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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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... äh ... ich meine ..., wie darf ich dich denn nennen?«
    »Mein Praenomen ist Marcus, mein Nomen gentile Valerius und mein Cognomen Aviola. Also such dir einen aus!«
    »Aviola? Was bedeutet dieser Beiname?«
    Die Kutsche näherte sich inzwischen dem Nordtor, aber sie kam nur mühsam voran, denn jetzt, nach Sonnenuntergang, verstopften Kutschen, Karren, Sänften und Reiter die engen Straßen.
    »Aviola bedeutet ›Der Einsame‹.«
    »Was für ein merkwürdiger Beiname«, lachte Dirana.
    »Ich habe ihn von meinem Großvater übernommen. Wir haben ein Landgut in Etrurien, auf dem jetzt meine Eltern leben. Es liegt völlig abgeschieden in den Bergen. Daher kommt wohl der Name.«
    Die Straße nach Novaesium war wie die nach Bonna eine Heerstraße von militärisch-strategischer Bedeutung und deshalb besonders breit und ziemlich gerade angelegt, was eine zügige Fahrt ermöglichte. Bald lagen die an die Stadt grenzenden Siedlungen der Einheimischen hinter ihnen, ebenso die Glashütten und Töpfereien am Wegrand. Die Straße führte jetzt durch dichten Wald, der nur ab und zu durch kleinere Ansiedlungen unterbrochen wurde. Ein Meilenstein gab die Entfernung nach Novaesium mit XX Milia Passuum an.
    »Das ist Buruncum «, rief Dirana, »und gleich kommen wir durch Durnomagus. «
    »Woher kennst du diese kleinen Orte alle?«, wunderte sich der Tribun.
    »Bei Buruncum hat Statilius ein Landgut, und in Durnomagus gehören ihm drei Töpfereien. Ich bin schon mehrfach mit ihm da gewesen.«
    »Ist er so reich?«
    »Ja, sehr!«
    »Und woher hat er diesen Reichtum?«
    »Frag’ nicht, Herr ... äh ...Valerius.« Sie hatte sich offensichtlich für den Familiennamen entschieden, was nicht unüblich war. Der Vorname wurde vor allem unter Freunden benutzt.
    »Du weißt es nicht? Oder willst du es nicht sagen?«
    Zarte Finger verschlossen den fragenden Mund.
    Der Kutscher hatte nicht gelogen. Nach weniger als drei Stunden hatten sie die Gaststätte »Adler von Novaesium « erreicht. Das Haus lag am hohen Uferrand des Rhenus , von wo der Blick weithin stromauf- und -abwärts und nach Osten bis zu den Bergen reichte. Stallungen und ausgedehnte Wirtschaftsräume grenzten das Haupthaus zum Fluss hin ab. Über dem Eingang thronte ein überdimensionaler Adler, offenbar in Anlehnung an römische Legionsstandarten. Das weiß getünchte, ausladende Gebäude machte einen sauberen und sehr gepflegten Eindruck. Ein herbeieilender Sklave öffnete die Tür der Kutsche und geleitete Valerius und Dirana zu der breiten, zweiflügeligen Tür des Gasthauses. Der Innenraum bot reichlich dreißig Gästen Platz und war etwa zur Hälfte besetzt, zum größeren Teil mit römischen Offizieren in ihrer Uniform. An ihren Rangabzeichen erkannte Valerius mehrere Militärtribune, einen Präfekten sowie einen Quaestor militum. In der Mitte des Raumes spendete ein Springbrunnen angenehme Kühlung. An den Wänden hingen Fackeln, die den Raum erhellten, außerdem standen kleine Öllämpchen auf allen Tischen. Anders als bei einem privaten Gastmahl lagen die Gäste nicht auf Liegen, sondern saßen in breiten Korbsesseln, jeweils sechs um einen länglichen Tisch. Bei jedem Tisch hielten sich zwei Sklaven bereit, um die Wünsche der Gäste zu erfüllen.
    Man führte die Neuankömmlinge an einen etwas abseits stehenden kleineren Tisch. Kleinere Tische verfügten offensichtlich nur über einen Sklaven, der bediente. Dieser hier rückte die Sessel zurecht und wünschte mit gekünstelter Stimme einen guten Abend. Ein schlanker Mann mit schütterem grauen Haar in einer blauen Toga kam gemessenen Schritts auf Valerius und Dirana zu und stellte sich als Wirt vor. Mit abschätzendem Blick taxierte er seine Gäste.
    »Faustus Symmachus grüßt seine edlen Gäste. Der Adler von Novaesium wird versuchen, euch alle Wünsche zu erfüllen. Welcher Wein wird bevorzugt?«
    Auf einen Wink des Wirts trat der Sklave an den Tisch und reichte eine Tontafel, auf der mit Kreide edle Weine aus allen Ländern aufgeführt waren. Valerius entschied sich für einen vierjährigen Weißen aus den Sabiner Bergen. Eine gute Wahl, wie der Wirt meinte, aber sein arrogantes Lächeln strafte ihn Lügen. Wenig später stand der funkelnde Wein in einer silbernen Calix vor ihnen. Auf einer Wandtafel waren die Spezialitäten des Hauses mit Kreide notiert:

GLIRES
Gefüllte Haselmäuse
GVSTVM DE HOLERIBVS
Vorspeise von geschmorten Zwiebeln
OVA SPONGA
Omelette
PATINA DE APVA FRICTA
Geröstete Spieslinge in der

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