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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Männer sind begeistert. So viel kaiserliche Tücke und Hinterlist erfordern Respekt und Hochachtung. Sie werden nicht müde, den Kaiser für seinen Text zu loben, und der gefällt sich in der Rolle des kommenden Muttermörders. Der erste Schritt ist getan. Mögen die Götter helfen!
    ***
    Seit Tagen brannte es jetzt schon! Weithin waren die Rauchwolken im Land zu sehen, und an klaren Tagen konnten selbst die Germanen, die auf den sieben Hügeln weit entfernt am Rhein ihre Ansiedlungen hatten, die schwarzen Boten des Unheils wahrnehmen. Aber anstatt der Flammen Herr zu werden, breitete sich das Feuer immer mehr aus. Die städtischen Vigiles des Valerius waren Tag und Nacht im Einsatz, aber ohne Erfolg. Kein Tag, an dem nicht Valerius in vorderster Front gegen die Flammen kämpfte. Frau und Kind hatte er seit langem nur stundenweise gesehen, und der unselige Auftrag Agrippinas harrte seiner Erledigung, ohne dass er ihm auch nur eine Minute hätte widmen können. Die Stadt hatte darüber hinaus alles aufgeboten, was ihr zur Verfügung stand: städtische Sklaven, Freiwillige, Veteranen, sie arbeiteten bis zur völligen Erschöpfung, es reichte nicht. War das Feuer an der einen Stelle gelöscht, kam es an der anderen Stelle zum Vorschein. Es schien geradewegs aus dem Erdboden zu kommen.
    Längst schon hatte der städtische Curator aus Novaesium von der dortigen 16. Legion zwei Cohorten Soldaten angefordert, und der Legat hatte sie umgehend in Marsch gesetzt. Die Soldaten mühten sich redlich, aber auch ihnen war kein Erfolg beschieden. Die angrenzenden Landgüter, die Felder, auch die in der Nähe liegenden Dörfer und Ansiedlungen der Einheimischen, sie alle waren schon ein Raub der Flammen geworden. Tote waren allerdings noch nicht zu beklagen, wenn man von einem alten ubischen Weib absah, das sich nicht rechtzeitig in Sicherheit hatte bringen können. Wie Valerius gehört hatte, war auch das verwaiste Landgut des Petrusius bis auf die Grundmauern niedergebrannt,aber wenigstens hatte man die Pferde rechtzeitig retten können.
    Täglich wurde allen Göttern, römischen und keltischen, geopfert, täglich besprengten die Priester die Flammen mit heiligem Wasser, aber es brannte immer weiter. Selbst ergiebige Regenfälle, die in den nächsten Tagen fielen, halfen nicht. Und langsam, aber sicher näherten sich die verzehrenden Flammen der Stadtmauer. In Colonia Claudia Ara Agrippinensium wuchs die Angst, die Angst vor Tod und Vernichtung.
    ***
    Im Prätorium hatte man einen Krisenstab gebildet. Um die Mittagszeit saß im verwaisten Amtszimmer des Oberbefehlshabers eine illustre Runde um den langen Eichentisch, an dem alle Lagebesprechungen stattzufinden pflegten. Der alte Statthalter, Lucius Duvius Avitus, hatte seinen Schreibtisch geräumt, wie er es Valerius angekündigt hatte, der neue, Publius Scribonius Rufus, hatte sein Amt noch nicht angetreten, und so musste auf den ranghöchsten Vertreter des Kaisers verzichtet werden.
    Der Tribun Marcus Valerius Aviola, als Leiter der städtischen Vigiltruppe, der Curator Gaius Volturcius Crassus, Manlius Caecilius und Flavius Suebus, die beiden Duumviren , Manlius Flaminius Cotta, der Oberbefehlshaber der Flotte in Bonna, Lucius Cornelius Piso, der neue Legat der 16. Legio Gallica aus Novaesium, und Titus Flavius Vespasianus, einer seiner Militärtribunen, saßen schweigend auf ihren Plätzen, nippten hin und wieder an den vor ihnen stehenden Weinbechern und hingen im Übrigen ihren trübsinnigen Gedanken nach. In einer Ecke des Raums saß außerdem noch ein schweigsamer Mann, der die Szene aufmerksam beobachtete. Sein ganzer Habitus wies ihn als Grieche aus. Valerius hatte ihn nie zuvor gesehen.
    Es war der Curator , der als Erster das Wort ergriff: »Meine Herren, wenn wir nicht bald Erfolg haben, wird die Stadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium oder Ara Ubiorum , wie sie die Einheimischennennen, aufhören zu existieren. Marcus Valerius Aviola, bitte einen Lagebericht!«
    Der Tribun räusperte sich und blickte in die Runde. Alle sahen ihn aufmerksam an.
    »Nun, äh ... die Sache ist außer Kontrolle. Das Feuer hat, wie wir alle wissen, vor fünf Tagen begonnen, und zwar im südwestlichen Randgebiet vor der Stadt. Von da hat es sich ständig ausgebreitet. Nun steht der gesamte Bezirk vom Südtor bis zum mittleren Westtor in Flammen. Zunächst machte es den Eindruck, als werde sich das Feuer von der Stadt abwenden und in südwestlicher Richtung weiterziehen, aber jetzt scheint

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