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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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einen Sklaven an, der die Säcke offenbar in die falsche Lagerhalle bringen wollte.
    »Verzeih, hättest du einen Augenblick Zeit für mich?« Valerius gebrauchte die freundlichste Tonart, die ihm zur Verfügung stand. Abrupt drehte sich der kleine Kaufmann um und blickte den Tribun aufmerksam an: » Dum loquimur, fugerit invida aetas – Neidisch entflieht die Zeit, während du schwätzt.«
    »Horaz!«, lächelte Valerius, »dennoch würde ich dich bitten, mir etwas von deiner kostbaren Zeit zu widmen.«
    »Was kann ein Tribun von mir wollen? Habe ich die Abgaben nicht entrichtet? Schickt dich der Aedil ?«
    »Nicht der Aedil , sondern der Prätor .« Leise fügte er hinzu: »Es geht um den Tod deiner Ehefrau.«
    »Folge mir bitte«, lautete die knappe Antwort. Antonius führte ihn in sein Geschäftskontor und bot ihm Wein und Obst an, was Valerius gerne annahm.
    »Ich höre, Tribun!«
    »Was weißt du über den Tod deiner Frau, über die Umstände, über die möglichen Täter?«
    »Überhaupt nichts! Es ist jetzt mehr als ein halbes Jahr her, da fand man sie in der Nähe der Thermen mit einem Dolch in der Brust und einem N auf der Stirn. Ich habe eine Belohnung von zwei Aurei ausgesetzt, habe Plakate anschlagen lassen, alles umsonst. Aber wieso interessiert sich der Prätor jetzt auf einmal dafür?«
    »Wie du wahrscheinlich weißt, war dies nicht der einzige Mord. Es hat eine ganze Serie von ähnlichen Fällen gegeben. Das muss endlich aufhören. Mit wem hatte deine Frau Umgang, wer waren ihre Freunde?«
    »Freunde? Jedenfalls habe ich seit ihrem Tod keinen von ihren so genannten Freunden mehr gesehen. Zuletzt hat sich Gaia mit merkwürdigen Leuten umgeben, sogar mit Sklaven. Sie haben sich regelmäßig an geheimen Orten getroffen. Wenn ich sie danach fragte, antwortete sie nur, sie habe jetzt ihre wahre Bestimmung gefunden. Aber worin die bestand, wollte sie mir nicht sagen.«
    »Kannst du mir genaue Namen nennen?«
    »Da war ein Syphonius, Syronius oder so ähnlich, auch ein Sklave, den sie einmal erwähnt hat. Dann sprach sie von einem Eucharios, der von weither gekommen sei, um eine wichtige Mission zu erfüllen. Er muss sie sehr beeindruckt haben, denn sie erwähnte den Namen mehrfach, aber ich habe diesen Mann nie gesehen und weiß auch nicht, wo man ihn finden könnte. Und dann nannte sie einmal einen Priester vom Capitolium , aber ich habe den Namen vergessen. Oh, hätte ich ihr damals doch besser zugehört! Jetzt ist es zu spät!«
    Tränen traten ihm in die Augen. Leise fuhr er fort: »Mehr kann ich dir nicht sagen. Gerne würde ich dir helfen, und höre, die Belohnung von zwei Aurei hat noch Bestand. Findest du mir den Täter, so sollen sie dir gehören.«
    Valerius bedankte sich bei dem Kaufmann und verbarg seine wachsende Ungeduld: Wieder ergebnislos! Er betrat die Stadt wieder durch das Marstor und ging in Richtung Forum, als ihn plötzlich eine Stimme aus seinen Gedanken riss.
    »Valerius! Tribun Marcus Valerius Aviola! Haben dich die Götter mit Blindheit geschlagen?« Eine feste Hand legte sich vertraulich auf seine Schulter. Überrascht wandte er sich um und erblickte ein bekanntes Gesicht.
    »Flavius Spurinus? Du hier? Wer kommandiert die Diana , wenn ihr Kommandant sich in der Stadt herumtreibt?«
    »Ich habe Urlaub, Tribun. Die ganze Zeit auf einem Schiff, das hält niemand aus. Ich werde meine Artesia besuchen, hab’ sie seit Wochen nicht mehr gesehen. Und du? Stehen die Polizeitruppen?«
    Valerius musste lachen. »Nein, noch nicht. Alles zu seiner Zeit.«
    »Willst du mich ein Stück durch unsere schöne Stadt begleiten?«, fragte Flavius und fügte schnell hinzu: »Nur wenn es deine Zeit erlaubt. Ich muss übrigens zum Turm.«
    »Zum Turm? Was ist das?«
    »Das ist der größte Turm in der Stadtmauer, wir nennen ihn einfach nur den ›Turm‹. Ganz in der Nähe wohnt meine Artesia.«
    Gerne nahm der Tribun das Angebot an, die frische Luft tat ihm gut und vertrieb die wirren Gedanken aus seinem Kopf.
    »Erzähl mir etwas über deine Stadt?«
    »Über Colonia Agrippinensium ? Was willst du wissen?«
    »Alles! Wenn man neu in einer Stadt ankommt, sollte man Bekanntschaft mit ihr schließen, vor allem wenn man eine schwierige Aufgabe zu erfüllen hat ...«
    »Nun gut, Tribun, ich will dir gerne dabei behilflich sein!«
    Während sie das Forum in nordwestlicher Richtung an der Kaiserstatue vorbei überquerten, erklärte der Centurio mit wichtiger Miene: »Wie du weißt, handelt es sich hier um

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