Ahnentanz
er nicht danach, als ob er ihr die Schuld an irgendetwas geben wollte.
Er schwieg so lange, dass sie schon glaubte, die Verbindung sei unterbrochen, doch schließlich ergriff er wieder das Wort. „Kendall, das mag jetzt nach einer seltsamen Bitte klingen, aber … bitte geh heute Abend nicht aus, ja? Geh nach Haus, schließ dich ein und mach das Beste draus. Jag nicht irgendwelchen fehlgeleiteten Touristen hinterher, okay?“ Der letzte Satz klang bemüht scherzhaft.
„Ist irgendwas nicht in Ordnung?“, fragte sie.
„Nichts Neues. Bleib einfach zu Hause, tust du das?“ „Okay“, stimmte sie zu und fragte sich, warum er so ernst klang. Machte er sich aus irgendeinem Grund Sorgen um sie? Oder hatte er nur Angst, dass sie sich mit einem anderen Typen traf? Sie waren nicht zusammen oder so was, aber für was für eine Frau hielt er sie überhaupt?
Doch tief im Innersten wusste sie, dass seine Warnung nichts damit zu hatte, dass sie miteinander geschlafen hatten. Etwas machte ihm Sorgen, und das machte wiederum ihr Sorgen. Ihr gefiel diese neue Unsicherheit nicht. Dies war ihre Stadt. Sie liebte sie. Und sie hasste es, Angst vor ihr haben zu müssen.
„Ruf mich an, wenn … nun, einfach jederzeit“, sagte er. „Das mache ich“, erwiderte sie.
Dann fragte er sie etwas linkisch: „Du hast doch von dieser Wohltätigkeitsgala gehört, die Jeremy am Samstagabend im Aquarium veranstaltet, oder?“
„Natürlich.“
„Hättest du Lust, mit mir hinzugehen?“
Sie war überrascht. Bat er sie um eine Verabredung? Oder wollte er dort einfach nicht solo auftauchen?
Spielte es eine Rolle?
„Sicher. Ich hatte noch überlegt, mir ein Ticket zu kaufen.
Ist ja schließlich für einen guten Zweck.“
„Ich habe jede Menge Tickets. Wir haben um die zwanzig gekauft, um einen Anstoß zu geben.“ Wieder schwieg er einen Moment. „Wenn du möchtest, kannst du gerne Freunde mitbringen.“
Okay, dann war es also kein Date. Vielleicht spekulierte er darauf, dass sie Vinnie mitbrachte, damit er ihn im Auge behalten konnte.
Allerdings würde Vinnie an einem Samstagabend arbeiten. Zum Teufel, am Telefon war sie nicht in der Lage, Signale zu interpretieren. Und vielleicht waren da auch gar keine Signale zu interpretieren.
„Das klingt großartig. Ich lasse es meine Leute wissen. Ich hätte gern meine Freundin Sheila mitgebracht, aber sie ist noch nicht aus dem Urlaub zurück.“ Innerlich jaulte sie auf. Sheila war außerhalb der Stadt. Sie musste es einfach sein.
„Frag Mason, ob er mitkommen will. Und Vinnie, falls er sich den Abend freinehmen kann.“
Also wollte er tatsächlich ein Auge auf Vinnie haben. „Okay“, sagte sie und fühlte sich lächerlicherweise enttäuscht.
„Ich melde mich dann bald wieder“, sagte er.
„Sicher. Bye.“
Er verabschiedete sich nicht, sondern legte nur auf. Sie setzte den Hörer wieder auf die Station.
„Können wir jetzt schließen?“, fragte Mason. „Natürlich.“
Er kam zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern.
„Willst du rauskommen und mit mir spielen, kleines Mädchen?“
„Willst du wieder ins Hideaway?“, fragte sie.
Er zuckte die Achseln. „Wenn du einen Ort gefunden hast, den du magst, warum solltest du ihn dann wechseln. Herrje, ich habe nicht einmal eine Katze, zu der ich nach Hause kommen kann.“
„Und du glaubst, dass du die Liebe deines Lebens in einer Bar findest?“
„Vielleicht nicht. Aber ich nehme es leicht. Ich bin schon glücklich mit einem halbwegs gut aussehenden Mädchen, das nur nach einer heißen Nacht mit viel Sex verlangt“, zog er sie auf.
„Oje, vergib mir. Ich passe. Ich werde auf dem Weg nach Hause irgendwo etwas essen, dann das ausgesucht schlechte Fernsehprogramm genießen und bald schlafen.“
Sie schlossen ab und trennten sich. Sie ging nach Hause, während er in Richtung Bourbon Street marschierte.
Aidan hatte seine Taschen gepackt und checkte aus dem Hotel aus. Er konnte während der Renovierungsarbeiten ebenso gut auf der Plantage wohnen. Zuerst hatte er geglaubt, dass man Wände einreißen und es dort kein Wasser oder Strom geben würde. Doch ohne größere Bauarbeiten bestand kein Grund, weiter ein Hotel zu zahlen, wenn er bequem in dem Hauptschlafzimmer übernachten konnte. Da es dort draußen keinen Internetanschluss gab, kehrte Zach jeden Abend in die Stadt zurück, um weiter im Internet zu recherchieren. Jeremy wollte ebenfalls in der Stadt bleiben. Doch Aidan hatte das Bedürfnis nach etwas
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