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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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beigestanden, nicht wahr?« Sie strahlte ihn an und ließ ein schelmisches Augenzwinkern folgen. Valerius fühlte sich befangen, als er die schöne Frau sah. Er musste sich eingestehen, dass er sich in die rassige Sklavin verliebt hatte – auch wenn er sich dafür selbst einen Narren nannte. In eine Sklavin! Das war ihm in Rom nie passiert. Sklavinnen nahm man sich, wenn man Lust dazu hatte, aber man vergeudete keine Gefühle an sie. Aber bei Dirana war es anders ...
    Er schluckte. »Nun, äh ... es sieht ganz danach aus«, stammelte er. »Aber was machst du hier? Ist deine Kollegin, wie hieß sie, Rubia ... äh ... oder ...«
    »Der Herr hat Rufilla verkauft«, unterbrach Dirana das Gestammel des Tribun.
    »Verkauft? Äh ..., wieso verkauft?«
    »Warum nicht? Er kann tun, was er will. Und Rufilla hat er an einen gallischen Weinhändler verkauft, der sich in sie verliebt hat. Er wird sie freilassen, und dann werden sie heiraten. Glückliche Rufilla.«
    »Kommt das oft vor?«
    »Du meinst, dass wir einen finden, der uns liebt und uns dann kauft? Nein, nicht oft, aber ich hatte auch schon mehrere solcher Angebote.«
    »Und du wolltest nicht?«
    »Lieber stehe ich als Sklavin hier an diesem Stand, als dass ich als Freigelassene einem schmerbäuchigen Fischhändler nach Narbo folge oder einem klapperdürren Veteran nach Novaesium oder einem geilen alten Bock nach Mogontiacum. Nein, danke!«
    »Das waren deine Angebote?«
    »Ja, und ich habe sie abgelehnt. Den Göttern sei Dank, aber unser Herr verkauft uns nur selten gegen unseren Willen. In meinem Fall hat er mein Bitten erhört.«
    »Und die Gegenleistung?«
    »Keine Gegenleistung! Ich weiß, was du meinst, aber der Aedil hat mich bisher nicht angerührt. Er hat seine geliebte Honoria, die ihn vollauf zufrieden stellt.«
    »Was macht eine Sklavin, wenn alles verkauft und der Stand abgeräumt ist?«
    »Sie geht nach Hause und tut ihren Dienst dort.«
    »Tanzen?«
    »Nein! Tanzen nur bei besonderen Gelegenheiten. Sie wäscht, sie putzt, sie füllt die Öllampen.«
    »Hat sie nie freie Zeit?«
    »Doch, manchmal am Abend.«
    »Ist es der Sklavin des Aedils erlaubt, mit einem Tribun zum Essen zu gehen?«
    Ein freudiges Lächeln glitt über Diranas Züge. »Ich werde Tomocrates fragen.«
    »Wer ist das schon wieder?«
    »Tomocrates ist der Maiordomus , er führt die Aufsicht über alle Sklaven.«
    »Und welche Gegenleistung wird er fordern?«
    Dirana lachte silberhell und ließ dabei ihre langen schwarzen Haare durch die Luft wirbeln. »Keine von denen, Herr, die du dir vorstellst! Er liebt nur seine Frau!«

    ***
    Valerius beschließt, den angenehmen Sommernachmittag zu genießen und einen Umweg zu seinem Quartier zu nehmen. Am Ende der Seitengasse biegt er wieder nach links auf die Hauptstraße ab. In diesem Viertel zwischen dem Cardo , dem Nordtor und der Porta Martis liegen nicht nur die edelsten Häuser, hier findet man auch die feinsten Geschäfte, die teuersten Auslagen. Die meisten Händler nutzen das herrliche Wetter und bieten ihre Waren auf schmalen Holztischen feil, die sie vor ihren Laden gestellt haben.
    Ein dichter Strom von Menschen wälzt sich an diesen Tischen entlang, bleibt hier stehen, plaudert dort, feilscht mit dem einen oder schimpft über die Preise des anderen. Mitten im Gewühl fluchende Lastenträger oder Sänften, die sich schwankend ihren Weg durch die Menge bahnen. Es sind meist riesenhafte, stämmige Burschen, die unter dieser besonderen Last schnaufen, Hünen aus Bitynien oder Cappadocien, Illyrer oder auch einheimische Germanen.
    An der nächsten Ecke hat ein Goldschmied sein funkelndes Geschmeide ausgelegt, gleich daneben preisen zwei Geldwechsler laut ihre Ehrlichkeit – und werden den Kunden beim Wechseln römischer Denare in gallische Münzen dennoch übervorteilen.
    Valerius bleibt vor einem fliegenden Händler stehen und ersteht für drei Asse einige schmackhafte lukanische Würstchen, aus frischer Schlachtung, wie der Gallier treuherzig versichert. Bäckerjungen rufen die Ware aus, die sie in Körben mit sich tragen, und loben ihre unvergleichliche Qualität. Kuchen mit Zuckerguss, kleine Brote, frisches Obst, alles wird angeboten, dazwischen Händler mit ihren Wein- und Wasserschläuchen auf dem Rücken. In einer Ecke rasiert ein Tonsor seinen Kunden und schwatzt ohne Unterlass auf ihn ein. Der Arme hat die Augen geschlossen und lässt den Redeschwall geduldig über sich ergehen.
    Ein Schuljunge eilt hastig und mit besorgter Miene

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