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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Sklave, der offensichtlich sehr nervös war, »ich will es kurz machen und sofort zur ... zur ... Sache kommen. Aber eine kleine Einführung kann ich euch nicht ersparen, sonst ... äh ... sonst werdet ihr es nicht verstehen. Verzeiht, ihr hohen Herren!«
    Niemand unterbrach ihn, niemand sah ihn böse an. Und so fuhr Sopholios sichtlich gestärkt fort: »Wir verwenden Feuer ... ja, äh ... Feuer als Waffe schon seit langem. Nicht hier auf der Rheinflotte, aber bei den Schiffen ... ja, bei den Schiffen im Mare Internum. Aber es ist natürlich kein normales Feuer, es ist ein Feuer, das durch chemische Zusätze angereichert und deshalb nicht zu löschen ist.«
    Bei dieser Bemerkung neigten sich die Herren interessiert nach vorne, was Sopholios dankbar registrierte. Er legte zunehmend seine Nervosität ab.
    »Was sind das für Zusatzstoffe?«, fragte Valerius neugierig.
    »Äh ... ja ... also, wir arbeiten ständig an der Weiterentwicklung. Wenn ich sage wir, dann darf ich mich da einschließen. Das Feuer,das wir zur Zeit entwickeln, heißt das ›griechische Feuer‹, und mit Verlaub gesagt, ihr hohen Herren, es sind alles Griechen, die daran arbeiten.«
    »In den Hades mit den verfluchten Graeculi «, murmelte Flavius Suebus ungnädig und nippte an seinem Weinbecher.
    »Zur Sache bitte, meine Herren!«, mahnte der Legat erneut. Er warf einen bösen Blick auf den städtischen Magistratsbeamten und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte herum.
    »Fahr fort, Sklave!«
    »Ja, natürlich, Herr. Also zur Zeit verwenden wir Salpetrium , Sulphur und Kohle. Aber wir experimentieren auch mit Phosphorium, Harz, Pech, Kalk und Ölen.«
    » Sulphur ? Ist das nicht das gelbe Zeug, das so stinkt?«, fragte der Curator.
    Sopholios zauberte ein weises Lächeln auf seine dürren Züge: »Ja, Herr. Es ist in erzhaltigen Böden wie den hiesigen reichhaltig enthalten.«
    »Und was ist Phosphorium ? Das ist doch das griechische Wort für ›Lichtträger‹.« Die Frage kam von Flavius Vespasianus, dem jungen Tribunen.
    »Ja, Herr. Es handelt sich um eine nicht metallische, hochbrennbare giftige Verbindung. Man findet sie auch in manchen Böden, die wir phosphatisch nennen. Man kann Phosphorium aber auch aus der Asche von Tierknochen gewinnen. So tun wir es in Misenum. Verbrennt man diesen Stoff im Dunkeln, erhält man ein unheimliches Leuchten.«
    »Aha! Leuchten!« Der Legat nickte zufrieden.
    »Welcher dieser Stoffe könnte sich in den hiesigen Böden finden, und wie könnte man ein solches Feuer löschen? Es muss doch irgendein Mittel geben.«
    »Ich habe die Böden hier untersucht«, antwortete Sopholios, »sie scheinen sowohl Sulphur als auch Phosphorium zu enthalten. Löschen kann man solche Feuer möglicherweise mit Sand, mit Essig oder mit ... Urin.«
    »Mit Urin?«, kam die erstaunte Gegenfrage.
    »Ja, wir haben das in Misenum schon ausprobiert. Aber hierkommt noch etwas hinzu. Die Böden hier sind unter der Grasnarbe stark moorig. Die Wiesen befinden sich also auf Moor- und Heideland, und das gibt dem Feuer, auch wenn es oberflächlich gelöscht zu sein scheint, sofort von unten neue Nahrung.«
    »Von unten also«, murmelte Valerius.
    »Soll das heißen, dass wir jetzt alle Legionäre zum Pinkeln über den Brandherd verteilen sollen?«
    Sopholios nahm die scherzhaft gemeinte Frage des Curators durchaus ernst.
    »Ich fürchte, das hilft nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Wir haben es gestern versucht!«
    Eine Zeit lang herrschte Schweigen.
    Dann nahm einer der Duumviren das Gespräch wieder auf.
    »Ist es möglich, dass das Feuer vulkanischen Ursprungs ist? Ich meine, dass sich unter der Erde ein Vulkan befindet, der ständig für Nachschub sorgt?«
    Sopholios lächelte nachsichtig. »Nein, Herr, obwohl das nicht ausgeschlossen wäre. Ich neige eher zu der Ansicht, dass es die mineralische Beschaffenheit des Bodens selbst ist, die ständig für Nachschub sorgt.«
    »Was ist also zu tun?« Die Ungeduld in der Stimme des Legaten war greifbar.
    »Wir werden es morgen mit einer Mischung aus Essig und Wasser versuchen.«
    »Und wenn das nicht klappt?«
    »Dann müssen wir versuchen, das Feuer zu ersticken.«
    »Aber das tun wir doch schon die ganze Zeit!«
    »Dann, ihr hohen Herren, müssen wir es eben noch energischer tun. Kein Fuß Boden darf unbedeckt bleiben, damit sich das Feuer nicht neue Luft holen kann.«
    »Bis zum Fest der Isis müssen wir die Sache erledigt haben«, meinte Volturcius und strich seine Tunica

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