Aibon - Land der Druiden
konnten. Dieses geheimnisvolle Land schien tatsächlich alles in sich zu vereinen. Es war zu einem gewaltigen Magneten der Magie geworden, das alles zu sich heranzog. Himmel, dann Aibon und danach erst die Hölle. So also sah die genaue Konstellation aus.
Mandra wollte natürlich Einzelheiten wissen. Er traute sich nicht mehr zu fragen. Guywano hatte ihm erzählt, was erzählt werden musste, alles andere würde er für sich behalten.
Der indische Geisterjäger hatte im ersten Moment daran gedacht, es mit einer Flucht zu versuchen. Doch trotz der relativen Ruhe, die man ihm gegönnt hatte, war es ihm nicht möglich gewesen, wieder zu Kräften zu kommen. Es gelang ihm kaum mehr, einen Arm zu heben, die Lethargie war zu groß.
Und die Hände näherten sich. Finger waren ausgestreckt. Arme, die einmal Dolche gewesen waren und auf seiner Seite gestanden hatten, griffen nach ihm und packten eisenhart zu.
Wieder spürte Mandra den Druck unter den Achseln, desgleichen an seinen Oberschenkeln und an den Schultern.
Sie hoben ihn hoch. Mandra schaute dabei schräg in die Höhe und auch über den Rand der Mulde hinweg. Über ihr schwebend, ob nah oder fern, das konnte er nicht feststellen, sah er eine geisterhafte Gestalt. Sehr groß, dennoch normal wirkend, und mit weißen, langen Haaren, die wie eine große Fahne im Wind flatterte. Er war es auch, der das helle Gewand gegen den Körper des Zuschauers drückte. Mandra Korab wusste, wen er da sah.
Es war Guywano, der mächtige Druidenfürst, der Herrscher dieses Landes.
Dem Inder fiel ein, dass auch sein Freund John Sinclair Aibon falsch eingeschätzt hatte. Viel zu harmlos. Dieses Aibon war gefährlicher, als man es je hatte einschätzen können.
Mandra konnte nichts unternehmen. Er hing in den Griffen fest. Die schwebenden Arme schafften ihn auf das Rad zu, das größer war als er. Wenn er dort festgeschnallt werden sollte, musste er die Arme und Beine schon ausstrecken, um den äußeren Rand des Kreises zu erreichen. Erst als er sich in der unmittelbaren Nähe des Rads befand, erkannte Mandra, dass der innere Kreis und damit auch die magischen Zeichen ein wenig vorstanden. Bestimmt sollte Mandra dahinter festgeschnallt werden.
So war es auch. Die schwebenden Arme, die ihn hielten, pressten ihn in die Kreise hinein und rissen ihm gleichzeitig Arme und Beine so in die Höhe, dass sein Körper ein großes X bildete und Mandra mit seinen Händen und Füßen an der Innenseite festklemmte. Sie bogen ihm sogar noch die Finger um das Rad und waren zufrieden.
Erst jetzt stellte der Inder fest, dass dieses große Rad aus Metall bestand. Das war kein Holz, das da so kühl seine Haut berührte, sondern reines Metall.
Die Arme wichen zurück. Mandra zählte mit. Eins, zwei, drei, vier… Den fünften sah er nicht.
Dafür seine beiden Dolche, die nahe der vier Arme schwebten. Aber wo befand sich der fünfte? Mandra sah ihn nicht, er spürte ihn nur. Aber auch nicht an seinem Körper, sondern am Rad.
Die Hand klammerte es fest. Es gab einen kurzen Ruck, der nicht allein auf das Metall beschränkt blieb, sondern sich auch auf Mandras Körper übertrug. Er dachte noch daran, was Guywano ihm gesagt hatte. Drehte man das Rad vor, erlebte er die Zukunft. Drehte man es zurück, die Vergangenheit…
Mandra Korab wurde in die Zukunft hineingezogen, denn die Hand hatte das Rad der Zeit nach rechts gedreht…
***
Der rote Ryan hatte sicherlich einen Grund zur Freude, ich weniger, denn sein Lachen gefiel mir überhaupt nicht. Es klang nicht fröhlich, eher das Gegenteil davon. Überheblich, hämisch und auch triumphierend, denn endlich hatte er mich. Ich sah ihn als Feind an. Vergessen, was er uns angetan hatte, konnte ich nicht. Suko und ich wären in dem Wagen mitverbrannt, hätten wir nicht schnell genug reagiert. Andererseits hatte uns der rote Ryan später nichts getan, dann wiederum war Miriam di Carlo von ihm in eine Falle gelockt worden.
Es war tatsächlich ein besonderer Mann, der vor mir stand und allmählich aufhörte zu lachen.
Ich wich dem Blick seiner grünen Augen nicht aus. Und auch er traf keinerlei Anstalten, seine Augen zu schließen oder die Blickrichtung zu verändern. So maßen wir praktisch mit den Augen unsere Kräfte. Bis er nickte. »Du hast den Weg zu mir gefunden«, sagte er dabei. »Das ist gut.«
Ich wollte gleich klare Fronten haben. »Ob es so gut war, zu dir zu kommen, darüber lässt sich streiten.«
»Wieso? Traust du mir nicht!«
»Nein.«
Er
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