Agrippina - Kaiserin von Rom
Eucharius hinzugekommen waren.«
»Wer sind die beiden?«
»Der Name Eucharius wurde nur einmal beiläufig erwähnt. Er schien aber in dieser Gruppe eine führende Rolle zu spielen. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Und Gratus Vitellius dient als Veteran bei der Stadtkohorte. Du kannst ihn am besten an der Porta Martis finden.«
Nein, kann ich nicht, weil er auch schon tot ist, was du aber offenbar nicht weißt, meine Schöne! Valerius beschloss, darüber zu schweigen. Die Mosaiksteine setzten sich allmählich zusammen. Es gab hier offensichtlich einen Zusammenhang, und er wunderte sich, dass bislang niemand darauf gekommen war.
»Was war nun mit diesem Vitellius?«, fragte er weiter.
»Nun, Vitellius hatte an der Kreuzigung des Mannes, von dem ich eben sprach, teilgenommen. Er war zum Wachdienst auf der Richtstätte eingeteilt und konnte alles aus nächster Nähe sehen.«
»Was hat er gesehen?«
»Angeblich bebte die Erde, und mitten am Tage habe es eine Sonnenfinsternis gegeben. Von anderen will er gehört haben, dass sich gar Gräber geöffnet haben und Tote durch die Stadt gewandelt sind. Was für ein Unsinn! Aber mein Flavius war ein leichtgläubiger Mensch, leichtgläubiger als ich!«
»Er hat an diese Dinge geglaubt?«
»Ich denke ja. Er hat mit mir kaum darüber gesprochen. Das sei nichts für Frauen, hat er immer gesagt. Außerdem sei es gefährlich.«
»Wieso gefährlich?«
»Weiß ich nicht. Aber vielleicht hatte er Recht. Immerhin ist er tot, und Lucius auch. Der war noch schlimmer, hat nicht mehr unseren Göttern geopfert und unsere Priester hier Götzendiener genannt.«
»Was war das für ein Mann, der hingerichtet wurde? Warum hat man ihn hingerichtet?«
»Warum? Bei den Göttern, das kann ich nicht sagen. Seine Anhänger nannten ihn Chrestos, für sie war er wie ein König, dabei ist er nur Sohn eines Hirten oder Schreiners gewesen, so genau weiß ich das nicht. So weit ich weiß, ist er auf Befehl des Pontius Pilatus hingerichtet worden, der damals Prokurator dort war. Der wird schon gewusst haben warum.«
Valerius bedankte sich für die Auskünfte und verließ die ansehnliche Witwe, nicht ohne einen genussvollen Blick in den weiten Ausschnitt ihrer Tunika und auf die reizenden Wölbungen zu werfen, die er preisgab. Das entging ihr nicht, und sie errötete leicht, was den Tribunen schmunzeln ließ.
Sein nächster Weg führte ihn quer durch die Stadt zu dem Parfümhändler Haparonius, der ihn weit weniger freundlich empfing.
»Was schert mich der Tod meines Sklaven Syphonius, dieses liederlichen Herumtreibers?«, schrie er. »Dreißig Denarii hat er mich gekostet. Wer zahlt mir den Verlust? Woher soll ich wissen, mit wem er in den kargen Stunden seiner Freizeit Umgang hatte? Rumgetrieben haben wird er sich, der unnütze Bursche, in den Bordellen der Stadt, was weiß ich! Und nun lass mich in Ruhe, ich habe eine Lieferung für Lugdunum fertig zu machen, die nicht warten kann.«
Valerius hakte einen weiteren Namen auf seiner Liste ab. Der nächste Name war der einer Frau: Gaia Antonia, Gattin des Honorius Antonius. Vom Prätor hatte er erfahren, dass Antonius einige Lagerhallen auf der Rheininsel besaß. In der Hoffnung, ihn dort anzutreffen, machte er sich auf den Weg zum Forum . In einer kleinen Caupona aß er hastig eine völlig versalzene Erbsensuppe und ging am Prätorium vorbei zum Marstor, wo eine breite Holzbrücke auf die Rheininsel zum Forum Mercatorium führte. Das war die Stelle, die er von seinem Zimmer aus so gut beobachten konnte, und auch jetzt wieder war sie vom Geschrei der Kaufleute, vom geschäftigen Hin- und Hereilen der Sklaven und Träger erfüllt. Vier Schiffe lagen an dem schmalen Landungssteg und wurden entladen.
»Kannst du mir sagen, wo ich Honorius Antonius finde?« Der Bursche, den Valerius angesprochen hatte, roch übel aus dem Mund. Er bleckte seine gelben Stummelzähne, blickte auf die Tribunenuniform und sagte: »Das kostet, Herr, das kostet! Wenn du von Simeon eine Auskunft haben willst, dann musst du zahlen.«
Valerius gab ihm zwei As und das Gesicht des Mannes leuchtete auf. »Dort hinten, wo der große Getreidespeicher steht. Siehst du die zwei Sklaven, die die Säcke hereinbringen? Der Kleine, der vor ihnen steht, das ist Antonius.«
Antonius war tatsächlich sehr klein geraten, der Tribun überragte ihn um mehr als zwei Häupter.
»Nicht dahin, du Taugenichts! Ihr Götter habt Erbarmen, muss man alles selbst machen?«, fuhr er grob
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