Tigellinus fest, dass er zu diesem genialen Plan wenig beisteuern konnte. Aber einen Einwand hat er doch.
    »Und warum sollte Agrippina auf dieses Schiff gehen?«
    Verblüfft schauen sich der Kaiser und sein Flottenpräfect an. Daran haben sie nicht gedacht. Tigellinus strahlt über seinem hässlichen, pockennarbigen Gesicht, glücklich, die eigene Frage schon beantworten zu können.
    »Weil du sie einladen wirst, Herr!«
    »Ich soll sie ... einladen?«
    Einen Augenblick herrscht Schweigen.
    »Tigellinus hat Recht«, nimmt Anicetus wieder das Wort. Er lässt sich ungern von seinem Kollegen in die Parade fahren. »In kurzer Zeit werden wir das hohe Fest der Minerva feiern. Agrippina wird, wie sie das auch in den letzten Jahren getan hat, die Feiertage in ihrer Villa in Antium verbringen.«
    »Ja, richtig. Das tut sie immer!« Nero nickt zustimmend.
    » Ecce, Cäsar ! Du wirst sie zum Abendessen in dein Gut nach Baiae einladen.«
    »Ein Versöhnungsessen, es wird ein Versöhnungsessen sein. Das wird sie nicht ablehnen!«
    Erregt ruft Tigellinus dazwischen, was ihm einen bösen Blick von Anicetus einträgt. Das hat er doch gerade selbst sagen wollen.
    »Sie wird mit ihrem eigenen Schiff kommen!« Der Kaiser hat immer noch Einwände.
    »Das wird sie sicher tun, aber bei der Einfahrt wird der kleine Segler havarieren und für die Rückfahrt untauglich sein, dafür werde ich sorgen. So bietet der fürsorgliche Sohn eben der geliebten Mutter für die Rückfahrt sein eigenes prächtiges Schiff an, das wir vorher ... äh ... behandelt haben. Sie wird annehmen, und schon ...«
    »Bei den Göttern, das ist wie eine Naumachia , eine Seeschlacht!«
    Die Augen des Kaisers glänzen und die Wangen sind wie von Fieber rot.
    »Wein! Man soll Wein bringen! Aber den guten Falerner, nichts anderes soll mir jetzt schmecken!«
    Der Wein wird aufgetischt, und die Männer lassen es sich schmecken. Ein guter Plan braucht einen guten Wein!
    » Papyrus ! Man bringe Papier und Feder! Ihr müsst mir helfen! Wie ... äh ... wie soll ich sie einladen?«
    In gespielter Verzweiflung hebt er die blassen Augen zum Himmel, um gleich danach voller Verzweiflung auszurufen: »Ach wäre doch Seneca jetzt hier!«
    »Wir brauchen den alten Narren nicht«, sagt Anicetus und handelt sich ob dieser Bemerkung doch keinen Tadel des Kaisers ein. Vor kurzem noch hätte es keiner gewagt, den Philosophen des Hofes so zu nennen.
    »Aber du hast ja Recht, trefflicher Anicetus, wie immer! Schreib! Schreib schnell, bevor ich es vergessen habe.«
    Und rasch huscht die Feder des Flottenpräfecten über das raue Papier:

    Optimae Matri – der besten Mutter einen Gruß!

    In einigen Tagen wird das römische Volk wieder das Fest der
    hohen Minerva feiern. Einsam wirst du in deinem Hause in
    Antium feiern, ebenso einsam werde ich die Tage in Baiae verbringen.
    Was liegt da näher, als dass wir, Mutter und Sohn, die
    Festtage gemeinsam feiern? Bei einem guten Essen – dafür bürge
    ich – und einem exzellenten Tropfen wird Zeit und Gelegenheit
    genug sein, über all die Missverständnisse zu reden, die sich in
    letzter Zeit wie Diebe in unsere Herzen geschlichen haben.
    Versöhnung!
    Nichts anderes will ich, und hoffe doch so sehr, dass auch dir
    daran gelegen ist. Also sollten wir es versuchen, und mit der Hilfe
    Minervas wird uns das gelingen, was uns in früheren Tagen so
    stark gemacht hat: ein festes Band zwischen Mutter und
    Sohn,verbunden in der Einigkeit des Blutes! Ich erwarte dich!
    Dein dich liebender, treuer Sohn küsst und umarmt dich!
    Lucius Nero

    Die

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