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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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gedauert. Charlotte war nicht zu halten.«
    » Und die anderen ?«
    Vinzi guckte, als meinte Plotek die anderen tausend Stasispitzel im Westen. Fragend hob er die Schultern.
    »Augustin. Kuhlbrodt.« Plotek machte das Allgemeine konkret.
    »Die habe ich vorher noch nie im Leben gesehen.« Vinzi hob zwei Finger zum Schwur. »Ehrlich.«
    Beide schwiegen nun und tranken wieder Kaffee.
    »Gehen wir mal davon aus, dass das alles mit der Vergangenheit zu hat«, machte Plotek weiter. »Mit Charlotte Liebermann, dem MfS, dem IM. Dann ist es kein Zufall, dass Augustin, Kuhlbrodt, womöglich Sailer und Bruchmeier. . .«, Plotek atmete einmal durch, ». . .und du hier sind.« Erneut musterte er Vinzi. »Hast du eine Einladung auf das Schiff bekommen?«
    »Nein, ehrlich! Ich habe die Reise gebucht, weil wir ausgemacht hatten. . .«
    »Schon okay!«, ging Plotek dazwischen. Aber denkste. Nichts war okay: Denn nach weiteren stillen Überlegungen wurde den beiden klar, dass ihre Reise, wenn alles nach den Vorstellungen des unbekannten Rächers aus der Vergangenheit weiterlief, ein unangenehmes, womöglich tödliches Ende haben könnte. Und wer wollte das schon? Plotek nicht. Vinzi auch nicht.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Vinzi.
    »Den Kopf nach Möglichkeit aus der Schlinge ziehen.«
    »Und wie?«
    »Wenn ich das wüsste. . .«
    Der Jungschriftsteller mit der bleichen Haut und den roten Haaren betrat in seinem zerknitterten Leinenanzug das Cafe. Er grüßte, indem er den beiden freundlich zunickte, und setzte sich ans andere Ende, mit Blick nach draußen. Es stürmte noch immer.
    »Sauwetter«, sagte Vinzi. Plotek nickte.
    Sie klopften an die Tür von Steffen Sailers Kabine. Nichts. Niemand öffnete.
    »Hallo?«, rief Vinzi zaghaft. Nichts.
    Plotek drehte den Türknauf. Die Tür sprang auf. Die Kabine war aber wider Erwarten nicht unbenutzt. Im Gegenteil. Es herrschte ein geradezu heilloses Durcheinander. Als wäre seit Tagen nicht mehr aufgeräumt worden. Das Bett war zerwühlt, als ob gerade noch jemand darin gelegen hatte. Ein Koffer lag aufgeklappt auf dem Sofa. Schuhe standen auf dem Boden herum. Neben dem Bett lag ein Berg schmutziger Wäsche. Diverse Motivkrawatten hingen wie Skalps über der Stuhllehne.
    »Irre, der hat ja eine ganze Sammlung!«
    »Ein Motivkrawattenfetischist!«, sagte Vinzi. »Eine hässlicher als die andere!«
    Auf dem kleinen Schreibtisch herrschte ebenfalls Chaos. Unzählige Papiere, ein paar Bücher, Stifte und Ansichtskarten lagen verstreut herum.
    »Schau mal hier!« Plotek hob einen Zettel in die Höhe.
    »Was ist das?«
    »Dasselbe Schriftstück wie im Herrentäschchen von Bruchmeier«, stellte Plotek fest. »Mit einem Unterschied: IM Stürmer statt IM Broiler.«
    Plotek setzte sich auf das Bett. »Hast du eigentlich auch so einen Wisch?«
    Vinzi hievte sich auf das Sofa und schüttelte den Kopf. In beiden Köpfen herrschte jetzt Hochbetrieb.
    »Ich habe vorhin in einer Internetsuchmaschine den Namen Steffen Sailer eingegeben«, sagte Vinzi, wie wenn man sagt: »Ich war unkeusch im Reden, Denken und Tun.« »Und?«
    »277000 Treffer!«
    »Wow!« Plotek schien wirklich beeindruckt. Einerseits. Andererseits war ihm diese ganze Web-Welt suspekt. Nicht dass er dem Internet gegenüber feindlich gesinnt war. Aber diese selbsternannten Schnösel, die in unzähligen Blogs, die sich wie nässende Hautausschläge verbreiteten, ihre Idiotien worldweit hinausrülpsen, diese Web2.0-Nulpen, deren IQ sich an der Wassertemperatur des Arktischen Ozeans orientierte, gingen ihm mächtig auf die Nüsse. Diese Bettnässer, Muttersöhnchen, Blog-Wichser, die einerseits anonym und ahnungslos herumdenunzierten wie die Blockwarte aus der unrühmlichen deutschen Geschichte und andererseits das Web in erster Linie als Masturbationshilfe für ihr Gratisgeschwätz benutzten, um mit demselbigen selbiges zu versauen. Den Nicknames, den Freizeitaktivisten, diesen selbst ernannte Digitalreportern, die ihm noch unsympathischer waren als die herkömmlichen Journalisten, denen wünschte er, dass sie sich bei ihrem Geschreibsel in ihren eigenen Mauskabeln verhedderten und strangulierten.
    »277000. Und was bedeutet das in Worten?«, fragte er. »In Fakten?«
    »Sailer war tatsächlich zu DDR-Zeiten bis Anfang der achtziger Jahre ein ziemlich erfolgreicher Fußballprofi im Osten. DDR-Oberliga. Vorwärts Frankfurt/Oder. Dynamo Dresden. Dynamo Berlin. Er hat sich dann 1982 bei einem Europapokalspiel in der BRD in den Westen

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