Ahnentanz
sich einzureden, dass es ihr sowieso völlig egal war, was Aidan Flynn von ihr dachte.
Jonas rief sowohl Hal Vincent als auch Jon Abel an, woraufhin er sich bei Aidan meldete, um ihn auf dem Laufenden zu halten. Seinen ersten Halt legte Aidan bei dem Gerichtsmediziner ein. Zu seiner Überraschung kam Jon Abel sofort nach vorn, um ihn zu empfangen. Er war nicht unbedingt herzlich, aber zumindest höflich. Aidan gab ihm das Kleid, das Vinnie als das Kleidungsstück identifiziert hatte, das Jenny Trent an ihrem vermutlich letzten Abend auf Erden getragen hatte. „Sie haben Knochen – von zwei verschiedenen Frauen, wie Sie mir sagten –, und Sie haben die Blutprobe, die ich Ihnen gebracht habe. Ich glaube, dass Ihre Techniker Hautzellen auf dem Futter dieses Kleides finden könnten, die zu einer Frau namens Jenny Trent passen. Wenn Sie all diese Dinge einem DNA-Test unterziehen, werden wir hoffentlich erfahren, ob einer dieser Knochen zu ihr gehört.“
„Ich kann es versuchen“, sagte Abel, der auf das Kleidblickte. „Ich kann es versuchen. Die Blutprobe ist sehr stark zersetzt. Wie es mit den Knochen steht, weiß ich nicht. Und vielleicht finden wir abgelöste Hautzellen. Ich werde es versuchen. Mehr als das kann ich Ihnen nicht versprechen.“
„Wir haben ein Mädchen, das eindeutig im French Quarter verschwand. Sie hatte Familie, und diese Familie verdient unser Bestes“, sagte Aidan.
„Ich sagte Ihnen ja, wir tun, was wir können“, entgegnete Abel.
Aidan wusste nicht recht, warum er Abel die Haarbürste nicht gab oder warum er sie auch Hal Vincent nicht geben wollte. Wenn die Knochen oder das Blut nicht zur DNA-Bestimmung reichten, würde die DNA aus den Haaren auch nicht viel nützen.
Er dankte dem Gerichtsmediziner und ging.
Auf dem Polizeirevier empfing ihn Hal Vincent. Es war schwer zu erkennen, was der Mann dachte, doch als er Aidan in sein Büro geführt hatte, übergab ihm dieser den Rucksack mitsamt Jenny Trents Pass und erzählte ihm alles, was er bislang aufgedeckt hatte.
„Ich werde Vinnie hierher bringen und mit ihm sprechen“, sagte Hal.
Aidan dachte einen Moment nach und sagte dann zu seiner eigenen Überraschung: „Ich glaube, Vinnie sagt die Wahrheit, dass er sie an der Tür verließ. Ich glaube nicht, dass er es getan hat.“
„Ach ja?“, fragte Hal und blickte zu ihm hoch.
„Man lernt Menschen einzuschätzen“, sagte Aidan.
Hal blickte rasch hinunter auf den Rucksack. „Klar. Manchmal. Wenn Sie mit Sicherheit wissen, dass dieses Mädchen hier verschwunden ist, werde ich dafür sorgen, dass einige unserer besten Officer mit dem Fall betraut werden.“
Aidan beugte sich vor. „Was ist mit ihrem Wagen?“ „Ihrem Wagen?“
„Er wurde auf einem öffentlichen Parkplatz gefunden“, sagte Aidan.
Hal Vincent strich sich über das Kinn. „Tatsächlich? Nun, ich werde herausfinden, ob er noch beschlagnahmt ist oder was.“ Er blickte Aidan an. „Wie sind Sie an der Sache beteiligt?“
„Ich wurde von der nächsten Angehörigen engagiert.“
Hal lehnte sich mit verärgerter Miene zurück. „Ach ja? Wie haben Sie das denn geschafft?“
„Ganz einfach. Ich habe eine Frage gestellt.“ Aidan erhob sich. „Danke für Ihre Hilfe.“
„Das ist mein Job“, erwiderte der Detective, und ein Hauch Stahl lag in seiner Stimme. „Danke für Ihre Hilfe.“
„Ja, ich werde mich wieder melden“, sagte Aidan und verließ das Büro. Er spürte Hals Blick durch das Fenster in seinem Rücken, als er das Revier verließ.
Es war fast sechs Uhr, als das Telefon im Laden läutete. Kendall, die ihre Unruhe zu verbergen suchte, wollte abnehmen, doch Mason war schneller. Reiner Schalk blitzte in seinen Augen, während er freundlich mit dem Teilnehmer am anderen Ende sprach.
Sie seufzte verzweifelt auf, und schließlich übergab er ihr den Hörer.
„Es ist für dich.“
„Herrje, danke.“ Sie hob den Hörer ans Ohr und fragte:
„Hallo?“
„Hey, hier ist Aidan.“
„Hey.“ Sie zögerte und versuchte es dann mit einem scherzhaften Ton. „Ich hörte, du hast Vinnie gesehen und ihn nicht direkt ins Gefängnis gesteckt.“
„Ja.“ Er schwieg einen Moment, bevor er fragte: „Bei dir alles in Ordnung?“
„Natürlich“, erwiderte sie.
„Ich fahre zurück auf die Plantage. Ich habe mich entschlossen, heute dort zu übernachten.“
„Oh. Nun, ich nehme an, das ist gut. Ich meine, du bist da, falls irgendjemand einen weiteren Streich spielen will.“ Zumindest klang
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