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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Führer in Rom, hat darüber in einem Brief geschrieben. Hier lies selbst!« Sie ging zu einem Eckregal, in dem sich mehrere Buchrollen befanden, griff eine Rolle heraus und überreichte sie dem Tribun. Neugierig entrollte Valerius den Libellus :

    Simon Petrus, Knecht und Apostel des Herrn, an die auserwählten
    Fremdlinge in der Diaspora von Germanien, die durch die
    Gnade unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus den gleichen
    kostbaren Glauben wie wir erhalten haben.
    Gnade euch und Friede in reichem Maße!
    Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus!
    Er hat uns nach seiner großen Barmherzigkeit durch die
    Auferstehung Jesu Christi von den Toten wieder geboren zu
    lebendiger Hoffnung. Schon liegt es im Himmel bereit für euch,
    die ihr in Gottes Kraft durch den Glauben bewahrt werdet für
    das Heil, das am Ende der Zeit offenbar wird.
    Dann werdet ihr frohlocken, mögt ihr auch jetzt auf kurze Zeit,
    wenn es sein soll, durch mancherlei Prüfungen Trübsal erleiden.
    Dadurch soll euer Glaube bewährt und für weit wertvoller
    befunden werden als das vergängliche Gold, das durch Feuer
    geläutert wird.

    Valerius ließ die Rolle sinken. »Was soll ich mit den unverständlichen Worten eures Führers? Hier steht nichts über den toten Maternus.«
    »Du musst weiterlesen, Tribun«, drängte Julia ihn sacht. »Lies weiter, dort unten, lies doch!« Sie führte seinen Finger zu einer Textstelle am unteren Rand der Schriftrolle:
    Seht, meine Brüder und Schwestern, ich sende euch die Brüder
    Eucharios, Valerius und Maternus, damit sie die Worte unseres
    Herrn in eure Herzen tragen. Die ersten beiden kennt ihr bereits,
    dem Maternus aber widerfuhr die Gnade unseres Herrn in
    besonderer Weise: Er ist der Jüngling, den unser Herr Jesus
    Christus in Nain von der Totenbahre erweckte und der danach
    zu unserem liebsten Jünger wurde. Lange Zeit hat er uns begleitet,
    und gerne hätte ich ihn hier im Babylon unseres Glaubens
    behalten. Aber wer liebt, muss auch gehen lassen, und so sende
    ich ihn euch und weiß doch, wie wertvoll er mir bei euch sein
    wird.
    Seid auf der Hut, dass ihr euch nicht vom Wahn der Gottlosen
    fortreißen lasst und eure Festigkeit verliert. Wachset vielmehr
    in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes.
    Ihm sei Herrlichkeit jetzt und für den Tag der Ewigkeit! Amen!

    » Was ist mit ›Babylon unseres Glaubens‹ gemeint?«, fragte Valerius nachdenklich.
    »Damit ist Rom gemeint, die Hauptstadt der Sünde und des Unglaubens.«
    »Und du glaubst das alles?«
    »Ich glaube es mit jeder Faser meines Herzens«, antwortete die Witwe fest.
    »Und wie kam es zu dieser angeblichen zweiten Totenerweckung?«
    »Maternus ist auf seiner Wanderung von Rom hierher in der Gegend von Argentoratus ums Leben gekommen. Die näheren Umstände kenne ich nicht. Jedenfalls sind seine Gefährten, unter ihnen Eucharius und Valerius, zurück nach Rom zu Petrus gereist. Der hat ihnen seinen Apostelstab mitgegeben, mit dem sie ihn wieder zum Leben erweckt haben. Mehr weiß ich nicht. Glaub es, oder lass es. Mir ist es egal! Und jetzt möchte ich meine Ruhe haben!« Aufgeregt hob und senkte sich ihr stattlicher Busen, die Stimme hatte an Festigkeit gewonnen.
    »Gut. Ich werde dich nicht weiter belästigen, jedenfalls im Augenblick nicht. Es kann aber sein, dass ich weitere Fragen an dich oder Maternus habe, und dann werde ich zurückkommen.«

XII.
Gefährliches Gastmahl
    Auf dem Weg zu seinem Quartier schwirrte ihm der Kopf. Was er heute alles gehört hatte, musste erst einmal verkraftet werden. Aber in seiner Mission war er keinen Schritt vorangekommen. Was für eine merkwürdige Sekte! Und doch, einen so festen und unbeirrbaren Glauben hatte er unter seinen römischen Landsleuten nicht angetroffen. Die alten Gottheiten hatten ihre Bedeutung weitgehend verloren. War man in Not, so opferte man ihnen. Erhielt man, um was man bat, so dankte man ihnen. Erhielt man es aber nicht, wussten die Götter wohl schon, warum sie das Erbetene verweigerten. Götter – gab es die überhaupt? Saßen sie im Olymp und blickten auf die bedrängte Menschheit herab? So ein Gott, der sich unter die Menschen begibt, Kranke heilt und Tote erweckt, war nicht schlecht. Jedenfalls fassbarer als die Götter im fernen Olymp!
    Als Valerius das Forum überquerte und sich nach links zum Cardo Maximus wandte, meldete sich sein Magen knurrend und erinnerte ihn daran, dass er außer der versalzenen Erbsensuppe und etwas Obst noch

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