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Ahoi, liebes Hausgespenst!

Ahoi, liebes Hausgespenst!

Titel: Ahoi, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Damen in Rokokokostümen und Sonnenschirmchen hier lustwandelten und sich von schwarzen Bediensteten Erfrischungen hatten reichen lassen.
    Léon zeigte ihnen mit zahnlosem Grinsen, wo er sein Taxi geparkt hatte und wo sie ihn wieder treffen würden. Die Kinder nickten und rafften ihre Fremdsprachenkenntnisse zusammen und sagten: „Yes“, „Okay“, „Oui“ und sogar „Si, si“. Léon begriff, daß dies Zustimmung bedeuten sollte, und zog sich in den Schatten einer Palme zurück, um sich eine Zigarette zu drehen.
    Uschi stand auf einem Steinbrocken und winkte die Passagiere von der Wassermann zusammen. Als sie sich vergewissert hatte, daß niemand fehlte, zog sie an der Spitze ihrer Schäfchen — „ihrer Hammelherde“, wie Brian das unfein nannte — los. Sie führte sie kreuz und quer durch die Ruine und die Überreste des Parks. Auch eine Kirche, die für die Sklaven gebaut war, durften sie besichtigen. Immer wieder blieb sie stehen und gab Erklärungen ab. Aber da Monika und ihre Freunde am Ende des Zuges trotteten, verstanden sie nur wenig. Sie bekamen gerade noch mit, daß das Schloß von einem französischen Baumeister mit ungeheuren Kosten nach europäischen Vorbildern erbaut worden und daß mehr als achtzig Prozent der Bevölkerung von Haiti katholisch war und sich ein Bischofssitz in Cap Haitien befand.
    Im Vergleich zu dem, was Simon erzählt hatte, fand Monika Uschis Bericht langweilig. Sie hätte gern gewußt, wie die Herren von Sans Soucis tatsächlich vertrieben worden waren. Hatten sie rechtzeitig von der Revolution Wind bekommen und sich auf ein Schiff retten können? Oder hatten die aufgebrachten Sklaven sie in der Nacht überfallen und in ihren Betten umgebracht? Waren auch Kinder darunter gewesen?
    Monika zog es schließlich vor, zu glauben, daß die gräfliche Herrschaft — denn um Grafen mußte es sich mindestens gehandelt haben — glücklich entkommen war, samt Juwelen und ihrem gehorteten Gold, und daß die Gräfin überdies noch ihre schwarze Zofe mit nach Paris genommen hatte. Daß die entmachteten Plantagenbesitzer auf ihrer Flucht vom Regen in die Traufe gekommen wären, denn auch in Frankreich herrschte ja Revolution, ein gewaltiger gesellschaftlicher Umsturz, machte sie sich nicht klar.
    „Der Glanz ist vergänglicher als das Elend“, sagte Ingrid in ihre Träume hinein.
    „Was?“ fragte Norbert dumm, und alle starrten Ingrid an.
    „Das ist mir nur gerade so eingefallen!“ sagte Ingrid in einem Ton, als müßte sie sich verteidigen. „All die armen Leute von Haiti... denen muß es doch eines Tages endlich besser gehen, nicht wahr? Aber das kann noch eine ganze Zeit dauern. Aber die hier, die Schloßherren, haben in einer einzigen Nacht alles verloren. Ich glaube, so kann’s einem leicht gehen, wenn man ganz oben ist.“
    „Von der Seite kenne ich dich ja gar nicht“, sagte Monika. „Was soll das heißen?“
    „Daß du dir so tiefschürfende Gedanken machst.“
    „Muß an der Umgebung liegen.“
    „Na, jedenfalls, es wäre ein hübscher Platz für Amadeus. Hier würd’s ihm gefallen.“
    „Meinst du, er ist mitgekommen?“
    „Nein, sicher nicht!“ Etwas unsicher fügte Monika hinzu: „Ich hoffe es jedenfalls nicht.“
    „Zum Kuckuck noch mal, wer ist Amadeus?“ brüllte Brian. „Und wieso könnt ihr nicht feststellen, ob er mitgekommen ist oder nicht?“
    „Merkst du denn nicht, daß die Mädchen dich nur aufziehen wollen?“ mischte Norbert sich ein. „Reg dich ab. Dieses ewige blöde Gerede über einen Amadeus muß ich mir die ganze Schulzeit über anhören.“
    „Du willst sagen: es gibt ihn gar nicht?“
    „Natürlich nicht“, sagte Monika rasch, „wir machen nur Spaß!“ Schnell wechselte sie das Thema. „Guckt mal, ich glaube, da unten gibt es was zu sehen! Verkaufsstände oder so!“
    Die anderen folgten ihrem Blick, und tatsächlich waren unterhalb des Schlosses in einer kleinen Schlucht Buden aufgebaut, zwischen denen sich Ausländer hin und her schoben. Große braune Männer in Khakiuniformen, jeder einen mächtigen Knüppel am Gürtel, bewachten den Trubel.
    „Das scheinen haitianische Polizisten zu sein!“ stellte Norbert fest, und er schlug vor: „Wollen wir mal runter?“
    „Aber Uschi hat gesagt, wir sollen uns nicht selbständig machen“, gab Monika zu bedenken.
    Ingrid stimmte ihr zu, aber die Jungen wollten nicht auf sie hören.
    Ehe sie sich noch entschieden hatten, schwang sich Uschi auf die Brüstung der Terrasse und rief:

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