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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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warum?«
    »Das geht dich nichts an, melde mich!«
    Die Tür wurde wieder geschlossen. Valerius ärgerte sich über die Neugier des unhöflichen Sklaven, eine steile Falte des Unwillens bildete sich auf seiner Stirn. Manchmal, wenn man Sklaven zu gut behandelte ...
    Die Tür öffnete sich wieder, und ein völlig verwandelter Türsklave bat den Tribun mit freundlicher Geste einzutreten.
    »Verzeih, wenn ich etwas unfreundlich war. Doch in letzter Zeit hatten wir viel Ärger mit Gästen. Die Herrin erwartet dich.« Er führte den Tribun durch ein prächtiges Atrium. In seiner Mitte befand sich ein von Marmorbänken umsäumtes Regenbecken, das durch eine Statue ständig mit neuem Wasser versorgt wurde. Die Statue war unzweifelhaft der Liebesgott Amor , der dem Besucher aus kecken Augen zuzuzwinkern schien. Daneben standen mehrere leere Podeste. Die Wände waren mit Fresken und bunten Ornamenten geschmückt. Valerius erkannte das Motiv des aus Troja fliehenden Aeneas, der den greisen Vater Anchises auf seinem Rücken trug. Am Arm führte er den kleinen Sohn Iulus, der mit ängstlich aufgerissenen Augen seinen Vater anblickte. Den Hintergrund bildete das brennende Troja. Das Bild leuchtete in kräftigen Farben und wirkte erstaunlich lebensecht, so dass man meinen konnte, Aeneas betrachte den Besucher kritisch.
    »Gefällt es dir, Tribun?«
    Ohne dass Valerius es bemerkt hätte, war die Herrin eingetreten. Sie musste schon über fünfzig sein, die Haare waren leicht ergraut. Ihre feinen patrizischen Züge deuteten ein vornehmes Lächeln an: »Ich bin Tullia Poblicia, die Witwe des ehrenwerten Lucius Poblicius. Bitte nimm Platz. Kann ich dir eine kleine Erfrischung anbieten?«
    Valerius wollte diese höfliche Einladung nicht ablehnen und nickte.
    »Gaseon!« Der Türsteher huschte so schnell herbei, als habe er hinter einer der Säulen gelauert.
    »Bring bitte eine kleine Erfrischung für unseren geehrten Gast.« Der Sklave entfernte sich, und die Witwe bat Valerius, auf einer der Bänke Platz zu nehmen.
    »Nun, Tribun, wie ist dein Name, und was führt dich zu mir?«
    Valerius stellte sich ihr vor und erwähnte dabei auch, dass er das prachtvolle Grabmal ihres verstorbenen Mannes vor der Stadt bewundert habe. Die Witwe erblasste, ihre Stimme wurde leiser.
    »In einigen Monaten wird es fertig sein, dann wird die Asche dieses edlen Mannes eine würdige Ruhestätte haben. Doch schon sind seine Mörder dabei, auch diese Stätte zu schänden.«
    »Was meinst du?«, fragte Valerius, obgleich er schon wusste, worauf Tullia anspielte.
    »Hast du den unseligen Buchstaben nicht bemerkt, der von frevelnder Hand eingraviert wurde?«
    »Du meinst das N? Oder ist es ein M? Was hat es für eine Bedeutung?«
    »Ich weiß es nicht, Tribun, doch das gleiche Zeichen trug der Tote auf seiner Stirn. Und auch die anderen hat man damit entstellt.« Tullia zeigte sich gut informiert.
    »Was denkst du, gibt es Zusammenhänge zwischen den Opfern? Kannten sie sich?«, fragte Valerius und nahm von dem Obst, das der Sklave inzwischen auf leisen Sohlen gebracht hatte.
    »Ich weiß nicht, ob sie sich alle kannten, aber ich vermute es stark.«
    »Erzähl bitte, es könnte sehr wichtig sein.« Endlich, dachte Valerius, treffe ich jemand, der bereit ist zu sprechen und auch offenbar etwas zu sagen hat.
    »Sie kannten sich alle. Lucius traf regelmäßig mit Flavius Spatiaticus, Syphonius, Aulus Iovianus und Gratus Vitellius zusammen. Alle sind tot, alle tragen den Buchstaben! Auch eine Frau namens Gaia Antonia war dabei, und ein Priester mit Namen Garunnian. Lucius hat mir alles erzählt. Zuerst trafen sie sich imHause des Iovianus, später auch an anderen Stellen. Ich wusste, dass es nicht gut gehen würde.«
    »Wieso?«
    »Es war alles so geheimnisvoll. Und als dieser Eucharios und später auch Maternus dazukamen, wurde alles noch schlimmer, noch geheimnisvoller. Die beiden kamen aus Rom und müssen wichtige Informationen mitgebracht haben. Schon bald galten sie in der Gruppe als Führer.«
    »Aber worum, bei den allmächtigen Göttern, ging es denn überhaupt?« Valerius hatte mit einem tiefen Zug den köstlich kühlen Wein probiert und leckte sich genießerisch über die Lippen. Echter Caecuber! Eine Seltenheit!
    »Genau um die ging es, oder besser gesagt, um den einen!«
    »Verzeih, aber du sprichst in Rätseln, edle Tullia.«
    »Es begann damit, dass Gratus Vitellius, der eine Zeit lang in der Provinz Judäa stationiert war, von einem Mann namens

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