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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Werk beenden, das ich begonnen habe. Du hast mächtige Feinde, Tribun! Mehr sag’ ich nicht. Nur so viel: Wenn du dich abends zum Schlafen legst, schau unter die Liege. Wenn du Nahrung zu dir nimmst, lass sie vorkosten. Wenn dir ein Mann die Hand reicht, vergewissere dich, dass sie keinen Dolch verbirgt. Und wenn ein Weib dich zum Liebesspiel empfängt, dann achte darauf, dass sie keine Schlinge in der Hand hat! Du entgehst dem Tod nicht!« Er setzte sich auf seine verschmutzte Strohmatte und murmelte einige germanische Worte. Valerius wusste, dass er aus diesem verstockten und verbitterten Mann nichts herausbekommen würde und verließ die trostlose Zelle.
    In einer Garküche in der Nähe des Südtors nahm er eine Erbsensuppe mit viel Speck zu sich und suchte dann den capitolinischen Tempel auf. Die Schulter war immer noch verbunden, schmerzte aber kaum noch. Er brachte Jupiter ein üppiges Opfer aus dem Goldbeutel Agrippinas dar und verlangte den Oberpriester zu sprechen. Ein Gehilfe führte ihn in einen Nebenraum und bat ihn zu warten. Wenig später betrat ein würdiger alter Greis den Raum, den kahlen Kopf mit einem weißen Tuch verhüllt.
    »Ich bin Synosios, der Oberpriester. Du wolltest mich sprechen? Was wünschst du?«
    »Es geht um Garunnian, den ermordeten Priester dieses Tempels.«
    Synosios zog die Augenbrauen hoch. »Das geschah vor fünf Wochen, und bisher hat sich niemand darum gekümmert. Beamte des Aedils waren hier und haben ein paar unnütze Fragen gestellt. Das war’s. Was hast du damit zu tun?«
    »Ich bin vom Prätor mit Sonderermittlungen beauftragt. Wir haben den Verdacht, dass die Tat in Zusammenhang mit anderen Morden stehen könnte, die im Laufe des letzten Jahres in dieser Stadt geschehen sind.«
    »Wir haben von diesen unseligen Taten gehört, können uns aber nicht vorstellen, was sie mit der Ermordung Garunnians zu tun haben sollten ...«
    »Alle Opfer trugen den Buchstaben auf der Stirn, ein N oder ähnlich. Ist das nicht Zusammenhang genug? Sag, hat sich das Verhalten Garunnians in letzter Zeit verändert?«
    Synosios schien einen Augenblick zu überlegen, dann hatte er sich offensichtlich entschlossen, dem Tribun die Wahrheit zu sagen. »Du hast Recht, er hatte sich verändert. Er ging seit einiger Zeit seiner Wege. Wenn der Dienst im Tempel beendet war, suchte er nicht wie früher seine Cella auf, sondern es trieb ihn vermehrt in die Stadt. Ja, es gibt Leute, die ihn in schlechter Gesellschaft gesehen haben wollen.«
    »Schlechte Gesellschaft?«
    »Ja. Man berichtete mir, er habe an heimlichen Versammlungen einer orientalischen Sekte teilgenommen, die einen Betrüger aus Judäa anbeten.«
    »Sie nennen ihn Chrestos , den Gesalbten, nicht wahr?«
    »Du sagst es, Tribun. Doch fehlt mir der Glaube, dass er wirklich Interesse an ihrem verworrenen Glauben gefunden haben sollte.«
    »Was könnte ihn dann in ihre Kreise getrieben haben?«
    »Ich will offen zu dir sein. Ich hatte den Eindruck, dass er sich unter diese Leute schmuggeln wollte, um ihnen zu schaden. In Wahrheit muss er sie gehasst haben, denn er war ein treuer Diener unserer alten Götter.«
    »Und du glaubst, sie waren es dann auch, die ihn getötet haben?«
    »Das vermute ich, Tribun. Anders kann es kaum gewesen sein. Eines Morgens fanden wir ihn, tot und kalt. Man hatte ihn erdolcht und er trug jenes unselige Zeichen auf seiner Stirn. Sie müssen am Abend heimlich eingedrungen sein.«
    »Sie?«
    »Garunnian war ein kräftiger Mann. Einer allein wird es kaum geschafft haben!«
    »Ich danke dir, edler Synosios. Wenn dir noch etwas einfällt – du weißt, wo du mich finden kannst.«
    Der Priester nickte. »Die Götter mögen mit dir sein!«

XVII.
Dirana
    Valerius beschloss, zunächst einmal zum Prätorium zurückzukehren. Man müsste Maternus noch einmal befragen, um mehr über Garunnian zu erfahren. Strahlender Sonnenschein lag über Colonia Agrippinensium, und die Menschen bevölkerten in Scharen die Plätze und Gassen. Der Tribun ging durch die mit Buden und Verkaufsständen gefüllte Seitengasse. Überall standen Menschen und schwatzten, kleine Statuen, Amulette und Zaubertränke gingen über den Tresen und füllten die Geldbeutel der Verkäufer.
    Ob Dirana an ihrem Stand war? Sie war es! Schon von weitem lachte die Sklavin Valerius an.
    »Sieh an. Der berühmte Tribun gibt mir die Ehre. Die halbe Stadt spricht von dir und deinem heldenhaften Kampf gegen den tückischen Germanen. Offensichtlich hat mein Amulett dir

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