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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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es sich zu drehen und rückt unaufhaltsam zur Stadt vor.«
    »Wann wird es die Stadt erreichen?«, fragte der Legat Lucius Cornelius Piso knapp.
    »Wir befürchten, innerhalb der nächsten zwei Tage, es kann aber auch schon früher sein.«
    »Welche Schäden bis jetzt?« Der Legat bevorzugte militärische Knappheit in seinen Fragen.
    »Alle Gutshöfe im angesprochenen Bereich sind niedergebrannt, im Süden hat es die keltischen Oppida verwüstet, die Kaserne der Straßenwache existiert nicht mehr. Im Übrigen sind es hauptsächlich Weidefelder, aber auch Gräberfelder, die in Mitleidenschaft gezogen wurden.«
    »Menschenleben?«
    »Äh ... bis jetzt nicht. Doch, man meldet mir, dass eine ältere Frau in den Flammen umkam.«
    »Römerin?«
    »Nein, Ubierin!«
    Eine kurze Pause entstand. Dann polterte Manlius Flaminius mit seiner sonoren Stimme los: »Wie kann es sein, dass wir solch ein albernes Feuer nicht unter Kontrolle kriegen? Wir bauen die schönsten Tempel und Aquädukte, Straßen bis in die entferntesten Winkel des Reiches. Wir legen Wasserleitungen von der Silva Ardenna bis hierhin, wir verfügen über den größten Militärapparat der gesamten Welt. Warum, bei allen Göttern des Capitols, können wir dieses Feuerchen nicht endlich ersticken?«
    »Weil dies kein normales Feuer ist!«, antwortete Valerius gereizt.
    »Was ... äh ... was ist so besonders an diesem Feuer?«, wollte der Tribun Titus Flavius Vespasian wissen. Für einen Tribun war der sympathische, gut aussehende Mann noch sehr jung, Valerius schätzte ihn auf etwa zwanzig Jahre. Sein Vater gleichen Namens war ein bekannter Heerführer, dessen Name im ganzen Imperium einen guten Klang hatte. Vielleicht hatten bei der Beförderung die Beziehungen ja etwas nachgeholfen.
    »Nun ... äh ... es ist kein normales Feuer. Ein normales Feuer ist aus, wenn man es löscht. Dieses kommt immer wieder.«
    »Kommt wieder? Was heißt das?«
    Einer der beiden Duumviri, der zivilen Bürgermeister, hatte sich nach vorne gebeugt und starrte den Tribun ungläubig an.
    »Ja, wie soll ich sagen, es ...«
    »Vielleicht kann ich helfen«, unterbrach Manlius Flaminius Cotta die hilflose Stotterei.
    »Ich habe da jemanden mitgebracht, der etwas Licht in das Dunkel bringen kann. Sopholios, tritt vor!«
    Der Mann, der bisher schweigsam in der Ecke gesessen hatte, kam nach vorne und verbeugte sich demutsvoll. Der Flottenkommandant bedachte ihn mit einem wohlwollenden Blick, wies mit ausladender Geste auf ihn und rief mit erhobener Stimme: »Das ist Sopholios, ein griechischer Sklave. Er dient auf unseren Schiffen und ist dort für die Feuerkatapulte zuständig. Feuer ist sozusagen sein Leben, haha!«
    Die übrigen Männer blickten ihn fragend an, Ratlosigkeit in ihren Augen. Manlius Flaminius Cotta genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, die ihm plötzlich zuteil wurde, und fuhr mit wichtiger Stimme fort: »Ihr seid, meine Herren, wenn ich in aller Bescheidenheit so sagen darf, mit den Regeln der Kriegsführung zu Wasser wenig vertraut.«
    Er setzte sich in Positur und nahm ganz die überlegene Position des Lehrers ein, der seinen Schülern einen schwierigen Sachverhalt zu erklären hatte.
    »Die römische Flotte kämpft schon seit mehr als zweihundertfünfzig Jahren mit Feuerkörben, die mittels eines Katapults auf die feindlichen Schiffe geschleudert werden. Schon unter Lucius Aemilius Regillus gelang es, die syrische Flotte ...«
    Peng! Krachend schlug der Legat mit der flachen Hand auf den Tisch. Einer der Becher fiel um, und sein aromatischer Inhalt ergoss sich über die Tischplatte.
    »Genug! Genug!« Der Legat unterbrach den Seemann in harschem Ton. »Wir sind hier nicht zusammengekommen, um einen Vortrag über nautische Kriegsführung zu hören. Der Qualm des verfluchten Feuers zieht uns schon um die Nase. Jeden Augenblick kann es die Stadt erreichen, eine Stunde später vielleicht den Raum, in dem wir gerade sitzen. Wir haben keine Zeit für umständliche Erklärungen. Zur Sache also!«
    Der Flottenkommandant machte ein beleidigtes Gesicht. »Ich bin bei der Sache, verehrter Legat! Wenn man ein außergewöhnliches Feuer bekämpfen will, muss man etwas über seine besonderen Eigenschaften wissen. Ich habe deshalb Sopholios mitgebracht, damit er uns etwas über die besondere Natur dieses Feuers erzählen kann. Mag sein, dass wir es dann auch löschen können.«
    Der Legat nickte gnädig, und auch die anderen drückten ihre Zustimmung aus.
    »Edle Herren«, begann der

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